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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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wissenschaftliche Untersuchung in Amerika ans Licht gebracht hätte, dass die Leute, die der Astrologie anhingen, entweder geistig sehr beschränkt oder im Leben schlecht davongekommen waren, und nun, sagte Manni, könne er den Betrug der Astrologie aufdecken, und er wollte einen bahnbrechenden Roman darüber schreiben. Nicht mehr und nicht weniger. Es ging ihm offensichtlich gut, nachdem er offenbart hatte, dass er einen Roman schreiben wollte, der alles ändern würde, denn er war überzeugt, dass die meisten anderen, denen er grabesernst diese Neuigkeit mitgeteilt hätte, gegrinst oder gelacht hätten. Doch Bóbó nickte nur und fand die Idee gut, hörte zu und versuchte, einen interessierten Gesichtsausdruck zu zeigen, während der Freund ihm einige Ideen zu dieser Astrologiesache darlegte. Aber die Cousins unterschieden sich dadurch, dass Manni schon immer so fasziniert gewesen war von solchen Lehren wie Theologie und Astrologie, während Bóbó niemals ausreichende geistige Kraft fühlte, um sich in solche Dinge hineinzuarbeiten. Dagegen fand er die Idee sehr ansprechend, dass Manni einen Roman schreiben wollte, denn Manni konnte manchmal auf seine Weise sehr klug und witzig sein, auch wenn andere Schwierigkeiten zu haben schienen, das zu erkennen. Und nachdem sie zusammen gelacht und den Kopf geschüttelt hatten über Geschichten, die Manni von der Dummheit irgendwelcher isländischer Astrodeppen erzählte, kam das Gespräch auf Onkel Baddi.
    Manni setzte sich in der Haltung eines Dichters und Forschers an den Schreibtisch, lehnte sich im Stuhl zurück, spielte
mit der Brille in seiner Hand und zeigte damit auf Bóbó, wenn er etwas fragte, und er sagte, er mache sich so seine Gedanken über die merkwürdige Beziehung des Säuferschweins zu seiner Oma, der Wahrsagerin. Er war natürlich auch Nervenarzt und Psychologe, der Manni, seitdem er einige Wochen als Pfleger in Kleppur, der Irrenanstalt von Reykjavík, gearbeitet hatte. Er sagte, es handle sich bei solchen harten Kerlen um einen verdrängten Ödipuskomplex in Kombination mit einer schizophrenen Haltung gegenüber der Mutter, man brauche sich nur die amerikanischen Cowboysongs anzuhören, um zu sehen, wie weit verbreitet das sei. Oder sogar Grettir der Starke, der isländische Sagaheld: war er nicht dauernd am Jammern wegen seiner Mama, der Ásdís vom Berge? Elvis Presley? Auch ein Muttersöhnchen. Oder? Und das Lied Mama weinte , von den Lonli blu bojs: Als mein alter Vater starb / war ich gerad’ auf großer Fahrt / nach Hause kommen konnt’ ich nicht, und die Mama weinte / Mama weinte …
    Manni wollte der Sache auf den Grund gehen. Wie ist das mit Baddi und der Alten? Und bemerkenswerte Dinge kamen ans Licht, als Bóbó anfing zu erzählen, zum Beispiel, wie sie das verdammte Säuferschwein heimlich immer noch zu sich lockte, obwohl nie etwas anderes als Heidenlärm und Randale dabei herauskam, wenn der harte Bursche sie besuchte. Oder das, dass sie immer Sinalco und Camels für ihn dahatte. Ja oder das, dass sie den Franzbranntwein, den sie für ihre wunden Beine brauchte, scheinbar immer vor dem Säuferschwein versteckte, aber immer nur an Orten, wo es ganz sicher war, dass er ihn finden würde, davon könnte man ausgehen. Sie stellte die Branntweinflasche hinter den Kartoffelsack im großen Schrank in der Küche. Und wenn Baddi nichts zu trinken hatte, dann griff er heimlich dort hinten hinein, holte die Flasche hervor und trank daraus. Er brauchte sich nicht einmal die Mühe zu
machen, länger danach zu suchen. Weil alle wussten, dass sie seinetwegen und nur für ihn den Branntwein, den sie kaufte, um ihre Käsebeine damit einzureiben, dort versteckte.
    Das fand Manni äußerst interessant, er nickte viel mit dem Kopf und stellte Theorien darüber auf, und Bóbó hatte das Gefühl, dass ihm etwas Neues über diese Sache klar wurde, während er darüber sprach, etwas, das ihm vorher noch nicht aufgefallen war. Und dieser Gedanke wurde drängender, während ihr Gespräch nun auf die Fotografie kam, die neuen Geräte, die Manni sich angeschafft hatte, eine Dunkelkammer mit einem Vergrößerungsapparat und anderen Geräten, die er nun doppelt besaß, und Manni beschloss in seiner Großzügigkeit und einem Anfall von Edelmut, sich von ihnen zu trennen und seinem Cousin anzubieten, dass er sich die alten Geräte ausleihen könne, um selbst ein wenig damit herumzuspielen. Er hatte sich oft gewünscht, einen Freund für dieses Hobby zu haben, doch

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