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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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leichtgewichtigen ›Ausbeuter‹ gefiel ihr nicht. Es hatte aber etwas amüsant Widersinniges, massig gebaute Schwerweltler in den Rollen kleiner, zerbrechlicher Leichtgewichte zu sehen, die voreinander kuschten. Lunzie erinnerte sich, daß sie einmal eine Opernaufzeichnung von der Alten Erde gesehen hatte, in der eine große Dame mit hängendem Doppelkinn eine ›Nymphe‹ mimte.
    Aber diese Stimmen! Sie hatte sich die Musik von Schwerweltlern als schwer, wuchtig, unmelodisch vorgestellt … und sie hatte sich geirrt.
    »Es ist einfach schön«, flüsterte sie Zebara in einer Pause zwischen zwei Stücken zu.
    »Das überrascht Sie.« Es war keine Frage. Sie entschuldigte sich mit ihrem Gesichtsausdruck, als die Musik weiterging. Er beugte sich zu ihr herüber. »Keine Sorge. Ich habe mir gedacht, daß Sie überrascht sein würden. Und es kommt noch mehr.«
    Dazu gehörte unter anderem eine gymnastische Vorführung, die die wechselnden Allianzen in dem kommerziellen Konsortium darstellte, das (dem Skript zufolge) einige ahnungslose Schwerweltler-Kolonisten auf einem Planeten zurückgelassen hatte, der von vorhersehbaren, aber unregelmäßig auftretenden ›Dreifachwintern‹ geplagt wurde. Komplizierte Gongmusik imitierte offensichtlich das herzlose Abwägen von Profit und Verlusten (auf einer Waage, die auf der einen Seite mit Goldbarren, auf der anderen mit den Leichen von Schwerweltlern beladen war), während die kommerziellen Seilschaften an den Waagschalen und aneinander zerrten und in seltsam anmutigen Zuckungen herumhüpften.
    Diplos Schwerkraft schloß die imposanten Sprünge des klassischen Balletts aus, aber schnelle Überschläge waren möglich und wurden mit großer Wirkung eingesetzt. Eine Szene, die das luxuriöse Leben der Schwergewichte im Weltraum darstellte, war einfach lächerlich. Lunzie hatte noch nie jemanden an Bord eines Raumschiffs gesehen, der sich in einem parfümieren Whirlpool räkelte, während ein Schwerweltler-Diener mit einer Schale voller Obst vor ihm kniete.
    Die Abschnitte des Stücks, die Zebaras Worten nach ›fast jedem ans Herz gingen‹, zeigten die Kolonisten, die mit Gesang und Liebe gegen die Depression eines langen Winters ankämpften. Oder auch mit Lust. Lunzie war sich nicht sicher. Vielleicht waren die Kolonisten sich selbst nicht ganz sicher gewesen. Aber sie waren entschlossen gewesen, zu überleben und Nachkommen in die Welt zu setzen.
    Ein Duett folgte dem nächsten, und beide vereinten sich zu einem Quartett, das ›die Liebe zum Leben« pries, die ›das Herz wärmt‹. Dann wurde eine Arie von einer Sopranistin gesungen, deren tiefe, dunkle, resonante Stimme vor Verzweiflung bebte, bevor sie sich langsam über unmögliche drei Oktaven bis in glanzvolle Höhen steigerte, was die Sängerin mit geballten Fäusten unterstrich, die sie vor den boshaften Leichtgewichten in ihren fernen Schiffen schüttelte.
    Schließlich stimmte der männliche Chor der Kolonisten, die freiwillig verhungerten, damit ihre Kinder und schwangeren Frauen eine Überlebenschance hatten, einen letzten Schwur an, angeführt von einem Tenor, dessen Stimme nahezu in dieselben dynamischen Höhen emporstieg wie die Stimme der Sopranistin.
    »Nur euch, den Kindern unserer Träume, überlassen wir das Brot des Lebens!« Lunzie brannten Tränen in den Augen. »Wir bitten nur darum: erinnert euch …«
    Der Stimmen wurden leiser, reduzierten sich langsam zu einem vielstimmigen Singsang. Die Musik und der üppige Weihrauch, der von den Weihrauchfässern auf der Bühne aufstieg, hätte auch die Hormone des nüchternsten Zuhörers in Wallung gebracht. Lunzie ließ den Kopf an Zebaras Schulter sinken.
    »Braves Mädchen«, murmelte er.
    Das Rascheln ringsum deutete darauf hin, daß auch andere ihre Haltung änderten. Plötzlich spürte Lunzie etwas an ihre Beine stoßen und begriff, daß die Sitze in diesem Teil des Auditoriums ganz nach hinten geklappt wurden. Die Armlehne zwischen ihr und Zebara verschwand. Auf der Bühne schwoll die Musik an, während das Licht abgedunkelt wurde. Eine Einladung zu Zilmachs Epos war offensichtlich mit mehr verbunden, als sich nur die Musik anzuhören.
    Im selben Moment, als sie sich fragte, wie sie sich seinen offenkundigen Absichten entziehen konnte, fiel ihr der Druckanzug wieder ein, und sie kicherte.
    »Was ist das?« fragte er. Sein Arm lag schwer auf ihrer Schulter, seine breite Hand streichelte ihren Rücken.
    »Ein Aspekt der schwächlichen Leichtgewichte, den

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