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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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bevor das erste Blut floß. Sie hörte einen Aufschrei und einen Knall, als Aygar den Tisch wegstieß und ihr folgte. Etwas zischte, und Aygar schrie. Dann brach in dem Lokal die Hölle los.
    Wie alle Kämpfe war auch dieser schneller vorüber, als es gedauert hätte, ihn zu schildern. Die Erfahrenen ließen sich auf den Boden fallen und krochen in Deckung. Die Unerfahrenen schrien, schlugen um sich und warfen Gegenstände, die krachten und klirrten. Dämpfe aus den zersprungenen Flaschen brannten ihr in der Nase und den Augen. Glassplitter stachen ihr in die Knie und die Handflächen.
    Sassinak stieß mit anderen zusammen, die über den Boden krochen, entdeckte Aygar und riß ihn herunter, als ein rosiger Lichtblitz dort die Luft durchschnitt, wo er eben noch gehockt hatte, und die Fenster zerschmetterte. Sie zog ruckartig an seinem Handgelenk, und zwang ihn, ihr zu folgen, während sie sich einen Weg durch das Unterholz des Kampfes bahnte, vorbei an Körpern, Tisch- und Stuhlbeinen. Durch die Personaltür erreichten sie eine weißgeflieste Küche. Sassinak war überrascht, als sie feststellte, daß hier auch Speisen serviert wurden. Weiterer Lärm folgte ihnen. Sie rutschte auf dem glitschigen feuchten Boden aus, strauchelte und zog Aygar wieder mit sich.
    »Kommen Sie schon, verdammt noch mal!«
    »Aber …« Er warf einen letzten Blick über die Schulter, und was immer er sah, es veranlaßte ihn zu einem wilden Sprung, der damit endete, daß er mit Sassinak durch die Hintertür krachte und hinter ihnen Flammen hervorschossen.
    »Verfluchter Mist!«
    Sassinak wälzte den jungen Mann von sich herunter und schüttelte den Kopf. Aus dem Lokal hörten sie Schreie, die an Selbstverstümmelung denken ließen. Sassinak sah die Gasse entlang, in der sie gelandet waren. Sie verabscheute Planeten … jedenfalls verabscheute sie es, sich auf einem aufzuhalten. Niemand sorgte so für Ordnung wie auf einem Schiff. Andererseits bot diese verdeckte und verrufene Gegend mehr Verstecke als ein sauberes Schiff. Aygar, bemerkte sie, hatte eine blutende Wunde im Gesicht und mehrere Risse im Overall, aber keine ernsten Verletzungen.
    Er hatte sich bereits auf ein Knie aufgerichtet und sah überraschend entspannt und gelassen aus für jemanden, der knapp dem Tod entgangen war. Mit diesem letzten Sprung zur Hintertür hatte er ihr wahrscheinlich das Leben gerettet.
    »Danke«, sagte sie und überlegte, was sie mit ihm anstellen sollte. Sie hatte eher erwartet, daß er abschreckend wirken statt eine ernsthafte Hilfe sein würde, wenn es unangenehm wurde. Und im Moment war die Lage so unangenehm wie seit langem nicht mehr.
    »Wir sollten verschwinden«, betonte er. »Ich habe gehört, daß nur Insystem-Leute über solche Waffen verfügen.«
    »Gehen wir.«
    Noch ein schneller Blick, und sie entschied sich für das kürzere Ende der Gasse. Nichts geschah während des ersten schnellen Sprints zu einer stinkenden, rostig gestreiften Abfalltonne, hinter der sie sich versteckten. Sassinak behielt die anderen Hintertüren im Auge, die auf die Allee hinausgingen. Es hatte doch sicher jemand aus dem Fenster geschaut. Oder war die Nachbarschaft wirklich so hart im Nehmen? In diesem Fall …
    »Hinter der Tonne da vorn hat sich jemand versteckt«, flüsterte Aygar ihr ins Ohr.
    Sie sah ihn respektvoll an. »Woher wissen Sie das?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe vom Jagen gelebt, wissen Sie noch? Auf Ireta jagt einen das, was man nicht wahrnimmt. Ich habe etwas Merkwürdiges gehört.«
    »Gut.«
    Keine Waffen. Kein Panzer. Und sie hatte wieder nur die Tricks aus ihrer Kindheit zur Verfügung, die Tricks, die auf dem Bildschirm funktionierten, aber nicht im echten Leben. Im echten Leben kam man mit echten Waffen viel besser zurecht.
    »Ich kann mich darum kümmern«, fuhr Aygar fort.
    Sie sah ihn an: er zeigte den ganzen Eifer eines jungen Mannes auf der Höhe seines Stolzes und ohne jede militärische Ausbildung. Und er unterstand nicht ihrem Befehl, so wie es bei Timran der Fall gewesen wäre. Er war ein Zivilist, der ihrem Schutz unterstellt war. Sie wollte den Kopf schütteln, aber er hatte nicht gewartet.
    Obwohl sie von der großen Kraft wußte, die er seinen Genen und seiner Erziehung verdankte, war sie mehr als überrascht. Aygar stemmte die ganze Abfalltonne mit ihrem scheppernden, polternden, glitschenden und übelriechenden Inhalt hoch und schleuderte sie durch die Gasse gegen die nächste Tonne. Jemand schrie auf. Sassinak hörte das

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