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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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nicht antworten?!
    – Ich empfinde nichts für dich, Baddi, ich hab nicht einmal Angst vor dir. Nach all dem, was ich auf mich nehmen und erdulden musste!
    – Was?!
    – Ja! Was glaubst du, wie ich mich abgeschuftet hab für dich verdammten Jammerlappen, als ihr noch klein wart, du und Daniel, Gott hab ihn selig, und ich ohne Vater und ohne alles musste euch ständig mit mir herumschleppen, während unsere Mutter stockbesoffen herumgehurt hat irgendwo in der Stadt oder auf irgendeinem Schiff. Doch zu dir sind alle immer gut gewesen, und der Thómas hat alles für dich getan, aber du bist immer nur besoffen, du verdammter Jammerlappen, und man sollte dich am besten in eine Anstalt …
    – Jaja jaa!
    – Ja und …
    – Hörst du, Frau!? Darf ich auch mal was sagen?! Also … Wann habt ihr das letzte Mal Miete bezahlt im Alten Haus, du und der Grettir? Wie viel war das?
    – Bezaaahl …
    – Hey hey! Frau, jetzt spreche ich! Grettir hat immer gearbeitet … aber wie viel Miete habt ihr gezahlt?
    – Ja aber sicher haben wir Miete gezahlt … Wir haben die Kohlen gekauft!
    – Ahahaha! Die Kohlen! Ahaha! Und wie viel Geld hast du von der Oma bekommen? Hast du etwa nicht das Gefühl, dass dir alles dort gehört! Bestimmst du nicht über alles dort?
    – Du bist es, du verdammter Jammerlappen, der alles stiehlt und überall schnorrt und nie irgendwelche eigenen Anstrengungen macht und die reinste Schande ist und am besten im Gefängnis aufgehoben wäre, und allen ginge es besser, wenn du einfach sterben würdest, du verdammter Jammerlappen, von dem ganzen Giftzeug, das du immer trinkst …
    – Dollí! DOLLÍ!
    – Ja?
    – Put your sweet lips a little closer to the phone.
    Klick. Summen.
    Baddi lachte kalt, legte ebenfalls auf und zündete sich umständlich eine Zigarette an. Torkelte ins Wohnzimmer und drehte das Radio voll an. Es dröhnte im ganzen Haus. Der Amisender.
    In seinem Zimmer oben saß der lahme Bóbó mit seiner Frau und seinem Kind. Er war zwanzig Jahre, war nie ein großer Frauenheld gewesen, aber hatte nun eine eigene Frau, die Dísa, der er stolz ein eigenes Heim hatte anbieten können.
    Und so stand es um dieses Heim. Während er oben herumhing, schweigsam und angespannt, so dass Hafdís kaum wagte, ihn anzureden. Irgendwie musste er den besoffenen Verrückten loswerden, der nun die Schlager aus dem Radio mitsang, laut und heiser. Jemand war zur Wahrsagerin gekommen, wahrscheinlich ein Kunde zur Wahrsagestunde, und die Alte kam ins Wohnzimmer, um ihren Sonnenschein zu bitten,
das Radio etwas leiser zu stellen, denn es seien Mädchen bei ihr, die sich die Zukunft vorhersagen lassen wollten. Er machte aus, lag dann eine Weile auf dem Sofa.
    – Everybody loves somebody …
    Ich bring dich um!
    It’s crying time again …
    Ich bin ein Verbrecher!
    Sein Gesicht war in Trinkhaltung. Hing lose. So lag er und hielt weiter Monologe. Stand dann vom Sofa auf und stieß die Küchentür auf; dort saß Oma Lína und sagte einer jungen Frau die Zukunft voraus.
    – Pretty woman, jaulte er. – Hey du! Lässt du dir von dieser Alten Gespenstergeschichten erzählen?!
    – Ach Baddilein, führ dich nicht so auf, du sollst doch nicht stören …
    – Was? Störe ich? Er drängte sich zwischen die beiden Frauen am Küchentisch und drehte sich zu der Kundin:
    – Ich kann dir alles über diese Alte erzählen! Sie war schon immer verrückt. Sie hat meinen Vater kaputtgemacht, den Tómas Tómasson, der ein Kerl war wie ein Baum. Während sie immer geistesgestört war. Dann hat sie mich kaputtgemacht. Und sie hat meinen Bruder kaputtgemacht. Du wirst einmal eine … grown woman werden, einen Mann haben, kids and stuff, aber sie wird immer eine verrückte Alte bleiben.
    Lína war aufgestanden und machte sich mit der Kaffeekanne am Herd zu schaffen:
    – Baddilein, warum führst du dich so auf, wo du doch immer so anständig und lieb bist, wenn du nicht getrunken hast?
    Baddi hörte nicht, er sah der jungen Frau tief in die Augen, hatte ihre eine Hand zwischen die seinen genommen, und sie saß unbeweglich und starrte ihn mit halb offenem Mund an.
    – Soll ich dir was sagen?
    – Ja … sagte die junge Frau, während sie Luft holte, atemlos.
    – Du bist schön.
    – Was …
    – Und weißt du noch was?
    – Nee …
    – Die Augen sind der Spiegel der Seele.
    – Ja …
    – Was? Das hast du gewusst? Warum hast du dann nein gesagt? I was asking you a question woman!
    Lína hatte nun die Geldbörse in den Händen, und

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