Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
vergiftet.«
    Der Hund sah Ford an und wedelte zögernd mit dem Schwanz. Madame Flaubert bückte sich, ohne den Blick von Ford abzulassen, und hob den Stein auf. Ford sah ihr gleichermaßen ängstlich wie fasziniert zu, als sie den Stein vor sich hinhielt, leise vor sich hinsang und ihn wieder zu den anderen legte.
    Wenn er nicht so aufmerksam zugesehen hätte, dann wäre es ihm nicht aufgefallen. Ihre Hände waren in den Falten ihrer Ärmel, den Dutzenden Armbändern und den protzigen Ringen an jedem Finger kaum sichtbar. Aber sie steckten in Handschuhen. Ihre Fingerspitzen glänzten zu sehr, und als sie den Stein aufhob, zerknitterte einer. Ford hoffte, daß man ihm seine Gefühle nicht anmerkte, als er zusah, wie sie den Stein massierte und drückte. Und mit einer benommenen Faszination bemerkte, daß sie aus einem der klotzigen Ringe etwas herausdrückte und die Steine damit imprägnierte.
    Ein Kontaktgift. Er hatte an Injektionen gedacht, als Sam ihn gewarnt hatte, sich nicht von ihr berühren zu lassen. Er hatte an Gift in seinem Essen gedacht, aber nicht an ein Kontaktgift, das durch die intakte Haut wirkte. War das die paralysierende Substanz gewesen, die ihn schon einmal bewegungsunfähig gehalten hatte, während sie behauptet hatte, mit den Geistern über ihm zu kommunizierend? Er war kein Arzt oder Chemiker, deshalb hatte er keine Ahnung, welche Wirkungen sich mit Giften erzielen ließen, die durch die Haut wirkten.
    Er ließ die Augenlider herabsacken, gab sich erschöpft, konnte aber nicht verhindern, daß er zusammenzuckte, als Madame Flaubert die Hand nach ihm ausstreckte. Ihr raubtierhaftes Lächeln würde breiter.
    »Ah! Sie vermuten etwas, ja? Oder Sie glauben, Bescheid zu wissen?«
    Ford wich weiter zurück und redete sich ein, daß er sogar in seinem gegenwärtigen Zustand einer Frau wie Madame Flaubert jederzeit Paroli bieten könnte. Er glaubte aber nicht daran. Sie war groß und wahrscheinlich kräftiger, als sie aussah. Als habe sie seine Gedanken gelesen, nickte sie lächelnd.
    »Sie Dummkopf«, sagte sie. »Sie hätten so klug sein sollen, zu warten, bis Sie stärker sind. Natürlich werden Sie nicht mehr stärker.«
    Er wußte nicht, was er sagen sollte. Sein Rücken lehnte am Kabinenschott. Madame Flaubert stand zwischen ihm und der Tür und hielt einen purpurroten Stein hoch, den sie langsam zwischen den Fingern rieb. Ford konnte jeden Quadratzentimeter seiner nackten Haut fühlen. Wieviel Schutz konnte ein Schlafanzug schon bieten?
    »Ich muß mich nur entscheiden«, sagte sie und starrte ihn an, »ob es wie ein Herzinfarkt oder wie ein Schlaganfall aussehen soll. Oder vielleicht wie ein letzter Krampf dieser ekelhaften Organkrankheit, die Sie an Bord gebracht haben.«
    Er sollte mit bloßen Händen töten können. Er sollte in der Lage sein, jede Situation an sich zu reißen. Er sollte sich nicht im Schlafanzug zusammenkauern und vor der Berührung einer aufgetakelten falschen Spiritistin mit einem Giftring ängstigen. Wenn jemals jemand davon erfahren sollte, würde es sich für ihn anhören wie eine Szene aus dem schlimmstmöglichen Trivialstück.
    Er krallte eine Hand in eins der übertrieben flauschigen Kissen, die Tante Q. dem Invaliden gebracht hatte. Er konnte es benutzen, um seine Hand abzuschirmen. Was war, wenn diese mordlüsterne alte Hexe auch sein Bettzeug vergiftet hatte? Ihm war kalt, und er zitterte. Angst? Gift?
    »Es ist ein Jammer«, sagte Madame Flaubert und ließ den Blick über ihn wandern. »Sie sind der hübscheste junge Mann, den wir seit Jahren an Bord hatten. Wenn Sie nur ein wenig vernünftiger wären, könnten wir vorher ein bißchen Spaß miteinander haben. Vielleicht würde ich Sie sogar am Leben lassen.«
    »Spaß? Mit Ihnen?« Er konnte seinen Abscheu nicht verhehlen, und sie starrte ihn finster an.
    »Ja, mit mir. Und Sie hätten Spaß daran gehabt, mein hübscher junger Mann, mit Hilfe meiner … meiner besonderen Künste.« Sie deutete mit einem Wink auf ihren Kram. »Sie wären zu meinen Füßen in Ohnmacht gefallen.«
    Ford sagte nichts. Er konnte an keinen der Rufknöpfe gelangen, ohne in ihre Reichweite zu geraten, und er wußte, daß die Kabinen schalldicht waren. Konnte er es ins Bad schaffen und die Tür zuhalten? Nein. Es war zu weit, und Möbel standen im Weg. Sie würde vor ihm dort sein. Wenn er stark und gesund gewesen wäre, hätte er sicher etwas ausrichten können. Aber ein weiterer Blick in diese glitzernden Augen ließ ihn

Weitere Kostenlose Bücher