Das Generationenschiff
zu entsenden und Dupaynil zu den Seti abzuschieben. Sie spitzte die Lippen. Dupaynil war durchaus zuzutrauen, daß er etwas Brauchbares zutage förderte, selbst wenn er herausfand, daß seine Befehle gefälscht waren. Er brachte sich manchmal selbst in Schwierigkeiten, weil er zu clever war, aber eine Herausforderung würde ihm guttun.
Sie merkte, daß sie mit ihrem Stift auf der Konsole herumklopfte, und zwang sich, ihn wegzulegen. Sie konnte sich ein Dutzend gute Gründe vorstellen, warum bisher weder Ford noch Lunzie aufgetaucht waren. Und zwei Dutzend schlechte. Sie schaltete einen der Bildschirme ein und ließ sich eine Ansicht des Planeten unter ihr einblenden. Tatsache war, daß sie ihr Schiff einfach nicht verlassen wollte. Hier fühlte sie sich geborgen, sicher und hatte die Lage unter Kontrolle. Unten auf einem Planeten – auf jedem Planeten – fühlte sie sich verloren und allein, ein potentielles Opfer.
Einmal erkannt, trieb sie eben diese Angst zum Handeln. Sie war kein verängstigtes Kind mehr. Sie war eine Flottenkommandantin, die mit mehr als einem Stern auf der Schulter aufhören würde. Mit verdienten, nicht ererbten Sternen. Und sie konnte es sich nicht leisten, in Panik zu geraten, wenn sie auf einen Planeten ging. Admirale konnten sich nicht ununterbrochen im Weltraum aufhalten. Außerdem hatte sie versprochen, ihre Erinnerungen an Abe mit dieser bemerkenswerten Designerin zu teilen.
Noch nach all den Jahren fühlte sie sich wohler, wenn sie an Abe dachte. Sie schüttelte den Kopf über sich und ging auf die Brücke, um Arly ihre Befehle zu erteilen.
»Ich kann nicht mehr sagen, als ich selbst weiß«, sagte sie und hielt die Stimme gesenkt. Sie vertraute ihrer Mannschaft, aber sie wollte ihr nicht die Last aufbürden, ein Geheimnis zu bewahren. »Coromell will mich außerhalb seines Büros treffen. Ich nehme Aygar mit, das ist weniger auffällig, als wenn es jemand von der Mannschaft ist. Ich weiß nicht, wie lang es dauern wird oder wann wir landen, aber bleibt wachsam. Wenn ihr könnt, überwacht ihre Langstreckenscanner. Ich habe das unangenehme Gefühl, daß da weit draußen etwas sein könnte, und wenn es zutrifft, wißt ihr, was ihr zu tun habt.«
Arly machte ein betrübtes Gesicht. »Ich werde die Zaid-Dayan nicht ohne Sie hier rausbringen, Captain.«
»Rechnen Sie nicht damit. Aber es wird mir nichts nützen, wenn jemand den Planeten angreift, solang ich noch drauf bin. Ich habe jedenfalls ein Komgerät dabei. Piepsen Sie mich über den Schiffskanal an, wenn Ford oder Lunzie auftauchen.«
»Bleiben Sie die ganze Zeit auf Empfang?«
»Nein! Dann wäre ich zu einfach aufzuspüren. Ich weiß, daß das Signal des Komgeräts schwer zu orten ist, aber es ist besser, als bekanntzugeben, wo sich der Admiral aufhält. Schließlich will er, daß das Treffen im Geheimen stattfindet.«
»Sind Sie sicher?«
»Sicher genug, um meinen Hals zu riskieren.« Sassinak sah sich auf der Brücke um und beugte sich heran. »Um die Wahrheit zu sagen, irgend etwas sträubt mir die Nackenhaare, aber ich weiß nicht was. Ford ist überfällig. Lunzie auch. Ich weiß nicht. Irgend etwas. Ich verlasse ungern das Schiff, aber ich kann die Nachricht nicht ignorieren. Passen Sie einfach auf.«
»Sie auch.« Arly vollführte einen Salut. Sassinak ging in ihr Quartier zurück und zog, wie verlangt, Zivilkleidung an. Noch eine Sorge: in Zivilkleidung harte sie keinen Vorwand für die ›zeremoniellen‹ Waffen, die sie in Uniform trug.
Sie war sich bewußt, daß jeder gute Beobachter sie an ihrem Verhalten als Flottenmitglied erkennen würde. Warum konnte sie dann nicht einfach ihre Uniform anziehen? Aber Befehle – sofern es sich um echte handelte – waren nun einmal Befehle. Sie machte einen Abstecher in ihr Büro und steckte die Sachen ein, die sie in eine der Taschen verstauen konnte, die zur Zeit in Mode waren. Aygar sollte an der Zugangsluke warten. Zumindest er hatte lebhaftes Interesse gezeigt, den Planeten noch einmal zu besuchen. Natürlich hatte er nur diese wenigen Monate im Weltraum verbracht. Im Herzen war er ein Planetenbewohner.
Sie war überrascht, daß Fähnrich Timran mit Aygar wartete, als sie die Zugangsbucht erreichte. Sie nahm seinen zackigen Salut mit einem Nicken zur Kenntnis.
»Fähnrich.« Das hätte genügen müssen, um ihn wegzuschicken. Zu ihrer Überraschung genügte es nicht. Sie hob die Augenbrauen.
»Captain … äh …«
»Ja, Fähnrich?«
»Besteht eine
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