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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Verstand empörten, tat sie daher so, als wäre sie überzeugt.
    »Schon gut, ich bin eben nur eine Frau, und der Kampf ums Dasein erschreckt mich … Bloß, nicht wahr … versuchen Sie, sowenig Leute wie möglich zu zertreten, und vor allem niemand von denen, die ich liebe.«
    Saccard, von seinem Redefluß berauscht, schwelgte angesichts dieses großen Planes in Siegesstimmung, als wäre die Arbeit schon geschafft, und gab sich ganz als Biedermann.
    »Seien Sie ohne Sorge! Ich und ein Menschenfresser, daß ich nicht lache … Alle sollen dabei sehr reich werden.«
    Sie plauderten dann in Ruhe über die Vorkehrungen, die es zu treffen galt, und es wurde vereinbart, daß sich Hamelin gleich am Tag nach der endgültigen Konstituierung der Gesellschaft nach Marseille begeben sollte und Von dort in den Orient, um die Verwirklichung der großen Geschäfte zu beschleunigen.
    Aber schon verbreiteten sich auf dem Pariser Markt Gerüchte, man raunte sich den Namen Saccards zu, der wieder aus der trüben Tiefe auftauchte, darin er einen Augenblick versunken war; und die zuerst geflüsterten, allmählich aber immer lauter verkündeten Neuigkeiten läuteten so hell den nahe bevorstehenden Erfolg ein, daß sich wiederum, wie einst am Parc Monceau, sein Vorzimmer allmorgendlich mit Bittstellern füllte. Unter ihnen sah er auch Mazaud, der rein zufällig heraufkam, um ihm die Hand zu drücken und über die Neuigkeiten des Tages zu plaudern; er empfing andere Wechselmakler, den Juden Jacoby mit seiner dröhnenden Stimme und seinen Schwager Delarocque, einen dicken Rotkopf, der seine Frau so unglücklich machte. Auch die Kulisse kam, in der Person Nathansohns, ein sehr rühriger kleiner Blonder, den das Glück begünstigte. Und Massias, der sich ergeben in seine harte Arbeit eines vom Pech verfolgten Remisiers fügte, wurde schon jeden Tag vorstellig, obwohl es noch keine Orders einzuholen gab. Sie kamen in Scharen und wurden immer mehr.
    Eines Morgens hatte sich das Vorzimmer schon um neun Uhr gefüllt. Da Saccard noch kein spezielles Personal eingestellt hatte, war er auf die unzureichenden Dienste seines Kammerdieners angewiesen; und meistens machte er sich die Mühe, die Leute selbst einzulassen. Als er an jenem Tag die Tür seines Arbeitszimmers öffnete, wollte schon Jantrou eintreten, aber Saccard hatte Sabatani bemerkt, den er seit zwei Tagen suchen ließ.
    »Verzeihung, mein Bester«, sagte er und wies den ehemaligen Professor zurück, um zuerst den Levantiner zu empfangen.
    Sabatani mit seinem beunruhigenden, einschmeichelnden Lächeln und seiner schlangenhaften Geschmeidigkeit überließ das Wort Saccard, der ihm, da er seinen Mann kannte, ganz ohne Umschweife seinen Vorschlag machte.
    »Mein Lieber, ich brauche Sie … Wir müssen einen Strohmann haben. Ich werde Ihnen ein Konto eröffnen und Sie zum Käufer einer gewissen Anzahl von unseren Aktien machen, die Sie einfach durch eine fingierte Buchung bezahlen … Sie sehen, ich steure geradewegs auf das Ziel los und behandle Sie wie einen Freund.«
    Der junge Mann schaute ihn mit seinen schönen Samtaugen an, die in dem langen braunen Gesicht so sanft wirkten.
    »Das Gesetz, lieber Meister, fordert ausdrücklich die Einzahlung in bar … Oh, das sage ich Ihnen nicht meinetwegen. Sie behandeln mich als Freund, und ich bin sehr stolz darauf … Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung!«
    Nun sprach Saccard, um sich bei ihm einzuschmeicheln, von der Wertschätzung, die Mazaud für ihn hegte, der schließlich seine Orders ohne Deckung entgegengenommen hatte. Dann zog er ihn mit Germaine Cœur auf, mit der er ihn am Abend zuvor getroffen hatte, und spielte unverblümt auf das Gerücht an, wonach er ein wahres Wunderglied haben sollte, ein Riesending, von dem die neugiergeplagten Dirnen der Börsenwelt träumten. Und Sabatani leugnete nicht, sondern lachte über dieses heikle Thema mit seinem zweideutigen Lachen: ja, ja, es sei schon sehr sonderbar, wie diese Dämchen ihm nachliefen, sie wollten das sehen.
    »Apropos«, unterbrach ihn Saccard, »wir werden auch Unterschriften brauchen, um gewisse Operationen rechtskräftig zu machen, den Zahlungsverkehr zum Beispiel … Darf ich Ihnen die Wertpapierpakete zum Unterschreiben schicken?«
    »Aber sicher, lieber Meister. Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung!«
    Er warf nicht einmal die Frage der Bezahlung auf, da er wußte, daß solche Gefälligkeiten keinen Preis haben; und als der andere hinzufügte, daß man ihm einen Franc pro

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