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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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antwortete, dass er sein eigener Herr sei, er werde bald vierzig Jahre alt und habe das Recht, auch nach Einbruch der Dunkelheit noch draußenzubleiben. – Darf ich nicht meine Oma besuchen, fragte er.
    – Ist die ólína da? Was? Welches Kind hat denn dann gerade mit dir gesprochen? Jaja, nachdem sie nicht mehr schläft, darf ich dann mit ihr sprechen? It’s my goddam child dammit! Ich will ihr nur ein Gedicht beibringen. Darf ich meiner Tochter kein Gedicht beibringen? Was in aller Welt geht hier eigentlich vor? Was für ein Gedicht? Na, einfach ein Gedicht. Einen Psalm. BREIT AUS! DIE FLÜGEL! BEIDE! O JESU! MEINE! FREUDE! UND! NIMM! DEIN! … und Baddis Stimme wurde mit jeder Silbe lauter, und er begann auf den Telefonapparat einzuschlagen, bis das Tischchen darunter nachgab und alles krachend zusammenbrach.
    Baddi stand mit dem Hörer in der Pranke und sah ihn an, setzte den Psalm noch ein paar Silben fort, und warf dann den Hörer dem restlichen Zeug hinterher auf den Boden.
    Er kam in die Küche, wo Bóbó saß, und warf die Tür hinter sich zu, dass das ganze Haus bebte.
    Da konnte Bóbó nicht länger an sich halten:
    – Kannst du dich nicht etwas leiser verhalten? Hier ist eine Frau mit einem kleinen Kind im Haus.

    Diese Bemerkung brachte Baddis Wut zum Überschäumen:
    – Und was ist damit?, rief er. – Glauben die Leute vielleicht, das wäre die einzige Frau auf der Welt, die jemals ein Kind hatte! Er sagte das nicht direkt zu Bóbó, sondern einfach in die Luft, während er erregt in der Küche herumging. Dann öffnete er die Tür und ging ins Wohnzimmer und lief dort auf und ab und führte laute Selbstgespräche darüber, dass es schon früher bereits Frauen mit Kindern gegeben hätte, ohne dass deswegen alles Kopf gestanden hätte, und fuhr fort, aus diesen Versatzstücken eine ganze Litanei zu machen, bis Hafdís auf der Treppe erschien und ihn bat, leiser zu sein, es befände sich ein schlafendes Kind im Haus.
    Zunächst schien es, als ob Baddi darauf reagierte. Er verstummte mitten im Wort, blieb stehen und sah die Treppe zu Dísa hinauf.
    – Du willst, dass ich leiser spreche, sagte er mit gedämpfter Stimme. – Ist das leise genug für dich!!, schrie er dann. – JA!? ODER DAS! IST DAS VIELLEICHT LEISE GENUG!!! JA!!! JA!!!
    Waaa, hörte man leises Schreien vom oberen Stockwerk, das Kind weinte, und Dísa lief zu ihm und versuchte, niemanden sehen zu lassen, dass sie in Tränen aufgelöst war.
    Doch Bóbó saß am ganzen Körper zitternd am Küchentisch und murmelte vor sich hin. – Ich töte das Schwein. Ich töööte …

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    – Was macht dein Sohn Bjarni?, fragte Manni unterwegs. Höflichkeit und gute Absicht standen ihm ins Gesicht geschrieben. – Arbeitet er etwas …?
    – Jajajaja, sagte Oma, – er macht immer irgendetwas, er hat viel mit Hausrenovierung gearbeitet!
    – So was! riss ich die Ohren auf, – bei irgendeiner Firma …?
    – Nein, nur so an unserem Haus herumrepariert, dem Mobilhome, und das ist es, das zweitletzte hier auf der rechten Seite!
    Wir hatten den Schein der Straßenlaternen verlassen und fuhren hinein in eine Siedlung schummrig beleuchteter Wohnwagen im Dunkeln. Dort war Omas Haus; über der Tür brannte eine Glühbirne, und aus dem Fenster fiel ein blauer, zuckender Schein.
    Er war beim Fernsehen, als wir hineinkamen. Saß auf einem Schemel mit den Ellenbogen auf den Schenkeln, einer Bierdose, einer Packung Camel und einem Feuerzeug in den großen Händen. Baddi wirkte entspannt. Er sah auf und blinzelte uns zu, als wir erschienen, trank ruhig seine Bierdose aus und zerdrückte sie dann in seinen Pranken. – Er trinkt das Bier wie Wasser, hatte Oma gesagt, – aber er nimmt sich vor jeder Art von Branntwein in acht, davon wird er nämlich betrunken.

    Manni ging und begrüßte ihn mit Handschlag, was ziemlich blödsinnig war, denn Baddi durchschaut all solche Schauspielerei, und beide wurden auch tatsächlich etwas verlegen, und Manni setzte sich mit rotem Gesicht und angespannt auf das Sofa. Baddi sah mich an, hob dann den Daumen und sagte:
    – Grüß dich, Neffe.
    Sowohl im Gesicht als auch an den Händen hatte er ein leichtes Zittern. Seine Stimme war gealtert, aber die coole Art zu sprechen war die gleiche geblieben. Ich reichte ihm ebenfalls die Hand und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, und ich hatte das Gefühl, er war erleichtert. Vielleicht hatte er erwartet, dass ich nachtragend und böse sein würde wegen

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