Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
verbeugte sich vor ihnen. Portwein? Nachdem er abgeräumt hatte, war der Diener mit einem Tablett zurückgekehrt, auf dem eine Flasche, ein Glas und eine Zigarrenkiste standen, die Ford sich näher ansah. Er selbst rauchte nicht, und alles, was er über Zigarren gelesen hatte, warnte ihn, gar nicht erst damit anzufangen. Der Portwein war etwas anderes. Würde er seinen Magen beruhigen oder die Sache noch schlimmer machen? Und wie lang sollte er warten, bis er sich den Damen wieder anschließen durfte? Und vor allem: was taten die Damen eigentlich, während sie darauf warteten, daß ein Gentleman seinen Portwein austrank?
    Er kostete einen Schluck und lächelte unwillkürlich. Wo immer Tante Q. dieses Zeug aufgetrieben hatte, es war genau das Richtige für seine Magenprobleme und wärmte ihn bis tief ins Innere. Er streckte die Beine unter dem Tisch aus und stellte sich vor, er sei der Herr all dessen, was er hier vor Augen hatte. Mit Ausnahme von Tante Q. natürlich, die immer die Oberhand behielt, wo immer sie sich gerade auch aufhielt.
    Nach einiger Zeit erschien derselbe Diener, um das Tablett abzuräumen und Ford in ›den Salon der Madame‹ zu führen. Eigentlich in den Damensalon, dachte Ford, in den sich die Damen zurückzogen, während die Männer mit ihren Zigarren paffende und schmatzende Geräusche und üblen Gestank produzierten.
    Der Salon seiner Tante war zurückhaltender eingerichtet, als Ford vermutet hätte: ein kleines Instrument mit großen schwarzen und kleinen weißen Tasten, zu klein für ein Piano (Ford rätselte, um was es sich handelte, fragte aber nicht); einige elegante, aber robuste Stühle, jeder ein Einzelstück; ein niedriger Tisch aus einem bemerkenswerten Holz, das man quer durch die Knoten und Wirbel gesägt hatte, so daß die komplizierte Maserung zum Vorschein kam; eine einzige hohe Vitrine, deren polierte Türen geschlossen waren, und zwei kunstvolle Radierungen an den Wänden, aber keine überladenen Exzentrizitäten, die er ihr nach ihren sonstigen Verschrobenheiten zugetraut hätte.
    Madame Flaubert räkelte sich in einem Brokatstuhl in einer Pose, mit der sie, wie er vermutete, eine innere Anspannung überspielte, die sie nicht zugeben wollte. Sie kraulte ein haariges Etwas, das er erst auf den zweiten Blick als einen Hund erkannte. Sein Fell war zu phantasievollen Wirbeln gebürstet, und er trug ein juwelenbesetztes Halsband. Zwei glänzende schwarze Knopfaugen sahen Ford an. Der Hund kläffte einmal kurz, bevor er sich wieder in Madame Flauberts üppigen Schoß zurücksinken ließ. Fords Tante dagegen saß aufrecht vor dem Rahmen eines Wandteppichs.
    »Ich erinnere mich an deinen Vater«, sagte Tante Q. »Damals war er fast noch ein Junge. Aus irgendeinem Grund schien er Angst vor mir zu haben. Sehr steif.«
    Ford versuchte es bei ihr mit dem Lächeln, mit dem er bei anderen Frauen Erfolg gehabt hatte. »Wenn ich noch ein Junge wäre, würdest du mir auch Angst machen.«
    »Das bezweifle ich.« Sie schnippte die Nadelspitze frei und zog einen blauen Faden. »Ich weiß, was dein Zweig der Familie über mich denkt. Zu reich, um vernünftig zu sein, zu alt, um zu wissen, was sie tut, und anstrengend. Habe ich nicht Recht?« Der Blick, den sie auf ihn richtete, war so scharf wie die Nadelspitze.
    Ford grinste und zuckte die Achseln. »Verwöhnt, hochmütig, arrogant und manchmal langweilig. Was du sicher schon weißt.«
    Sie warf ihm ein Lächeln zu. »Danke, mein Lieber. Verwandte sollten ehrlich zueinander sein, auch wenn es bei anderen Gelegenheiten unangebracht ist. Jetzt wissen wir, wo wir stehen, nicht wahr? Du bist nicht gekommen, nur weil du Spaß daran hast, eine verwöhnte, hochmütige, arrogante und langweilige alte Dame zu besuchen.«
    »Nicht weil ich Spaß dran habe.« Ford erlaubte sich ein Stirnrunzeln. »Eigentlich war’s Neugier.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich wollte mich selbst davon überzeugen, ob du so schlimm bist, wie alle sagen. Ob du so krank und elend bist, wie du sagst. Welche Frau das sein kann, die einen Santon und dann einen Paraden geheiratet hat und beide wieder losgeworden ist.«
    »Und jetzt?«
    »Welche Frau das sein kann, die Ryxi-Schwanzfedern zum Abendessen trägt. Wie könnte da jemand widerstehen?«
    »Ich kann dir nicht sagen, was du wissen willst«, sagte sie und wurde für einen Moment ernst. »Ich kann dir nicht sagen warum. Aber ich kann dir immerhin erzählen, wie das mit dem Ryxi gewesen ist.«
    Ford war nicht überrascht, als ihm

Weitere Kostenlose Bücher