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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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ausführlich von ihrem Ärger über die Entfremdung ihrer Familie erzählen, von ihrem Schuldgefühl, weil sie einige ihrer Nachkommen nicht leiden konnte und etwas gegen ihre Einstellung hatte. Auch über den Schmerz, einen Geliebten zu verlieren, und der Befürchtung, daß keine Beziehung je von Dauer sein konnte. Sie erzählte ihm von ihrem Zusammentreffen mit Sassinak und den Spannungen zwischen ihnen.
    »Sie ist wirklich die Ältere, sie hat’s ja auch gesagt …« Sie verstummte, doch der Meister bestand darauf, daß sie ihn von dem ganzen Gespräch erzählte, bis in alle Einzelheiten.
    »Das hat dich verletzt«, sagte er hinterher. »Du hast das Gefühl, daß du älter bist, und du erwartest den Respekt, der von Natur aus den Älteren gebührt …« Er ließ den Satz in einem neutralen Ton ausklingen.
    »Aber ich fühle mich gar nicht älter«, sagte Lunzie und entspannte bewußt ihre Hände, die sich zu Fäusten ballen wollten. »Ich fühle … Ich weiß nicht, was ich fühle. Ich glaube, ich kann weder alt noch jung sein. Ich hänge heute im Leben fest, so wie ich damals im Kälteschlaf festgehangen habe. Ich weiß nicht einmal, welches Kind sie ist – habe ich sie schon einmal gesehen und wieder vergessen? Ist sie eine, die nie erwähnt wurde?«
    »Das Blatt, das der Wind vom Zweig gerissen hat«, sagte er leise und lächelte.
    »Genau.«
    »Du mußt begreifen, daß der Zweig so wenig dir gehört wie der Wind. Du mußt erkennen, daß jeder von uns, in jedem Augenblick, am richtigen Ort ist, an dem Ort, von dem alles Handeln und Reflektieren ausgeht und wohin es zurückkehrt.« Er legte den Kopf schräg wie ein Vogel. »Was wirst du tun, wenn du noch einmal in den Kälteschlaf mußt?«
    Darüber hatte sie noch nicht nachgedacht. Mit aller mentaler Disziplin, die sie aufbringen konnte, zwang sie eine Panik nieder. Woher hatte er gewußt, daß sie in manchen Nächten schweißgebadet aufwachte und das sichere Gefühl hatte, die furchtbare Taubheit breite sich wieder in ihrem Körper aus?
    »Ich … ich könnte es nicht.« Sie hielt den Atem an, verkrampfte jeden Muskel und wandte den Blick von ihrem Meister ab. Sie hörte den schwachen Hauch eines Seufzers.
    »Du kannst dich nicht darauf verlassen, daß es nie wieder geschehen wird.« Seine Stimme klang neutral.
    »Nicht noch einmal …« Es war ebenso ein Flehen wie ein Versprechen an sich selbst. Die vielen Tage der Neuausbildung waren nichts gewesen, verglichen mit dem Anflug dieses Gefühl.
    »Ich hatte gehofft, diese Wunden würden sich von allein schließen«, sagte der Meister nachdenklich. »Aber da es nicht geschehen ist, müssen wir sie behandeln.« Es trat eine so lange Pause ein, daß sie fast aufblickte, dann schnauzte er unvermittelt: »Adeptin Lunzie!« Und sie sah ihm in die Augen. »Es übersteigt nicht deine Kraft oder deine Fähigkeiten. Du wirst dich dagegen wehren. Wir können dich nicht hinausschicken, wenn du weiterhin von solchen Ängsten heimgesucht wirst.«
    Sie wollte protestieren, wußte aber, daß es keinen Sinn hatte. Die nächsten Tage stellten ihre körperliche und ihre Willenskraft auf eine harte Probe: intensive Beratungsgespräche, viele Stunden, die sie in unterschiedlichen Kabinen verbrachte, die an Kälteschlaftanks verschiedener Typen erinnerte, sogar einige Kälteschlafinduktionen, die mit der Verabreichung der entsprechenden Drogen verbunden waren und ihr für kurze Zeit das Bewußtsein raubten.
    Anfangs fürchtete sie, einfach verrückt zu werden, aber der Ehrwürdige Meister behielt Recht: sie konnte es ertragen und ohne seelische Schäden überstehen. Ein wertvolles Wissen, das ihr einmal nützlich sein mochte, auch wenn sie hoffte, daß es nie dazu kommen würde.
    Als andere Übungsleiter sich schließlich daran machten, ihre Fähigkeiten zu verbessern, hatte ihre Seele ein neues Gleichgewicht gefunden. Sie erkannte ihre früheren Unsicherheiten, ihre Unruhe und Sorge, ihr Ankämpfen gegen Neid und Schuldgefühle, als die Mühen eines Geschöpfes, das von einer Gestalt in die nächste überging. Die meisten Menschen machten in ihren Dreißigern den einen oder anderen emotionalen Aufruhr durch; vielleicht war ein Teil ihrer eigenen Schwierigkeiten damit zu erklären, daß sie aus einer Lebensphase herauswuchs. Sie war diese Person gewesen; jetzt war sie eine andere, jemand, der nicht mehr Sassinak um ihre Macht oder Aygar um seine Körperkraft beneidete. Ihr Leben ergab jetzt einen Sinn für sie, nicht als eine

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