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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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erst in Hitze, wenn er seine Vorstellungen ins Maßlose trieb, und das wurde schlimmer mit dem Tage, als er sich daranmachte, Bücher über den Orient zu lesen, und eine Geschichte über den Feldzug nach Ägypten47 aufschlug. Schon erfüllte ihn die Erinnerung an die Kreuzzüge, diese Rückkehr des Abendlandes an seine Wiege, das Morgenland, jene große Bewegung, die das ferne Europa in die Ursprungsländer zurückgeführt hatte, die noch in voller Blüte standen und wo es soviel zu lernen gab. Allein die große Gestalt Napoleons, der dorthin auszog, um für ein großartiges und geheimnisvolles Ziel Krieg zu führen, berührte ihn noch mehr. Wenn Napoleon davon sprach, Ägypten zu erobern, dort eine französische Niederlassung zu gründen und auf diese Weise Frankreich das Monopol im Levantehandel zu verschaffen, so sagte er gewiß nicht alles; und Saccard wollte in dieser Seite der Expedition, die unklar und rätselhaft geblieben ist, ein für ihn selbst nicht recht durchschaubares Vorhaben von gewaltigem Ehrgeiz sehen, die Wiedererrichtung eines unermeßlichen Reiches: Napoleon, in Konstantinopel zum Kaiser des Orients und Indiens gekrönt, verwirklichte, größer als Caesar48 und Karl der Große49, den Traum Alexanders50. Sagte er nicht auf Sankt Helena, als er von Sidney sprach, dem englischen General, der ihn vor Akka aufgehalten hatte: »Dieser Mann hat mich um mein Glück gebracht.« Und was die Kreuzzüge versucht hatten, was Napoleon51 nicht hatte vollenden können, dieser gigantische Gedanke an die Eroberung des Orients, eine wohldurchdachte, mit Hilfe der zwiefachen Kraft von Wissenschaft und Geld ins Werk gesetzte Eroberung, entflammte Saccard. Da ja die Kultur von Osten nach Westen gewandert war, warum sollte sie eigentlich nicht in den Osten zurückfinden, heimkehren in den ersten Garten der Menschheit, in dieses Eden der hindostanischen Halbinsel, die in der Ermattung der Jahrhunderte dahinschlummerte? Das wäre eine neue Jugend, er erweckte das irdische Paradies zu neuem Leben, machte es durch die Dampfkraft und die Elektrizität erneut bewohnbar, erhob Kleinasien wieder zum Zentrum der Alten Welt als Knotenpunkt der großen natürlichen Verbindungswege zwischen den Kontinenten. Nicht mehr Millionen waren zu verdienen, sondern Milliarden und aber Milliarden.
    Seitdem hatten Hamelin und er allmorgendlich lange Besprechungen. Wenn auch die Hoffnung groß war, so zeigten sich doch zahlreiche Schwierigkeiten von riesigem Ausmaß. Der Ingenieur, der 1862 in Beirut gewesen war, während des entsetzlichen Blutbades, das die Drusen unter den maronitischen Christen anrichteten52 und das Frankreichs Eingreifen erforderlich machte, verhehlte nicht die Hindernisse, auf die man bei diesen Bevölkerungsgruppen stoßen würde, die sich ständig zum Vorteil der türkischen Behörden bekämpften. Allein er besaß in Konstantinopel mächtige Verbindungen, er hatte sich der Unterstützung des Großwesirs Fuad Pascha53 versichert, eines Mannes von echtem Verdienst und erklärten Parteigängers der Reformen; von ihm, so schmeichelte er sich, würde er alle notwendigen Konzessionen bekommen. Obwohl er den unvermeidlichen Bankrott des Osmanischen Reiches prophezeite, sah er andererseits in diesem zügellosen Geldbedürfnis, den Anleihen, die Jahr für Jahr aufgenommen wurden, eher einen günstigen Umstand: eine Regierung in Geldnöten ist, wenn sie keine persönliche Bürgschaft leisten kann, stets bereit, sich mit Privatunternehmen zu verständigen, sobald sie den geringsten Nutzen dabei findet. Und war es nicht eine praktische Art, die ewige und leidige Orientfrage zu lösen, indem man das Reich an großen zivilisatorischen Arbeiten interessierte, indem man es zum Fortschritt führte, damit es nicht mehr diesen ungeheuerlichen Grenzstein zwischen Europa und Asien bildete? Was für eine schöne patriotische Rolle könnten französische Gesellschaften dabei spielen!
    Dann kam Hamelin eines Morgens in aller Ruhe auf das geheime Programm zu sprechen, auf das er manchmal anspielte und das er lächelnd die Krönung des Gebäudes nannte.
    »Wenn wir dann die Herren sind, stellen wir das Königreich Palästina wieder her und setzen dort den Papst ein … Zunächst wird man sich mit Jerusalem und Jaffa als Seehafen begnügen können. Dann wird Syrien für unabhängig erklärt und angegliedert … Sie wissen, daß die Zeiten nahe sind, wo das Papsttum wegen der empörenden Demütigungen, denen man es unterwirft, nicht mehr in Rom

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