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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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täglichen Plaudereien am Morgen stellte sich nach und nach eine fieberhafte Erregung ein, und wenn Frau Caroline zu dieser natürlichen Freude zurückfand, die ihrer Gesundheit innewohnte, so rührte das von dem Mut her, den ihr Saccard mit seiner flammenden Begeisterung für die großen Geschäfte einflößte. Es war fast beschlossene Sache, die berühmte Mappe auszubeuten. Unter seiner schallenden hellen Stimme bekam alles Leben, wurde alles noch aufgebläht. Zuerst legte man die Hand aufs Mittelmeer, eroberte es durch die Allgemeine Gesellschaft der vereinigten Dampfschiffahrtslinien; und er zählte die Häfen aller Länder des Küstenstreifens auf, in denen die Schiffe künftig anlegen sollten, und er mischte verblaßte Erinnerungen an die Antike unter seine Begeisterung als Spekulant, pries dieses Meer, das einzige, das die alte Welt gekannt hatte, dieses blaue Meer, an dessen Gestaden einst die Kultur blühte, dessen Wellen die antiken Städte bespülten, Athen, Rom, Tyrus, Alexandria, Karthago, Marseille, all jene Städte, die Europa zu dem gemacht haben, was es ist. Wenn man sich dann dieses langen Weges in den Orient versichert hätte, wollte man unten in Syrien durch das kleine Geschäft mit der Silberbergwerksgesellschaft des Karmel beginnen, einfach ein paar Millionen so nebenbei zu gewinnen; ein hervorragender Auftakt wäre das, denn der Gedanke an ein Silberbergwerk, an scheffelweise in der Erde gefundenes Geld hatte immer etwas Begeisterndes für das Publikum, vor allem wenn man ihm noch einen so ungewöhnlichen und hochtönenden Namen wie Karmel als Aushängeschild hinzufügen konnte. Es gab dort unten auch Kohlevorkommen, Kohle direkt an der Oberfläche des Gesteins, die Gold aufwog, sobald erst Fabriken das Land überzogen; ganz zu schweigen von den anderen kleinen Unternehmungen, die als Zwischenakte dienen würden, die Gründung von Banken, Kartelle für die aufblühenden Industrien, die Ausbeutung der weiten Wälder des Libanon, dessen riesige Bäume an Ort und Stelle verfaulen, weil es an Straßen fehlt. Schließlich kam Saccard auf den großen Bissen zu sprechen, die Gesellschaft der Orient-Eisenbahnen, und da begann er irre zu reden, denn dieses Eisenbahngeflecht, gleich einem Fischernetz über ganz Kleinasien geworfen, bedeutete für ihn die Spekulation, das Leben des Geldes, das sich auf einen Streich dieser alten Welt bemächtigte wie einer neuen, noch unberührten Beute von unschätzbarem Reichtum, die unter der Unwissenheit und dem Schmutz der Jahrhunderte verborgen lag. Er witterte den Schatz, er wieherte wie ein Streitroß beim Geruch des Schlachtfeldes.
    Frau Caroline, die einen so rechtschaffenen gesunden Menschenverstand besaß und sich für gewöhnlich allzu hitzigen Einbildungen gegenüber ablehnend verhielt, ließ sich dennoch von dieser Begeisterung hinreißen, sah nicht mehr klar, wie übertrieben alles war. In Wahrheit schmeichelte das ihrer Leidenschaft für den Orient, ihrer Sehnsucht nach diesem wunderbaren Land, in dem sie sich glücklich gewähnt hatte; und unbeabsichtigt peitschte Frau Caroline als logisches Ergebnis mit ihren farbigen Schilderungen, ihren überströmenden Auskünften Saccards Erregung höher und höher. Wenn sie von Beirut sprach, wo sie drei Jahre gelebt hatte, fand sie kein Ende mehr: Beirut am Fuße des Libanon, auf seiner Landzunge zwischen Strand aus rotem Sand und Felsmassen gelegen, Beirut mit seinen Häusern inmitten ausgedehnter Gärten in einem terrassenförmig ansteigenden weiten Rund – welch köstliches, mit Palmen, Orangen- und Zitronenbäumen bepflanztes Paradies. Dann die Küstenstädte, im Norden Antiochia mit seiner versunkenen Pracht, im Süden Saida, das alte Sidon, Akka, Jaffa und Tyrus, das heutige Sur, in dem man von allen anderen Städten etwas wiederfindet, Tyrus, dessen Kaufleute Könige gewesen waren, dessen Seefahrer Afrika umschifft hatten und das heute mit seinem versandeten Hafen nur noch ein Ruinenfeld ist, Staub der Paläste, aus dem sich hier und da ein paar elende Fischerhütten erheben. Sie hatte ihren Bruder überallhin begleitet, sie kannte Aleppo, Angora, Brussa, Smyrna und auch Trapezunt; einen Monat lang hatte sie in Jerusalem gelebt, das im Schacher um die heiligen Stätten entschlummert war, dann zwei weitere Monate in Damaskus, der Königin des Orients, der Industrie- und Handelsstadt, die die Karawanen aus Mekka und Bagdad zu einem Zentrum pulsierenden Lebens machen. Sie kannte auch die Täler und die

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