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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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knotigen Pranken von Kiddi Messerstecher in der Wiege bei dem kleinen Würmchen sah, das angefangen hatte zu jammern. Zum Glück schien er dem Kind nichts getan zu haben, und so blieb es ruhig, bis die Schreckensrufe begannen; selbstverständlich war der Verbrecher gar nicht an dem Säugling interessiert gewesen, sondern nur auf Wertgegenstände aus, das kleine Goldkreuz, das
das Kind um den Hals trug und das es von Hafdís’ Eltern geschenkt bekommen hatte.
    Trotzdem war Dísa aufgebracht, machte Bóbó schreiend Vorwürfe, dass er nicht besser auf das Kind aufgepasst hatte, während sie für einen Augenblick gegangen war, und Bóbó gaben vor Verzweiflung die Knie nach. Als ob er nicht genug zu ertragen hätte, ohne dass sie ihn auch noch angriff. Und obwohl die Säufer wenig später mit einem Taxi das Haus verließen und Dísa wieder Vernunft annahm, als sie sah, wie erschüttert Bóbó war, beruhigte er sich nicht. Er saß leichenblass, klapperte mit den Zähnen und zitterte.
    – Natürlich war es nicht deine Schuld, sagte Hafdís und versuchte, ihn zu beruhigen. Die Hauptsache sei natürlich, dass dem Kind nichts passiert sei. Aber trotzdem könne sie das hier nicht länger hinnehmen. Der Zustand sei einfach unerträglich. Unter solchen Verhältnissen könne man nicht leben. Bóbó bat sie, ruhig abzuwarten, er werde einen Weg finden, es werde sich alles finden.
    – Aber wie?, fragte sie.
    – Ich werde das verdammte Schwein hier rauskriegen, koste es, was es wolle, sagte Bóbó und runzelte die Augenbrauen mit bösem Gesichtsausdruck; versuchte die Schauer zu verbergen, die ihn kalt überliefen.
    – Es muss einen Weg geben!, fügte er hinzu, ohne sich irgendeinen vorstellen zu können.
    Wenn er nur einige Tage Ruhe bekäme, dann könnte er die Sache vielleicht in Ordnung bringen. Eine Woche in Ruhe, dann würden sich ihm Wege offenbaren. Doch immerhin war das Schwein mit seinen Kumpanen für diesmal abgezogen.
     
    Am Abend kehrte Baddi in die Neue Hütte zurück. Es war gegen Mitternacht, und sie waren gerade dabei, schlafen zu gehen,
Bóbó und Hafdís, das Baby und die über neunzigjährige Wahrsagerin.
    Und er erlaubte sich, dieser Teufel in Menschengestalt, sein übliches Vorspiel an der Tür abzuhalten, dreimal schwer anzuklopfen und dann mit lauter Stimme zu fragen, ob er hereinkommen dürfe, während er die Tür hinter sich zuwarf.
    Diesmal war er allein. Bóbó ging im Bademantel hinunter und setzte sich an den Küchentisch mit einem Glas Kaffee und rauchte Zigaretten und beobachtete den Onkel, der ihn keines Blickes würdigte. Bóbó hatte das Gefühl, dass er auf diese Weise die Ereignisse irgendwie beherrschen könnte, er glaubte zumindest, zur Stelle zu sein, um eingreifen zu können, falls der Zustand irgendwie außer Kontrolle geriete, aber er schaffte es nicht, Baddi so ohne weiteres zu befehlen, sich davonzumachen.
    Baddi ging ans Telefon, um irgendwo anzurufen. Brauchte lange, um die Nummer zu wählen, geriet offensichtlich an einen falschen Anschluss und diskutierte lange mit irgendeinem Mann, der die Frechheit besaß zu behaupten, dass er die falsche Nummer erwischt hätte. – So?!, sagte Baddi. – So?! Wie heißen Sie, guter Mann? Sie heißen Silli, ja? Ich kannte mal einen Mann, der hieß Silli Scheißgeruch. Jaja, das war ein besonderer Mann. Ein ganz ausgezeichneter Mann sogar. Haben Sie schwache Nerven, mein Freund? Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Wer sagt, dass ich nicht genau mit Ihnen sprechen wollte? Ist Ihre Nummer irgendwie falscher als andere?! Ich meine … The phone sounds like thunder … Hallo!, sagte er dann, – Hallo!!, und schlug auf das Gerät, während Bóbó, der am Küchentisch saß, sich darüber wunderte, wie es dieser versoffene Verrückte immer schaffte, am Telefon so nüchtern zu klingen.
    Doch dann hatte Baddi wieder jemanden erreicht, und Bóbó hörte sofort, dass er zu Hause angerufen hatte und mit der
Hausherrin sprach, und die Hausherrin verbot ihm, in diesem Zustand nach Hause zu kommen; sie hatte natürlich Sorgen um ihre Kinder, wenn sie auch keine Sorgen um die anderer Leute zu haben schien! Aber Baddi machte ihr Vorwürfe am Telefon, sagte seiner Ehefrau, dass sie verrückt sei, dass ihre Mama genauso verrückt sei und dass er ihr irgendwann wieder die verdammten Zahnprothesen einschlagen würde!
    Und dann begann er die üblichen tränenreichen Fragen zu beantworten, warum er nie normal sein könne, nach Hause kommen und normal sein. Baddi

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