Das Genesis-Unternehmen (German Edition)
erleichtert auf Gwen zu.
»Wie haben Sie das gemacht, Gwen?«, fragte Tom, der junge Arzt. »Wo haben Sie so kämpfen gelernt?«
»Das liegt wohl in meinem Blut« , antwortete sie lächelnd. Wie Recht sie damit hatte, wusste sie noch nicht.
Als sich die Aufregung wieder langsam legte und die Leute ins Lager zurückgingen, erblickte sie am östlichen Horizont eine weitere Staubwolke. Dieses Mal stammte sie aber nur von einem Fahrzeug. Sie blieb stehen und hielt ihre Hand als Blendschutz hoch. Langsam erkannte sie, dass es sich um ein einzelnes Geländefahrzeug handelte.
›Wieder einm al eine Verstärkung unseres Teams‹, dachte sie sich. ›Wird auch Zeit.‹
Sie blieb vor dem Lagereingang stehen, um den Neuankömmling zu begrüßen. Als das Fahrzeug näher kam, erkannte sie, dass nur ein Mann darin saß. Er schien so um die Vierzig zu sein und hatte dunkelblonde Haare.
Vor dem Eingang zum Lager brachte er das Fahrzeug zum Stehen und stieg aus. Er trug ein weißes Hemd und verblichene Jeans.
Als er Gwendolyn erblickt e, ging er direkt auf sie zu und nahm seine Sonnenbrille ab.
»Dr. Ravenhood?«, fragt e er. »Dr. Gwendolyn Ravenhood?«
Er streckt e ihr seine Hand entgegen und lächelte sie an. Gwen hatte keine Ahnung, woher er sie kannte. Aber sie nickte.
»John McAllister«, sagte er. »Wir sollten uns unterhalten.«
4
Boston, USA
Alexis drehte sich nochmals im Bett als sein Wecker losging. Doch nach wenigen Sekunden juckte er hoch. Heute kamen ja die Erstsemestrigen zu seiner Philosophievorlesung.
Er sprang auf. Durch die Fenster seines Appartements schien bereits die Sonne. Auf die Erstsemestrigen war er immer besonders gespannt. Ob dieses Mal wohl wieder ein Philosophietalent unter ihnen war?
Bisher hat te Alexis nur wenige sehr talentierte Philosophen unter seinen Studenten entdeckt. Aber wenn er einen entdeckt hatte, dann waren sie in der Regel die Mühe wert. Absolut. Die philosophischen Auseinandersetzungen mit ihnen waren für Alexis das reinste Vergnügen.
In der letzten Abschlussklasse hatte er eine Studentin, die es ohne Probleme mit den alten Griechen hätte aufnehmen können. Wie sie argumentieren konnte! Lisa hätte die Griechen in Grund und Boden philosophiert.
Wie immer am Anfang des Studienjahrs hofft e Alexis Gravas auf eine Neuentdeckung unter seinen Studenten. Mittlerweile unterrichtete er seit zehn Jahren an der Harvard University. Mit seinen heute zweiundvierzig Jahren hatte man ihn damals als sehr jungen Dozenten nach Harvard geholt. Und sie hatten es nicht bereut. Oh nein.
Alexis gehört e bei den Studenten zu den beliebtesten Dozenten. Nicht nur, weil er dem Klischee des Professors entsprach und oft ein bisschen gedankenverloren wirkte. Vor allem aber auch, weil er in seinen Vorlesungen oft ein regelrechtes sprachliches Feuerwerk losließ. Alexis verband gerne die alte griechische Redekunst mit den aktuellen Themen. Für die Harvard Studenten mündete dies dann oftmals in einem unterhaltsamen und doch sehr anspruchsvollen Diskurs.
Nun ja, sofern jemand von ihnen mithalten konnte. Ansonsten bestritt Alexis die Stunde alleine. Aber mit den richtigen, aufmerksamen Studenten konnte das sehr interessant werden.
Während er ins Badezimmer ging, machte er sich Gedanken über das heutige Thema. Wie sollte er die neuen Studenten am besten abholen? Er drehte das Wasser der Dusche auf und stellte sich unter das noch halbkalte Wasser. Ahhh ... Aber klar! Jetzt wusste er, worüber er heute referieren würde.
Zufrieden, dass er sich für den heutigen Tag bereits schon genügend vorbereitet fühlte, trocknete er sich mit dem Frottiertuch ab und band es sich um. Vor dem Spiegel im Badezimmer schaute er sich sein Gegenüber an. Immer noch derselbe. Das kam halt davon, wenn man sich jeden Tag im Spiegel sah. Würde er sich nur alle fünf Jahre betrachten, dann wären die Veränderungen deutlicher. Aber so wurde er halt nur schleichend älter. Alles eine Frage der zeitlichen Betrachtung.
Alexis ging ins Schlafzimmer und zog sich für den heutigen Tag an. Weißes Hemd, Businesshose, Pullover. Den er aber vorerst nur umgehängte. Schließlich war es draußen noch ziemlich warm. Eigentlich zu warm für diese Jahreszeit. Er schnappte sich seine schwarze Ledertasche und hängte sie sich um.
Als er seine Wohnungstüre abschloss, kam die Nachbarin vom Appartement über ihm beschwingt die Treppe herunter.
» Na guten Morgen Alexis«, begrüßte ihn die dunkelhaarige, junge Frau.
»Guten
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