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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Anweisung vom Justizministerium. Und ich krieg einen Umschlag, und da ist Geld und alles drin. Also bin ich einfach raus auf die Landstraße und mit dem Greyhound direkt in die Stadt. Bin mal schnell beim Staatlichen Alko …, ich meine, man ist gerade rausgekommen, im tiefsten Winter, und hat Geld …
    Baddi zog einen Packen Geldscheine aus der Hosentasche und streckte mir die volle Hand entgegen; – hier, Mundi, ich will dir Geld schenken.
    – Was soll denn das, Baddi, lass gut sein, behalt dein Geld ruhig für dich.
    – Hey! Mundi, lieber Neffe. Ist das mein Geld, oder ist das dein Geld? Na?! Wenn das mein Geld ist, bestimme ich dann nicht, was ich damit mache? Oder hast du vor, mir Vorschriften zu machen wie die Oma, oder die Gógó, die verrückte Dollí, die Heißwasser-Gerthur, Sirrí, Kobba Amihure …? Na? Du bist doch kein Frauenzimmer, du bist doch kein geistesschwaches Frauenzimmer.
    – Neinnein, Baddi, neinnein.
    – Na also. Hier hast du tausend Kronen.
    Ich konnte natürlich nicht anders als das Geld annehmen. War selbstverständlich völlig abgebrannt, das war es nicht. Also gab ich ihm eine Scheibe Brot und mehr Kaffee. Er aß in aller Ruhe, und ich gab ihm mehr Brot, und es war ein ganz höflicher und kultivierter Mann, der da bei mir in der Küche saß. Dann fragte er mich, wie viel Uhr es sei, und meinte, dann müsse er langsam an den Aufbruch denken, als ob er eine wichtige Verabredung hätte, und ich widersprach nicht, war froh, ihn so problemlos aus dem Haus zu kriegen. Er schlüpfte in die Schuhe, und als er sich den Mantel überzog, sah ich, dass er einen Flachmann in der Brusttasche hatte.
    – Jetzt tölte ich mal eben zur Mímisbar im Hotel Saga, sagte
er, als er sich an der Tür verabschiedete. – Trinke dort ein bisschen, wie die anderen Idioten. Oder? Bin ich nicht gut genug angezogen dazu, guck mal, die haben mir diesen … cottoncoat verpasst, die Typen da im Osten, oder?
    – Amüsier dich gut.
    Und damit marschierte er die Straße hinunter, drehte sich nach ein paar Schritten um und rief mir zu: – Wir sehen uns in der Schlacht. Dann ging er weiter. Und wieder erinnerte er mich an einen vornehmen Herrn, einen Pfarrer oder vielleicht einen Rechtsanwalt, bis er an der nächsten Laterne stehenblieb, sich dagegen lehnte und den Flachmann in einem Zug leerte. Warf dann die leere Flasche weg und ging weiter, pfeifend.
     
    Ich hatte mir einen Bart wachsen lassen, Der Rote Wolf trug eine schwarze Kutte, wir sahen sehr künstlerisch aus. Begannen, immer im Café Mokka zu sitzen, gingen vielleicht bei einem Antiquariat vorbei, wo Manni sich ein zerlesenes Taschenbuch kaufte, in dem er im Café dann blätterte; The Metaphysical Poets hatte er gern dabei, las angestrengt mit heruntergezogenen Mundwinkeln und nickte ab und zu mit dem Kopf, als ob er mit den Verfassern von ganzem Herzen übereinstimmte. Ich blätterte durch die Zeitungen und strich mir über den Bart, fragte manchmal, ob er schon irgendeinen neuen Aspekt an dem Thema gefunden habe, ob diese Autoren große Autorität besäßen. Manchmal kamen Dichter und bekannte Intellektuelle in das Café, Manni kannte sie alle vom Sehen und war ganz gelähmt vor Ehrerbietung, dann sagten wir nichts, sondern Manni starrte noch steifer als sonst in das zerlesene Fachbuch über die metaphysischen Dichter und ließ den Titel wie unabsichtlich immer mal wieder sehen.

    Einmal wie so oft kam ein junger Dichter dorthin, zehn Jahre älter als wir oder so, Bjálki, der hatte gerade das Buch Im Auge deines Nächsten veröffentlicht. Der Typ war so ein bisschen heruntergekommen und tat wenig, um das zu verbergen, in seinem großen, weiten Arbeitermantel, das dünne Haar wirr und strähnig. Sie kannten sich flüchtig, Manni und er, hatten einige Tage zusammen als Pfleger in Kleppur gearbeitet, und nun setzte er sich zu uns an den Tisch und bot sein Buch zum Verkauf an. Bjálki: Im Auge deines Nächsten . Herausgegeben auf Kosten des Verfassers. Vervielfältigt durch Fotokopie.
    Manni hatte Geld, während ich pleite war, aber er leistete sich das Buch trotzdem nicht. Es war ein sonnenreicher Sommertag und nur wenig Gäste in dem dunklen Café, so dass wir ins Gespräch kamen. Irgendwie wurde ich vorgestellt, und da erwachte Bjálkis Interesse, ob ich dieser geniale Billardspieler wäre, der Bruder von Baddi aus Thule? Da gab es zunächst ein Missverständnis aufzuklären, ich wäre also nicht der Billardmann, das wäre mein Halbbruder, und wir wären

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