Das Genesis-Unternehmen (German Edition)
dann fort: »Und was hat das jetzt mit unserer eingangs diskutierten Frage zu unserem eigenen Verhalten zu tun? So ziemlich alles. Die erstrebten Güter oder Ziele bestanden vor hundert Jahren in einem eigenen Haus, einem Job, genug zu essen und Sozialprestige. Heute haben wir in unserer Gesellschaft bereits einen so hohen Stand erreicht, dass wir heute vermehrt in der Lage sind, das ‚oberste Gut’, wie es Aristoteles bezeichnet hatte, anzustreben. Immer mehr ist heute möglich.«
Er blickt e seine Studenten aufmerksam an.
Dann erklärt e er weiter: »Damit kommen wir langsam zum Schluss unserer heutigen Diskussion. Wir haben also erkannt, dass das individuelle Streben nach Glück einer unserer größten Antriebe ist. Und wie man das gezielt nutzen kann, um manche unserer Entwicklungen in andere Bahnen zu lenken, diskutieren wir dann in der nächsten Stunde.«
Er dreht e sich wieder zur Wandtafel um und wischte seine Notizen weg. Die Studenten erhoben sich von ihren Plätzen und begaben sich langsam zum Ausgang. Alexis hörte sie angeregt miteinander diskutieren. Ziel erreicht!
Bisher hat te er keinen schlechten Eindruck von seiner neuen Klasse. Es konnte durchaus ein paar Studenten darunter haben, mit denen dieses Semester interessante Diskurse führen konnte. Mal abwarten. Das nächste Mal musste er sie noch mehr zum kritischen Hinterfragen hinführen. Erst dann würde es spannend werden.
Während er sich wieder umdreht e, sah er, wie ein gut gekleideter Mann in seinem Alter die Treppe des Vorlesungssaals herunterkam. Er hatte ihn die letzten fünfzehn Minuten bereits im hinteren Teil des Saals bemerkt. Ein bisschen zu alt für einen Studenten. Und er schien auch nicht vom Rektorat zu sein.
Der Mann trug einen dunklen Anzug mit weißem Hemd, aber ohne Krawatte. Kein Anzug von der Stange, wie Alexis feststellte.
»John McAllister«, stellt e sich der Mann vor, nachdem er unten bei ihm angelangt war. »Interessante Vorlesung, die Sie hier gehalten haben. Genau deswegen bin ich hier, Professor Gravas. Wir müssen uns unterhalten.«
5
Paris
Rebecca drehte sich im Bett auf die andere Seite. ›Hmm ... nicht alleine? Ah, nein.‹
Sie hatte sich ja gestern Abend in der Bar noch mit einem unbekannten Mann angebändelt und ihn sich dann mit nach Hause genommen. Und wieso? Ganz einfach: weil sie es konnte.
Aber nun am Morgen früh hat te sie eigentlich keine Lust mehr. Eigentlich hätte sie ihn ja schon rauswerfen sollen, als sie genug hatte. Aber dann war sie doch zu müde dafür. Das rächte sich nun. Dann musste sie es halt jetzt erledigen.
Sie rüttelt e ihn wach und sah ihn nun bei Tageslicht. Na wenigstens entsprach er noch dem Bild, das sie gestern Abend von ihm an der Bar hatte. Sie hatte da schon anderes erlebt. Oh ja. Aber dieses Mal war es okay.
»Hey, Schlafmütze«, meint e sie zu ihm. »Zeit für einen Abgang.«
»Hä?«, entgegnet e er noch schlaftrunken. »Auch Dir einen guten Morgen. Noch Lust auf eine Wiederholung?«
»Nun übernimm Dich mal nicht, Großer«, meinte sie zu ihm. »Ich hab doch gesagt Abflug.«
Und sie macht e dazu gleichzeitig mit dem Arm eine wedelnde Bewegung in Richtung Türe.
»Zsss«, macht e sie dabei. »Da. Los jetzt. Du kommst sonst noch zu spät.«
» Zu spät zu was?«, meinte er fragend. Immer noch unsicher, ob sie mit ihm spielte oder die Sache ernst meinte. Wenn man das den Frauen doch einfach nur ansehen würde. Wieso müssen sie das immer so kompliziert machen? Meinte sie es jetzt so oder nicht? Kacke.
»Falls Du Dir jetzt überlegst, ob ich es ernst meine oder nicht, mache ich es Dir einfach: Ja, ich meine es ernst.«
Und sie zeigte wieder zur Türe.
»Gehst Du mit Deinen Bekanntschaften eigentlich immer so um am nächsten Morgen?«, fragte er, während er aufstand und seine Kleider zusammensuchte. »Du bist ja echt bitchy drauf.«
»Alles eine Frage des Standpunkts«, meint e sie kühl. »Danke ... äh ... «
»Michel«
»... genau. Danke und ... ja was immer sonst noch so.«
»Du machst das ja echt gekonnt« , sagte er sarkastisch, während er sich anzog. »Machst Du wohl nicht zum ersten Mal?«
Falsche Frage. Oh. Auch wenn der Abgang unschön war – aber definitiv falsche Frage.
Den Weg zur Tür fand er relativ schnell, weil er gleichzeitig einem Hagel von Wurfgeschossen ausweichen musste. Paff. Und damit war er auch schon durch die Türe verschwunden. Endlich.
Rebecca stand auf und streckte sich. › Guuuut . Zeit für eine
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