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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Unterschrift geben wolle, um ihn für seinen Zeitaufwand zu entschädigen, stimmte er mit einem einfachen Kopfnicken zu. Mit seinem üblichen Lächeln meinte er dann:
    »Ich hoffe auch, lieber Meister, daß Sie mir Ihre Ratschläge nicht versagen. Sie werden bald eine so gute Stellung haben, daß Sie mir Auskünfte geben können.«
    »So ist es«, schloß Saccard, der verstanden hatte. »Auf Wiedersehen … Schonen Sie sich, geben Sie der Neugier der Damen nicht allzusehr nach.«
    Und erneut in Heiterkeit ausbrechend, verabschiedete er Sabatani durch eine Nebentür, die ihm gestattete, die Leute wegzuschicken, ohne daß sie noch einmal durch den Warteraum gehen mußten.
    Darauf öffnete Saccard wieder die andere Tür und rief Jantrou herein. Auf den ersten Blick sah er, daß dieser heruntergekommen und mittellos war. Jantrou trug einen Gehrock, dessen Ärmel er an den Tischen der Cafés abgewetzt hatte, während er auf eine Anstellung wartete. Die Börse behandelte ihn weiterhin stiefmütterlich, und trotzdem sah er gut aus mit seinem fächerförmigen Bart; zynisch und gebildet, ließ er als ehemaliger Akademiker noch hin und wieder eine blumige Phrase fallen.
    »Ich hätte Ihnen demnächst sowieso geschrieben«, sagte Saccard. »Wir stellen die Liste für unser Personal zusammen, wo ich Sie als einen der ersten eingetragen habe, und ich werde Sie sehr wahrscheinlich in die Emissionsabteilung berufen.«
    Jantrou machte eine abwehrende Gebärde.
    »Sie sind sehr liebenswürdig, ich danke Ihnen … Aber ich möchte Ihnen ein anderes Geschäft vorschlagen.«
    Er rückte damit nicht gleich heraus, sondern fing mit allgemeinen Dingen an und fragte, welche Rolle die Zeitungen bei der Gründung der Banque Universelle spielen würden. Saccard fing sofort Feuer und erklärte, er sei für die größtmögliche Publizität und wolle alles verfügbare Geld dafür aufwenden. Keine Trompete sei zu verachten, auch nicht die billigste, denn er gehe von dem Grundsatz aus, daß jeder Lärm gut ist, eben als Lärm. Sein Traum sei, alle Zeitungen auf seiner Seite zu haben, bloß würde das zuviel kosten.
    »Haben Sie etwa die Absicht, unseren Werbefeldzug zu führen? Das wäre vielleicht gar nicht mal dumm. Darüber könnten wir sprechen.«
    »Ja, später, wenn Sie wollen … Aber was würden Sie zu einer Zeitung sagen, die ausschließlich Ihnen gehört und bei der ich Direktor wäre? Jeden Morgen wäre Ihnen eine ganze Seite vorbehalten: Artikel, die Loblieder auf Sie singen, einfache Meldungen, die die Aufmerksamkeit auf Sie lenken, Anspielungen in Berichten, die mit Finanzen gar nichts zu tun haben, kurzum, eine regelrechte Kampagne, bei jeder Gelegenheit sollen Sie unaufhörlich auf der Hekatombe Ihrer Rivalen gepriesen werden … Reizt Sie das nicht?«
    »Gewiß, aber das kostet ein Heidengeld!«
    »Nein, der Preis wäre annehmbar.«
    Und er nannte endlich die Zeitung: »LʼEspérance«, ein Blatt, das vor zwei Jahren von einer kleinen Gruppe katholischer Persönlichkeiten gegründet worden war, den Heißspornen ihrer Partei, die einen wütenden Krieg gegen das Kaiserreich führten. Der Erfolg war im übrigen gleich Null, jede Woche ging das Gerücht vom Verschwinden der Zeitung um.
    Saccard erhob Einspruch.
    »Oh, die kommt nicht mal auf zweitausend!«
    »Das wäre unsere Sache, eine größere Auflage zu erreichen.«
    »Und dann überhaupt, das ist unmöglich: sie zieht meinen Bruder in den Dreck, und ich darf mich nicht schon am Anfang mit meinem Bruder überwerfen.«
    Jantrou zuckte sanft mit den Achseln.
    »Sie brauchen sich mit niemandem zu überwerfen … Sie wissen genauso wie ich: wenn ein Kreditinstitut eine Zeitung hat, spielt es keine große Rolle, ob sie die Regierung unterstützt oder angreift. Bei einer offiziösen Zeitung kann die Bank sicher sein, daß sie an allen Konsortien beteiligt wird, die der Finanzminister bildet, um den Erfolg der Staats- und kommunalen Anleihen zu sichern. Gehört die Zeitung zur Opposition, erweist derselbe Minister der Bank, die sie vertritt, alle erdenklichen Rücksichten; der Wunsch, die Zeitung zu entwaffnen und für sich zu gewinnen, äußert sich oft in einer noch größeren Zahl von Gunstbezeigungen … Seien Sie also wegen der politischen Ansichten der ›Espérance‹ unbesorgt. Verschaffen Sie sich eine Zeitung, das ist eine Macht.«
    Saccard schwieg einen Augenblick, und mit jener geistigen Beweglichkeit, die ihn befähigte, im Handumdrehen von der Idee eines anderen Besitz zu

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