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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Pferdekopf in einem Hufeisen. Er war schätzungsweise vierzig. Begrüßte uns burschikos, der Bauch groß und rund, die Glieder dagegen schwächlich wie Flügel, die nie benutzt werden. Sie standen auf der Treppe des Wohnwagens, als wir kamen, standen dort und beschatteten die Augen mit den Händen, als das Auto auf den Platz fuhr, aber kaum, dass sie uns begrüßt hatten, eilten sie nervös kichernd wieder hinein.
    Da kam Baddi hinaus auf die Treppe und sah ihnen spöttisch grinsend nach, wie sie nach drinnen verschwanden. Er trug ein kurzärmliges T-Shirt und weite Armyhosen und hatte einen Kuhfuß in der Hand, wahrscheinlich war er gerade bei der Hausreparatur. Er nickte mir zu, erstarrte aber, als er Bóbó sah. Sie sahen sich einen Augenblick in die Augen, dann wandte Bóbó den Blick ab, rot und unsicher, strich sich über das Gesicht und sah dann zu mir hinüber. Doch Baddi schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und sagte mit einem milden Lächeln: – What do you know!
    Er nahm es erfreut auf, als Manni vorschlug, dass er und Gógó mit uns in das Restaurant gingen, das Daisy The Country Saloon oder so etwas nannte. Oma brauchte etwas Zeit, um sich herzurichten, als ob sie zu einem Stelldichein ginge, aber Baddi legte nur den Kuhfuß weg, nahm sich zwei Schachteln
Camel aus einem Karton im Küchenschrank, und schon war er fertig.
     
    Zehn Minuten Fahrt hinein ins Dorf, und dort war das Restaurant. Einfach heiß. Es war aus nichts ersichtlich, dass dies das smarteste Volk der Erde war, das, zu dem die gesamte Weltbevölkerung aufsah. Ähnlich hässliche und plumpe Menschen sind wohl kaum jemals irgendwo an einem Ort zusammengekommen. Es war wie eine Gruppe Statisten, die im Schultheater typische Bauerntrampel darstellen sollten. Wir waren wie Marsmenschen an diesem Ort; vielleicht ähnlich fremd wie Baddi gewirkt hatte, als er seinerzeit von seinem ersten Aufenthalt in Amerika zurückkehrte nach Reykjavík. Männer mit kautabaksgefärbten Speichelstreifen aus den Mundwinkeln wie die Bezirksvorsteher in einem Bauernschwank, Weiber so fett und grell und ausgeflippt und mit so schwarzen Zähnen, dass man sich vor der Unhöflichkeit hüten musste, laut zu lachen. Aber das Restaurant an sich war in Ordnung, innen wie ein Westernsaloon eingerichtet, mit Schwingtüren und einer langen Bar, alles holzgetäfelt, Pulverhörner und Vorderlader an den Wänden. Ansammlungen von Stühlen um einzelne Tische hier und dort, eine Jukebox und eine briefmarkengroße Tanzfläche in der Ecke.
    Und die Schwingtüren schlugen auf, als wir hereintraten wie der Gute, der Böse und der Hässliche, zusammen mit dem berühmten isländischen Gentleman Baddi von Thule und unserer Oma Gógó, der Mutter der Nation. Auf unseren Fersen die Reiseleiterin Daisy, furchtbar wichtig mit den Autoschlüsseln klingelnd, nickte in alle Richtungen und setzte uns an einen Tisch, verabschiedete sich aber dann, wollte später am Tag wiederkommen, nach beendeter Arbeit auf der Farm, und dann den Schweinehirten mitbringen.

    Oma kannte natürlich alle. Es ist egal, wo auf der Welt sie hinkommt, immer hat sie dort sofort Herzensfreunde und gute Bekannte. Sie musste zehn schwarzzahnige Farmersweiber küssen, allesamt unfrisiert und verschwitzt wie aus dem vormaligen Reykjavíker Camp, und auch verschiedene Männer standen mit blitzenden Augen auf, um Gógó die Pfote zu schütteln, die hai hau arju hani in alle Richtungen sagte. Dann zeigte sie auf uns und sagte, dass wir ihre Jungens aus Island seien, kurz und treffend, verzichtete darauf, diesen amerikanischen Bauerntrampeln die Abstammungsverhältnisse zu erklären. Und wir nickten nur allen Augen zu, die sich auf uns richteten, neuangekommen, verlegen und nüchtern, und setzten uns dann zu Baddi, an dem wir natürlich mehr Interesse hatten als an allem anderen dort drinnen. Er kannte offensichtlich auch ein paar Leute dort, würdigte aber keinen besonderer Aufmerksamkeit, und man hatte dabei das Gefühl, dass die Leute dort etwas Angst hatten vor ihm.
    Baddi bewegte sich mit sehr wenig Schwung; ich bemerkte auch, dass er sehr breitbeinig ging, wie ein alter Seemann, der noch immer das Rollen des Schiffes unter seinen Füßen fühlt, und seine Hände hielt er immer etwas vom Körper ab. Er zeigte dem Barmann vier Finger, und der kam augenblicklich mit vier Budweisern. Baddi stürzte seines wortlos in einem Zug hinunter, bestellte sich sofort ein zweites und stieß dann mit uns an: – Willkommen,

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