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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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auffiel, daß Madame Flaubert in den Salon zurückgekommen war und ihrem Hund zuflüsterte, der sich in der Zwischenzeit auf ihrem Stuhl zusammengekauert hatte.
    »Auch die Ryxi sind Mitgeschöpfe, die nach dem Licht streben«, sagte Madame Flaubert. »Der Schaden, den ein Spötter …«
    »Ich spotte nicht«, sagte Tante Q. scharf. »Ich wollte Ford nur erzählen, woher ich diese Federn habe.«
    Sie fing zu erzählen an, ohne Madame Flaubert noch einmal anzusehen. Ihre Stimme zitterte erst, dann wurde sie fester. Ford hörte zu und amüsierte sich über die Geschichte. Er hätte voraussagen können, was eine feurige, reiche, junge Frau auf einem dieser prunkvollen Bälle zu tun imstande war, wenn ihr unverbesserlich biederer‹ Ehemann darauf bestand, daß sie sich diskret verhielt. Diskretion hatte aber offensichtlich nie zu Tante Q.s Stärken gezählt. Er konnte ihr jüngeres (und zweifellos schönes) Ich geradezu vor sich sehen, wie sie einem Ryxi aus dem diplomatischen Dienst mit spöttischen Herumgehüpfe den Hof gemacht hatte … einem Ryxi, der sich dazu hatte hinreißen lassen, ihr die juwelenbesetzte Nadel aus dem Turban zu reißen und laut loszukrächzen (wie es Ryxi gelegentlich tun, wenn ihr Temperament mit ihnen durchgeht).
    Er konnte sich ihren Schock vorstellen, ihren Wunsch, sich mit einer anderen Unverschämtheit zu revanchieren. Als der Ryxi sich in die letzten wilden Umdrehungen seines Balztanzes hineinsteigerte, hatte sie kräftig an seinen Schwanzfedern gezogen. Während der Ryxi, der halb vor Schmerz und halb vor Demütigung kreischte, wieder zur Ruhe kam, war sie davongelaufen und hatte sich in der aufgewühlten Menge versteckt.
    Ford sah zu Madame Flaubert hinüber, die den Mund zu einem Ausdruck des Abscheus verzogen hatte. Er konnte ihren gedanklichen Kommentar fast hören: Wie vulgär! Ford stimmte ihr zu, war aber bei weitem nicht so empört.
    Das Meiste, was er über die Reichen und Mächtigen wußte, empfand er als vulgär, aber es kümmerte ihn nicht. Und vor allem kümmerte es ihn nicht, welches Maß an Vulgarität sie den Handlungen eines anderen zusprachen. So zart ihre Familienbande auch waren, so würde er Tante Q. einer Madame Flaubert jederzeit vorziehen. Seine Tante hatte ihre Geschichte mit herausfordernd, fast trotzig gehobenem Kinn zu Ende erzählt. Er konnte sie sich als verwöhntes Kind mit Grübchen in den Mundwinkeln vorstellen. Diese Vorstellung brachte ihn ebenso zum Grinsen wie ihre Geschichte.
    »Hat er keinen Protest eingereicht?« fragte Ford.
    Seine Tante mußte sich zusammenreißen. »Natürlich. Aber ich habe auch protestiert. Schließlich hatte er immer noch meine Schmucknadel, und er harte die öffentliche Ordnung gefährdet, weil er die Beherrschung verlor und sich zum Balzritual hinreißen ließ. Es ist kaum mißzuverstehen, selbst wenn man es noch nie gesehen hat.«
    »Ich hab’s schon einmal gesehen.« Ford hatte Mühe, nicht laut loszulachen. Es muß das Spektakel des Jahres gewesen ein, dachte er bei sich.
    »Es gab viel Gerede. Die Anwälte meines Mannes haben sich eingeschaltet, und schließlich haben beide Seiten ihre Anklagen zurückgezogen. Der Gesandte der Ryxi hat persönlich eine Entschuldigung geschickt. Alle bestanden darauf, daß ich dasselbe tue. Aber wir beide haben unsere Trophäen behalten. Ich mußte mich bereit erklären, sie niemandem zu zeigen – zumindest nicht in der Öffentlichkeit –, aber das ist Jahre her, und wir befinden uns auf meiner Privatjacht.«
    Es klang, als rechnete sie mit einem Streit; ein Blick auf Madame Flaubert deutete an, mit wem. Ford hatte das Gefühl, daß er ihr zur Seite stehen müsse, erkannte aber, daß Tante Q. von ihren Männern erwartete (und sie so erzog), daß sie sich als ihre Beschützer fühlten.
    »Das war eine wunderbare Geschichte«, sagte er ganz ehrlich. »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.« Auch das meinte er ehrlich. Offizielle diplomatische Termine mit Vertretern verschiedener Rassen waren gewöhnlich qualvoll langweilig, aus dem einfachen Grund, weil niemand die Etikette einer fremden Kultur verletzen wollte. Flottenoffiziere mußten sich zur Verfügung halten und sich stundenlang höflich die Beschwerden von Zivilisten anhören, während alle attraktiven Vertreter des anderen Geschlechts sich auf der anderen Seite einer überfüllten Tanzfläche amüsierten. Er erinnerte sich, daß Sassinak ihm einmal von einem etwas aufregenderen Abend erzählt hatte, aber das war alles.
    Seine

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