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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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gleich käme. Und dann hatte er die Idee; zog heimlich ein Feuerzeug aus der Tasche und blinzelte mir rot und verschwörerisch zu. Er konnte das Lachen und die Erwartung kaum unterdrücken. Dann führte er das Feuerzeug vorsichtig unter den Barhocker, auf dem seine Ehefrau saß, und begann, Feuer an ihren Hintern zu halten, der wie ein Gletscher in vielen Ausläufern von der runden Sitzfläche floss. Das Feuer leckte an den Perlonstrümpfen der Frau, und sie fühlte, dass sich jetzt etwas Lustiges ereignen würde, zumal Charlies Kopf wie ein rotglühender Dampfkessel wirkte, mit den dazugehörigen Brodelgeräuschen. Aber die Gewichtheberfrau brauchte erstaunlich lange, um zu verstehen, worin der Scherz bestand und dass er schon angefangen hatte; Rauch stieg an der mächtigen Frau auf, und man hatte ohne Übertreibung bereits Bratgeruch in der Nase, bevor sie schließlich einen Schrei ausstieß. Gleichzeitig reagierte sie mit einer so heftigen Bewegung, dass es war, als ob eine Stahlkugel gegen das Haus geschlagen hätte; sie sprang auf, dass alles auf dem ganzen Bartresen durcheinanderfiel und die Eisenstange, auf der der Barsitz befestigt war, verbog, sprang vom Stuhl und hüpfte herum, als ob sie in einer Farce aus der Frühzeit der Filmkunst mitspielte, und das Lachen, das folgte, war jetzt wahrscheinlich mit echtem Schmerzgeheul vermischt und trotzdem so ansteckend, dass sich alles im Saal ausschüttete; Frauen wie Männer lachten, der Barmann hielt sich den Bauch, und Charlie selbst bekam keine Luft mehr und hustete mit blau angelaufenem Gesicht seine Zahnprothesen auf den Tresen.

    Das hier versprach, gut zu werden. Manni und ich entschieden uns, zurückzuspazieren und nach Bóbó zu sehen, aber fanden weder Daisy noch Dick, als es losgehen sollte. Ich klopfte Charlie auf die Schulter, und wir verabschiedeten uns in wortloser Freundschaft. Dann durchsuchten Manni und ich den gesamten Saal, ohne unsere Begleiter zu finden. Gingen hinaus in die Sonne und beschlossen zu warten, saßen ungefähr eine Dreiviertelstunde auf den Stufen vor der Tür, aber die beiden waren nirgends zu sehen. Also gaben wir es auf und spazierten zurück.
     
    Als wir in das Gartenhaus kamen, saß Bella dort und blätterte in einer zerlesenen Zeitschrift. Sagte, dass Bóbó schliefe. Fragte dann nach Daisy und Dick, und als wir nichts wussten, sah ich den gleichen deprimierten Ausdruck auf ihrem Gesicht wie bei Mama, wenn sie sagt, dass sich ihr ganzes Leben darum gedreht habe, für die Verfehlungen anderer aufzukommen. Es war schon sieben, und ich wurde langsam ein bisschen ungeduldig, aber es gab nichts zu tun, außer zu warten, solange Bóbó schlief und Daisy nirgends zu sehen war. Ich versuchte, ein paar alltägliche Gesprächsthemen gegenüber Tante Bella anzuschlagen, aber sie sagte wenig, fragte jedoch, in welcher Absicht wir in dieses Dorf gekommen seien. Um sie und Charlie Brown zu besuchen?
    Nee, das konnte ich ihr nun kaum vorlügen. Ich sagte ihr natürlich den Hauptgrund, dass wir bei Daisy gewesen seien und dass sie uns zum nächsten Busbahnhof habe fahren wollen. Das fand Bella allerdings äußerst schwer zu verstehen; den ganzen Weg hierhin, um zu einem Busbahnhof zu kommen? Wir wären doch an drei, vier vorbeigefahren, fast alle größer als dieser hier. Ich zuckte nur mit den Schultern, fand das natürlich auch merkwürdig, aber es fiel mir schwer, darüber zu
reden, weil sie eine so ähnliche Stimme und die gleiche weinerliche Art zu sprechen hatte wie Mama.
     
    Eine Stunde später kamen sie. Daisy wirkte froh und gelöst und zufrieden, Dick dagegen war offensichtlich in schlechter Laune, alles Mögliche schien ihn zu nerven. Er ging direkt an den Kühlschrank und nahm sich eine Bierdose und schimpfte mit Bella, dass das Essen noch nicht fertig war. Dann setzte er sich zu Manni und mir, während wir mit leerem Blick die Nachrichten im Fernsehen verfolgten; in den Nachrichten waren irgendwelche Demonstrationen von Schwulen gegen Intoleranz, und Dick schlug auf den Tisch und sagte, dass man diesen schwulen Schweinen am besten den Kopf und noch so einiges abhacken sollte, damit wäre das ganze Problem erledigt.
    Wenig später erschien Bóbó, angezogen und wieder in die Gänge gekommen. Es war, als ob er sich etwas schämte oder ihm die Sache peinlich war vor diesen Leuten, er nickte nur leicht mit dem Kopf und bedankte sich, und wollte, dass wir uns so bald wie möglich vom Acker machten. Manni und ich waren natürlich

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