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Das Gelübde

Titel: Das Gelübde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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der in ein zweites Gewölbe führte, tiefer als das erste und genau unter diesem gelegen. Der Eingang der Haupthöhle war mit einem Gestänge aus Binsen überdacht. Wer hier im Schatten saß, konnte in einiger Entfernung die Türme und Dächer Bethlehems erkennen.
    In der Decke der Höhle gab es eine große Öffnung, genau in der Mitte, und rundherum ein paar kleinere, durch die das Sonnenlicht hereinfiel. Das Licht ist im Heiligen Land besonders hell, müssen Sie wissen, vielleicht weil die großen Wüsten so nah sind.
    Maria stand in einer dieser Lichtsäulen und erwartete mich.
    Der Sonnenschein ergoß sich golden über ihre nackten Schultern und die Kuppen ihrer Brüste. In ihrer unverhüllten Schönheit schien sie mir heiliger und anbetungswürdiger denn je, und ich sank auf die Knie herab und wollte ihre Füße küssen. Sie aber ergriff mich sanft an den Schultern und zog mein Gesicht zur Mitte ihres Körpers empor. Der scharfe Steinboden stach in meine Knie, und doch spürte ich nichts von dem Schmerz. Alles, was ich fühlte, sah und roch, lag vor mir, nur eine Zungenspitze entfernt, verborgen in einem Flaum dunkler Härchen, die vor meinem freudentrunkenen Blick zu wogen schienen wie ein Getreidefeld im Sommerwind.
    Ich empfand kein Gefühl der Schamhaftigkeit, nur Dankbarkeit für die Gnade, ihr zu begegnen, ausgerechnet an diesem Ort. Ihre Fingerspitzen kneteten zärtlich meinen Kopf, massierten Haar und Haut, und mir war, als sandten sie warme Stöße in mein Gehirn, rührten an verborgenen Wünschen und Hoffnungen und weckten sie aus ihrem Schlaf. Ich hatte nur noch den Wunsch, mein Gesicht in ihr zu vergraben, ihr Haar zu fühlen und das rosige Siegel zwischen ihren Schenkeln zu öffnen.
    Sie trieb mich voller Wonne dazu, es zu versuchen, alles zu tun, wonach mir der Sinn stand, und bald schon verfiel ihr Leib in erregtes Strecken und Dehnen. Ihr Geschmack betäubte mich wie süßer Wein. Das Kneten ihrer Hände auf meinem Kopf war aufreizend und betäubend zugleich. Küssend, liebkosend, dabei nicht halb so verwirrt wie bei unserer ersten Begegnung, kniete ich vor ihr, in eine Anbetung versunken, die so viel tiefer und wahrhaftiger war als jedes Gebet. Ihre Hüften bogen sich mir entgegen, preßten gegen mein Gesicht, bis ich kaum noch Luft bekam und einen Augenblick von ihr ablassen mußte, um Atem zu holen. Ich wollte gleich fortfahren, wollte nicht den Eindruck erwecken, daß ich genug hatte, doch nun entzog sie sich mir und ging gleichfalls in die Knie, bis wir uns entblößt und mit fiebernder Haut gegenübersaßen.
    Ihre Daumen und Zeigefinger berührten tastend die Spitzen meiner Brüste, bewegten sich dort ganz langsam und doch mit solcher Stetigkeit, als wollten sie die Spitzen zwischen ihren Kuppen zermahlen. Warzen und Höfe schienen in Flammen zu stehen, strahlten ihre Hitze in meinen ganzen Körper aus, wurden zu Knoten eines Netzes aus haarfeinen, weit verästelten Lavaströmen, das um meinen ganzen Leib zu liegen schien. Kein Teil von mir, der nicht in Flammen stand!
    Kein Gedanke, der nicht vor Leidenschaft erglühte!

    Schließlich war ich es, die sich von ihr löste. Ich bog meinen Oberkörper weit zurück, immer noch im Knien. Ihre Fingerspitzen folgten mir ein Stück, dann ließen sie los und strichen fordernd über die gespannte Haut meiner Schenkel.
    Noch immer hatte ich Waden und Füße untergeschlagen, und ich hätte sie von der Last meines Körpers befreien, hätte meine Beine ausstrecken müssen, um mich ohne Anspannung und ganz bequem den herrlichen Liebkosungen hingeben zu können.
    Sie aber gewährte mir keine Bequemlichkeit. Ihre Hände drückten auf meine Schenkel, so daß ich sie weiter angewinkelt ließ, während sie selbst sich vorbeugte und meinen zurückgelehnten Bauch mit Küssen bedeckte. Ihre Zunge erkundete meinen Nabel, bis mir das Kribbeln unerträglich wurde, und obwohl ich unter ihr zuckte, hörte sie nicht auf, bis das unangenehme Kitzeln mit meiner Lust verschmolz und zu einem ganz eigenen, völlig neuen Hochgefühl wurde. Ich war außer mir, wand mich unter ihren Lippen und Händen, bäumte mich ihr zugleich entgegen, schrie stumm nach dem Segen heißerer Zuwendung.
    Irgendwann ließ sie von Bauch und Nabel ab, ihre Zunge wanderte tiefer, auf einer feuchten, glitzernden Spur, die sofort abkühlte und in sinnverwirrendem Gegensatz zu der Hitze meines Leibes stand. In der Überhöhung meiner
    Empfindungen war jedes Gefühl ein neuer, unentdeckter Kontinent,

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