Das Generationenschiff
seltenen Reinigungsgang aufgefallen war. Soweit er wußte, und soweit die Männer sagten, hatten sie keine andere gefunden. Andererseits hatte er zwei von ihren gefunden. Sie machten ihm keine Sorgen, und er rührte sie nicht an.
Zu seinen persönlichen Utensilien, die er immer bei sich hatte, gehörte der beste Antiüberwachungschip, eingebaut in seinen Rasierapparat. Mit Hilfe seiner eigenen Wanzen arbeitete er sich langsam an die Steuerfunktionen heran. Einige waren für sein begrenztes Instrumentarium zu gut abgesichert. Er konnte den Captain nicht in seine Kabine einschließen oder die Luftzufuhr zum Mannschaftsquartier unterbrechen. Er konnte die Kontrolle des Captain über die Brückenzugriffe nicht außer Kraft setzen. Er wußte, daß die anderen ihn beobachteten und mit einem solchen Trick rechneten. Er konnte die Computerdateien auch nicht in zu großem Umfang durchsuchen. Aber er konnte offene Dateien wie die Wartungs- und Reparaturprotokolle einsehen und erfuhr dabei, daß die Kombüsenluke sich mehrfach verklemmt hatte. Als ein Experiment, um herauszufinden, ob es ihm unbemerkt gelingen würde, änderte Dupaynil den Druck auf die obere Lukenschiene. Sie sollte sich verklemmen und mit ein paar Flüchen über das verdammte Ding repariert werden.
Beim Frühstück beklagte sich tatsächlich ein Mann darüber, daß die Kombüsenluke wieder festhing. Es lag wahrscheinlich an dem verfluchten Drucksensor an der oberen Schiene. Der Waffenoffizier nickte und beauftragte jemanden mit der Reparatur.
Auf einem so kleinen Schiff waren die Fluchtkapseln zu beiden Seiten der Hauptachse montiert: drei waren direkt von der Brücke zugänglich, die anderen achtern, sechs vom Hauptkorridor und sechs vom Parallelgang aus. Eine Evakuierungsübung verlangte von jedem Mannschaftsmitglied, die ihm zugewiesene Kabine zu finden, auch wenn er in der Nähe einer anderen arbeitete. Eine Liste mit den Zuweisungen hing auf der Brücke und in der Kombüse aus.
Dupaynil überlegte, ob tatsächlich schon einmal jemand den Rumpfbruch auf einem Begleitschiff überlebt hatte, und ihm fiel kein einziger Fall ein. Die Kapseln waren vorhanden, weil die Vorschriften verlangten, daß jedes Schiff welche an Bord hatte. Von praktischem Nutzen waren sie nicht. Die Kapseln auf Begleitschiffen wurden von altmodischen elektromagnetischen Relais gesteuert; eine Sicherheitsvorkehrung gegen die magnetischen Entladungen von EM-Waffen, die modernere Steuermechanismen außer Kraft setzen konnten, indem sie die Funktionsweise der Steuerchips beeinträchtigen.
Diese Vereinfachung brachte es mit sich, daß die Werkzeuge ausreichten, die er bei sich hatte. Wenn jemand danach suchte, wären die Manipulationen allerdings auffälliger als eine Umprogrammierung oder ein Chipaustausch. Das Herumbasteln an Schaltern und Relais nahm auch mehr Zeit in Anspruch, und es fiel ihm schwer, nett und höflich zu bleiben, wenn er gerade an einer der Leitungen herumfummelte und zufällig ein Mannschaftsmitglied vorbeikam.
Der letzte Schritt bestand darin, die Steuermechanismen aller Kapseln an eine zu koppeln und diese an seinen Handcomputer anzuschließen. Er stieß dabei an die Grenzen seiner Fähigkeiten. Er war sich einigermaßen sicher, daß das System funktionieren würde. Unglücklicherweise würde er es aber erst erfahren, wenn er es ausprobierte. Er war so bereit, wie er nur bereit sein konnte. Er hätte es vorgezogen, den Alarm selbst auszulösen, aber er wollte nichts riskieren. Er spielte seine übliche Partie Karten mit Ollery und dem Waffenoffizier, wobei er darauf achtete, daß er weder zu gut noch zu schlecht spielte, und lehnte ein Würfelspiel ab.
»Morgen«, sagte er mit der heiteren Zuversicht eines Mannes, der damit rechnete, daß der morgige Tag pünktlich anbrechen würde. »Soviel Aufregung an einem Abend verkrafte ich nicht.«
Sie kicherten wie Raubtiere, deren Beute in der Falle saß. Dupaynil ging hinaus und fragte sich, wann sie ihre Falle zuschnappen lassen würden. Er brauchte unbedingt noch eine ganze Schicht Schlaf.
Die gellenden Sirenen und das Blitzlicht weckten ihn aus dem unruhigen Schlummer, in den er gesunken war. Er zog seinen Druckanzug an, torkelte fluchend gegen das Schott und stolperte in den Gang hinaus. Draußen stand der Waffenoffizier und grinste ihn an. Es war kein freundliches Grinsen.
»Eine Evakuierungsübung, Leutnant Commander! Wissen Sie noch, welche Kapsel Ihnen zugewiesen wurde?«
»Nummer vierzehn, Steuerbord,
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