Das Generationenschiff
gewesen wäre, um die Kommunikation der Flotte abzuhorchen.
»Sassinak. Sie wollte wissen, ob der Gouverneur offiziell etwas mit Ireta zu tun hat. Captain Cruss, der Schwerweltler auf diesem Kolonialschiff, war davon überzeugt. Die Thek haben es aus ihm herausgeholt. Im Hinblick auf Taneglis Prozeß wollte sie wissen, ob sie der Flotte den Vorschlag machen sollte, den Gouverneur vorzuladen.«
»Aha. So haben wir uns das ungefähr gedacht. Aber wie sollten Sie, eine Ärztin, solche Dinge herausfinden?«
»Ich habe ihr von Ihnen erzählt. Sie hat vorgeschlagen, daß ich nach Diplo reise.« Das stimmte nicht ganz, aber wenn er glaubte, daß jemand sie in die Sache hineingedrängt hatte, würde er vielleicht Mitgefühl empfinden.
»Ich verstehe. Aus ihrem professionellen Blickwinkel hat Ihre Nachfahrin Ihre Gefühle, Ihren natürlichen Widerwillen nicht berücksichtigt. Nicht besonders einfühlsam, diese Sassinak.«
»Oh, doch«, sagte Lunzie rasch. »Sie ist sehr einfühlsam, nur … Ihre Pflicht hat eben Vorrang.«
»Für eine Flottenoffizierin ist das sicher lobenswert, nicht aber für eine Urururenkelin. Sie sollte mehr Respekt zeigen.«
»Da gibt’s ein Problem«, gestand Lunzie. »Sie ist objektiv älter als ich – zumindest, was die tatsächlich verstrichene Zeit angeht –, und sie hat Schwierigkeiten, mich als älter zu betrachten. Das haben wir beide.« Sie wand sich ein wenig, weil sich eine starre Falte gegen ihre Hüfte drückte. »Aber deshalb bin ich gekommen … ehrlich.«
»Und ich biete Ihnen genau die Informationen an, die Sie benötigen, und bitte Sie, noch mehr hinauszuschmuggeln. Aber wenn Sie auffliegen, werden Sie Informationen von großem kommerziellem Wert bei sich haben. Man wird sie für einen Industriespion halten und so lang festhalten, daß Sie nicht mehr gegen Tanegli aussagen können. Eine Aufzeichnung Ihrer Aussage wird nicht annähernd so wirkungsvoll sein, und wenn Kai und Varian nicht dort sind …«
»Warum sollten sie nicht?«
»Vielleicht haben sie einen Vertrag mit der EEC unterschrieben? Es wäre ganz einfach, ein Schiff zu schicken, das sie alle zum Prozeß vor dem Assisengericht abholt. Jemand mit den entsprechenden Ressourcen könnte leicht dafür sorgen, daß sie sich verspäten. Oder überhaupt nicht ankommen.«
Lunzie schauderte. Wie konnte sie Kai und Varian warnen? Warum hatte sie bisher nicht an die beiden gedacht? Sie hatte angenommen, daß man ihnen als Zivilisten erlauben würde, auf Ireta ihren neuen Pflichten nachzukommen. Sie hätte es besser wissen müssen.
»Es sind nicht nur Schwerweltler«, sagte Zebara, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Sie wissen doch, daß es noch andere gibt?« Lunzie nickte.
Jedes kommerzielle Unternehmen würde mehr Profite machen, wenn es seine Ressourcen ohne einengende Vorschriften entwickeln könnte. Das galt für Menschen und Aliens. Lunzie hatte noch von keiner Gesellschaft gehört, die so idealistisch war, daß es in ihren Reihen keine Verbrecher gab. Vielleicht mit Ausnahme der Ssli, verbesserte sie sich. Wenn sich ein Ssli einmal festgesetzt hatte, wie konnte er dann noch, nach welchen Maßstäben auch immer, etwas Falsches tun? Aber hier und jetzt?
»Die Seti!« kam es Zebara über die Lippen. »Sie haben uns benutzt, indem sie Mitgefühl vortäuschten, weil wir genetisch modifiziert worden sind. Aber sie verachten uns deswegen auch.«
Lunzie nickte an seiner Brust und versuchte nachzudenken. Die Seti waren noch vor der Menschheit in die FES eingetreten, allerdings nicht viel früher. Sie waren anders, sehr viel fremdartiger und weniger amüsant als die Ryxi oder die Weber. Sie hatten einen Weber-Planeten zerstört und hinterher behauptet, es sei ein Versehen gewesen und sie hätten nichts von den Webern gewußt, die sie umgebracht hatten. Und von den Thek!
»Genau genommen geht’s um drei Ecken.« Zebara drückte einen Moment lang den Kopf in ihr Haar, und sie spürte einen Luftstrom, als sich jemand an ihnen vorbeidrängte. »Unser Gouverneur hat über zwanzig Jahre lang für das Pralungan-Konsortium gearbeitet. Er wurde mit Geld, Anteilen und Posten für seine Verwandten bezahlt. Das Konsortium erhält starke Rückendeckung für seine internen Sicherheitskräfte und um seine Marktposition zu verteidigen. Sogar private Truppen. Und Mannschaften für illegal bewaffnete Schiffe, um Einmischungen der Flotte abzuwehren. Ihre Sassinak war übrigens ein großes Problem für uns. Sie kommt einfach zu gut mit
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