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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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unrasierter Kerl, wie der Verbrecher in einer Zeichentrickserie, stand hinter dem Tresen. Den Tresen entlang tastete sich eine geruhsame, dunkelbraune Kakerlake.
    Und was für ein heruntergekommenes Völkchen, das da über den Gläsern hing! Weiber und Kerle mittleren Alters, und ein völlig hinfälliger alter Mann, schwermütig und schweigend. Sie zeigten uns eine teilnahmslose Freundlichkeit, zumeist jedoch wenig Interesse. Ich versuchte gleich, mich in Richtung
Tür zurückzubewegen, es gefiel mir höchstens mittelmäßig, mich dort aufzuhalten; ich muss zugeben, dass es vielleicht am meisten die Kakerlaken waren, die mich verschreckten. Manni fühlte wohl das gleiche wie ich, hielt die Hände dicht an den Körper, als ob er Taschendiebe abwehren wollte. – Wollen wir nicht lieber gehen?, sagte er.
    Bóbó saß an der Bar und fragte, wo wir hinwollten. – Na, rauf aufs Zimmer, sagte Manni und zuckte mit den Schultern. Aber da sagte Bóbó: – Wenn wir drei Jungs schwul wären, dann würden wir uns da oben auf dem Zimmer vielleicht gut amüsieren, aber so, wie die Dinge stehen, finde ich, dass es langsam ein bisschen langweilig wird.
    Ich beschloss, mich nicht in dieses Gespräch einzumischen, als ich sah, wie schlecht Bóbó aufgelegt war. Man würde nur irgendwelche Giftpillen verpasst bekommen. Manni machte noch ein paar Einwendungen, aber Bóbó sagte: – Geh nur, mein Kleiner. Aber wenn du so ein großer Dichter bist und gern über etwas anderes schreiben können möchtest als über den Geiz in deiner eigenen Familie, dann solltest du an solchen Orten versuchen, das Leben kennenzulernen.
    Manni und ich saßen den Abend über auf dem Zimmer und betrachteten die Schneeverwehungen auf dem Bildschirm des Fernsehers. Manni saß mit schaukelndem Oberkörper auf seinem Diwan, schweigsam und verbittert, und sagte hin und wieder: – Den Geiz in meiner Familie! Und wer hat die Fahrt hierher für ihn bezahlt? Ha!
    – Du sollst dich nicht von so was verletzen lassen, sagte ich schließlich, – tu doch so, als ob du nicht hörst, was er sagt! Aber das hatte keinen Einfluss auf Manni.
    Ich schlief wie ein Stein, als Bóbó nachts kam, aber erwachte von dem Krach und Gepolter, das er machte. Auch Manni wurde wach, falls er überhaupt geschlafen hatte, denn ich hörte
ihn Bóbó fragen, ob er sich nicht leiser bewegen könne. Und Bóbó antwortete mit stockbesoffener Stimme:
    – Hast du Probleme mit dem Schlaf, mein süßer Kleiner?
    Da setzte sich Manni auf und schaltete das Licht an und sagte, ein Zittern in der Stimme: – Ich hab es allmählich verdammt satt, immer süßer Kleiner genannt zu werden.
    – Wieso? Wie willst du dann genannt werden, mein süßer Kleiner?
    Schweigen.
    – Mein süßer kleiner Wissenschaftler?
     
    Der nächste Tag war ein Freitag. Wir beschlossen, dass wir nun endlich das Nachtleben der Stadt kennenlernen müssten. Es musste einfach einige Lokale in dieser Stadt geben, in die normale Leute gingen, wenn sie sich amüsieren wollten. Wir wuschen und kämmten uns und versuchten, ein wenig smart zu sein, und beschlossen daher, die alten Cowboys, die immer in der Empfangshalle saßen, zu fragen, wohin wir gehen sollten.
    Diese alten Männer waren immer gleich liebenswürdig zu uns, solchen netten jungen Gentlemen. Sie hörten sich unser Anliegen an und zerbrachen sich dann schweigend den Kopf, bis einer von ihnen die Entscheidung verkündete: Diese netten jungen Gentlemen sollten in das Restaurant gehen, das Thank God It’s Friday heißt. Und die anderen Cowboys drehten die Pokerkarten nachdenklich in den Pranken und stimmten zu; das wäre haargenau das richtige Lokal. Thank God It’s Friday . Und als wir uns verabschieden wollten, baten sie uns, noch einen Augenblick zu bleiben und den Rat ein paar alter Männer zu hören.
    Es sei in gewisser Hinsicht eine riskante Sache, in dieser Gegend
das Nachtleben zu erkunden, sagten sie, wegen der Diebe und Räuber hinter jeder Straßenecke. Aber so nette junge Gentlemen wie wir sollten nun eigentlich nichts zu befürchten haben, wir seien doch solcher Art, dass wir für uns einstehen könnten. Aber trotzdem wäre es nun ein guter Rat, am besten immer in der Gruppe zusammenzubleiben, nicht einzeln durch irgendwelche dunklen Gassen zu gehen. Ein Mann, der nachts allein an schlecht beleuchteten Orten umherwandert, sei lebende Beute, aber wenn wir zu dritt zusammenblieben, hätten wir nichts zu befürchten.
    Das meinten wir nun alles schon zu wissen,

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