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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wieder Loyalität, über all die Jahre hinweg.
    Ryan konterte jedes Argument mit wachsender Gereiztheit, bis Jamison – der inzwischen kaum mehr zusammenhängend reden konnte und unter dem Druck seines Glaubens an Ryans außergewöhnlichem Angebot stand – schließlich Farbe bekannte.
    »Du kannst das nicht begreifen. Genessee hat sich um uns gekümmert. Um uns alle.«
    »Gekümmert?« Trevayne wiederholte Mike Ryans Worte. »Sie alle? ... Wer? Was meint er damit?«
    »Ich mußte es mir stückchenweise zusammensuchen. Er hat es nie klar zugegeben ... nur eines hat er gesagt. Aber mir ist es ganz klar, Andy. All die Spitzenleute – besonders in den Labors und der Konstruktion – werden schwarz bezahlt. «
    »Unter dem Tisch, nennt man das wohl«, sagte Alan Martin.
    »Ja«, antwortete Ryan. »Und zwar nicht nur in Form großzügiger Spesenregelungen. Beträchtliche Summen, die gewöhnlich im Ausland bezahlt werden und irgendwie ihren Weg nach Zürich und Bern finden. Nummernkonten. «
    »Vor der Steuer geheim gehaltenes Einkommen«, fügte Martin hinzu.
    »Das fängt ziemlich früh an, so wie ich das sehe«, sagte Ryan. »Genessee entdeckt einen kommenden Mann, ein Potential, und die Liebe beginnt. Oh, sie sehen ihn sich an, sie arbeiten langsam, stufenweise. Sie finden Schwächen – das war es übrigens, was Ralph zugab, darauf komme ich noch –, und dann fangen sie mit eindeutigen, aber versteckten Prämien an. In zehn oder fünfzehn Jahren haben solche Leute ihre hundert- bis hundertfünfzigtausend irgendwo versteckt. Das ist ein mächtiger Anreiz. «
    »Und damit ist er Genessee Industries unrettbar ausgeliefert«, sagte Trevayne. »Das ist raffiniert; er muß dann tun, was Genessee von ihm verlangt. Ich nehme an, daß die Zahlungen durch ... nun, sagen wir, ersetzbare Mittelsleute geleistet werden.«

    »Richtig.«
    »Grob geschätzt, Mike: wieviele Ralph Jamisons gibt es?« fragte Trevayne.
    »Nun, nehmen wir einmal an, daß Genessee hundert Standorte – allgemeine und Tochtergesellscharten – wie die Labors in Houston hat. Sicherlich nicht so groß, aber immerhin bedeutend. Man kann an jedem Standort zwischen sieben und zehn Spitzenleuten rechnen. Siebenhundert bis tausend, würde ich sagen.«
    »Und diese Leute haben die Kontrolle über Projektentscheidungen und die Produktion?« Trevayne machte sich eine Notiz.
    »Am Ende ja. Sie tragen die Verantwortung.«
    »Also verschafft sich Genessee als Gegenleistung für ein paar Millionen im Jahr den absoluten Gehorsam eines beträchtlichen Teils der wissenschaftlichen Gemeinschaft«, sagte Andrew und strich die Zahlen durch, die er geschrieben hatte. »Männer, die die Kontrolle über, sagen wir, hundert Projektanlagen haben, und die ihrerseits die Entscheidungen für sämtliche Genessee Fabriken und Tochtergesellschaften treffen. Montageeinrichtunen und Verträge im Werte von Milliarden.«
    »Ja. Ich schätze, daß das jedes Jahr wächst.« Ryans Gesicht nahm jetzt wieder den fragenden, etwas niedergeschlagenen Ausdruck an. »Ralph Jamison ist ein trauriges Opfer, Andy. Er ist dafür viel zu gut. Er hat ein großes Problem. «
    »Er trinkt mit den verrückten Iren«, sagte Alan Martin sanft, als er den Schmerz in Ryans Augen sah.
    Ryan sah Martin an, lächelte und machte eine Pause, ehe er mit leiser Stimme antwortete: »Zum Teufel, nein. Ralph ist ein wirkliches Genie. Er hat Großes in der Metallurgieforschung geleistet; ohne ihn hätten wir das Mondprojekt nie geschafft. Aber er verbrennt sich förmlich bei seiner Arbeit. Manchmal arbeitet er zweiundsiebzig Stunden hintereinander. Sein ganzes Leben kennt nur einen Inhalt: das Labor.«
    »Ist das sein Problem?« fragte Andy.
    »Ja. Weil er sich für nichts anderes Zeit nimmt. Er flieht vor persönlichen Verpflichtungen; davor hat er eine Höllenangst.
Er war dreimal verheiratet – das ging jedesmal schief. Insgesamt hat er vier Kinder. Seine Exfrauen haben ihn mit Unterhaltszahlungen leergepumpt. Aber er ist verrückt nach den Kindern und macht sich Sorgen um sie, weil er sich und diese Mädchen kennt. Das war es, was er mir gestanden hat. Jeden Februar fliegt er nach Paris, wo ein Genessee Mittelsmann ihm zwanzigtausend in bar gibt, die er nach Zürich bringt. Für seine Kinder!«
    »Und er ist einer der Männer, die für das Mondprojekt verantwortlich waren. « Sam Vicarson sagte das ruhig und musterte dabei Trevayne. Allen im Raum war klar, daß Sam sich auf etwas anderes – auf jemand anderes –

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