Das Genesis-Unternehmen (German Edition)
Morgen Eve«, erwiderte er und drehte sich zu ihr um. »Sie sind ja gut gelaunt heute. Haben Sie bei Ihrem Forschungsprojekt den ersehnten Durchbruch erzielt?«
»Noch nicht«, antwortete sie lächelnd. »Aber ich stehe kurz davor. Glaube ich zumindest.«
Sie blieb vor ihm stehen und schaute ihn an. Dann sagte sie weiter: »Wissen Sie, wie es ist, wenn einem etwas auf der Zunge liegt und Sie sich sicher sind, dass es Ihnen in den nächsten Sekunden gleich in den Sinn kommt? So geht es mir momentan mit meinem Projekt am MIT.«
»Na dann wünsche ich Ihnen ein genussvolles Entdecken, Eve«, sagt e er lächelnd zu ihr. »Genießen Sie Ihren Tag.«
»Danke, Alexis, Sie auch«, erwidert e sie, während sie weiter die Treppe nach unten ging.
Er kannte seine Nachbarin schon seit ein paar Jahren und tauschte sich immer wieder gerne mit ihr über ihre Arbeit aus.
Gut gelaunt ging er ebenfalls die Treppe hinunter und trat aus dem Eingang zu dem hübschen, viktorianischen Reihenhaus an der Marlborough Street. Das Quartier, wo er wohnte, war in Boston sehr beliebt wegen der schmucken Reihenhäuser mit ihren Treppen zum Hochparterre.
Vor dem Haus schloss er sein Fahrrad auf und schwang sich auf den Sattel. Nach ein paar Blocks bog er ab auf die Harvard Bridge. Was für ein herrlicher Morgen! Und über die Brücke zu fahren war immer sehr erfrischend. Hier wehte der Wind fast ständig.
Am gegenüberliegenden Ufer a uf der rechten Seite erstrahlte das Hauptgebäude des Massachusetts Institute of Technology im Glanz der Morgensonne. Er mochte diesen Anblick. Was hier wohl gerade erfunden wurde? Er war immer fasziniert, wenn er hier vorbeifuhr. Er arbeitete ja auch für eine gute Hochschule, aber das MIT verband er immer mit Tüftlern und Ingenieuren. Und die erfanden nun einfach Mal die cooleren Sachen, als irgendein neues Managementmodell.
Seien es neue Geräte zur Tiefseeforschung, zur Erkundung der Marsoberfläche oder einfach nur die Entdecku ng einer neuen Gesetzmäßigkeit in der Natur. Faszinierend.
Er radelt e vorbei an den Gebäuden des MIT. Auf der linken Straßenseite strömten bereits die ersten Studenten zu den Verpflegungsständen, um sich vor der ersten Vorlesung noch ein Frühstück zu gönnen. Das hatte er auch vor, aber nicht hier.
Er blieb auf der Massachusetts Avenue und fuhr einen Kilometer weiter zum Central Square. Dort stellte er sein Fahrrad vor einem Café an der Straßenecke ab und ging rein. Es war schon einiges los hier um diese Zeit.
Alexis stellte sich bei der Schlange an. Langsam bewegte sie sich vorwärts. Nach wenigen Minuten war er an der Reihe und bestellte einen großen Café Latte und ein Frühstückssandwich. Damit hatte er genügend Energie für den Philosophieunterricht.
Er setzt e sich mit seinem Frühstück auf einen freien Hocker und holte sein Notebook aus der Umhängetasche. Endlich wieder ein paar Minuten Zeit für seine Abhandlung. Alexis nutzte in den letzten Monaten jede freie Minute, um an einem Buch über die alten griechischen Prinzipien angewandt auf unsere heutige Zeit zu schreiben. Das faszinierte ihn.
Die Freude dara n hatte er von seiner Mutter übernommen. Und das Arbeiten an der Abhandlung auch. Als seine Mutter in den Sechzigerjahren noch Professorin an der Universität in Athen war, begann sie bereits mit dem Schreiben an dieser Abhandlung. Anfang der Siebzigerjahre wanderten seine Eltern dann in die USA aus, weil seine Mutter einen Lehrauftrag an der Harvard University bekam. Sie war bereits mit ihm schwanger, als sie in die USA einwanderten.
Doch sie verstarb schon kurz nach seiner Geburt und so lernte er sie gar nie richtig kennen. Alles, was ihm von ihr blieb, war die angefangene Abhandlung über die Bedeutung der antiken Philosophie in unserer heutigen Zeit. Und natürlich sein Interesse an der Philosophie.
Er spielte schon immer mit dem Gedanken, irgendwann die Arbeit seiner Mutter fortzusetzen und zu beenden. Aber er hatte immer höchsten Respekt davor, sich dieser Aufgabe anzunehmen. Er fühlte sich nicht reif dazu. Zu unwissend darüber, was die Philosophie der alten Griechen anging. Und verstanden hatte er sie sowieso noch nicht so richtig.
Es dauerte bis zu seinem vierzigsten Geburtstag, bis er sich endlich für diese Aufgabe genügend gewappnet fühlte. Bei den ersten Seiten dauerte das Schreiben denn auch noch ziemlich lange. Es war ein mühsamer Prozess. Erst vor ein paar Monaten war er dann so richtig in den Schreibfluss gekommen. Und
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