Das Generationenschiff
durchquetschen. Der Hauptgang sah zum Bug hin trügerisch normal aus. Alle sichtbaren Luken waren geschlossen, nichts bewegte sich auf den verschrammten Deckfliesen, kein Schatten huschte über die glänzende grüne Oberfläche des Schotts. Vorn konnte er ein weiteres Schott erkennen. Dahinter, das wußte er, bog der Gang nach innen ab und endete vor einer Treppenflucht, die aufs Hauptdeck und zur Brücke und den drei dortigen Fluchtkapseln führte.
Dupaynil blieb stehen, um die manuelle Steuerung der Kapseln sechs und vier zu deaktivieren. Jetzt konnten nur noch drei Kapseln ein Problem sein: fünf und sieben, die beiden am Vorderende des Parallelgangs, und Kapsel drei, die von der Brücke zugänglich und für den Waffentechniker vorgesehen war. Diese konnte er auf dem Weg zur Brücke deaktivieren, sofern es ihm gelang, das Schott zu überwinden. Was war mit fünf und sieben? Panis würde sie vielleicht von außen öffnen können, auch wenn die Steuerung nicht wie gewohnt funktionieren würde.
Wie lang würde er dafür brauchen? Würde er überhaupt daran denken? Würde der Captain versuchen, den Mann in Kapsel drei zu befreien? Immerhin waren Dupaynils Chancen gestiegen. Selbst wenn alle drei befreit werden konnten, wären es nur noch fünf gegen einen, nicht mehr zwölf gegen einen. Dieser Teilerfolg brachte seine Selbstsicherheit zurück und sogar ein wenig Übermut. Er mußte sich mahnen, daß er den Krieg noch nicht gewonnen hatte. Nicht einmal die erste Schlacht. Nur ein Vorgeplänkel, das unbedeutend sein würde, wenn er das nächste Scharmützel verlor.
»Es ist mir egal, ob es normal aussieht«, hörte er aus dem Bordfunk. »Versuchen Sie diese Luken zu öffnen und holen Sie Siris raus.«
Peng. Ollery war nicht ganz dumm. Panis kümmerte sich offenbar um Kapsel fünf. Siris war Datentechniker, der Spezialist für Computer, Sensoren und den ganzen Kram. Dupaynil machte sich am vorderen Schott zu schaffen und hoffte, daß Ollery sich mehr für die Bemühungen seines Stellvertreters interessierte und sich darauf verließ, daß die Trennwand hinter ihm hielt. Eine lange Pause trat ein, in der er seine eigenen Atemzüge laut und stockend in dem leeren, stillen Gang hallen hörte.
Dann: »Es ist mir egal, was erforderlich ist. Machen Sie das Ding auf!«
Wenigstens hielten einige seiner Umbauten äußeren Einwirkungen stand. Dupaynil blieb keine Zeit für Schadenfreude, denn das vordere Schott bereitete ihm mehr Schwierigkeiten als das vorherige. Wenn er nur seine ganzen Werkzeuge dabeigehabt hätte … Aber schließlich gab es nach und glitt mit einem fast spürbaren Widerwillen, sich dem Computer zu widersetzen, in den Spalt zurück. Unmittelbar dahinter bog sich der Gang, und Dupaynil lief bis zur Treppe weiter. Er drückte sich ans innere Schott und achtete darauf, ob sich in der glatten Oberfläche gegenüber keine Bewegung spiegelte. Glücklicherweise hatte Ollery sich an die Richtlinien der Flotte gehalten und auf Sauberkeit bestanden. Dupaynil war überrascht. Er hatte sich Abtrünnige immer als schmutzig und unordentlich vorgestellt. Aber dieses Schiff hätte jede Flotteninspektion überstanden, ganz gleich, ob seine Mannschaft loyal war oder nicht.
Er wartete. Nichts regte sich. Er warf immer wieder einen Blick auf den Handcomputer, während er weiterschlich. Der Lichtfleck, der den Captain darstellte, blieb an Ort und Stelle. Panis hielt sich immer noch im Parallelgang unweit der Luke der fünften Kapsel auf. Am Fuß der Treppe blieb Dupaynil stehen. Über ihm befand sich der Absatz vor der eigentlichen Brücke, auf der linken Seite die Luken der drei Kapseln. Die erste und die zweite mußten offenstehen; sie waren für den Captain und seinen Stellvertreter reserviert. Die dritte mußte geschlossen und der Waffentechniker darin gefangen sein. Die Luke zur Brücke mußte geschlossen sein, sofern Panis sie nicht offen gelassen harte, als er losgerannt war. Wenn sie offen stand, würde der Captain Dupaynil kommen hören. Selbst wenn er die Sensoren nicht überwachte – und es war anzunehmen, daß er es tat –, würde er genau wissen, wo sich Dupaynil befand. Und wenn Dupaynil den Treppenabsatz erreicht hatte, konnte er ihn durch die offene Luke sehen. Wenn die Luke offen war.
Hatte Panis die Brückenluke wirklich offen gelassen? Hatte er das Schott im Parallelkorridor nicht geschlossen? Es wäre sinnvoll gewesen. Obwohl der Captain die Schotts von der Brücke aus einzeln steuern und die
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