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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fliehen. Und schließlich wurde Joshua Studebaker, so als wäre der Kreis seiner Experimente abgeschlossen, zum ersten schwarzen Richter westlich der Rocky Mountains ernannt. Es war ein ungefährliches Experiment – eine Position in einer Wählergemeinde, die zum größten Teil aus durchreisenden Waldarbeitern und Tacomack Indianern bestand, aber nichtsdestoweniger ein Richteramt.
    Es war gleichsam eine Ironie des Schicksals, daß Studebaker später, während des Wahnsinns der McCarthy-Jahre, >befördert< wurde, nach Seattle. Ein einst gefährlicher, wenn auch anonymer Radikaler, den man auf einen achtbaren Posten versetzte. Irgendwie ein Ausgleich in einem komplizierten Handel.
    »Er hat dreißig Jahre damit verbracht, gegen verknöchertes Advokatentum zu kämpfen, Mr. Trevayne. Das kann ich Ihnen garantieren; sehen Sie sich die Gesetzbücher an, die Präzedenzfälle, wie sie von Tausenden von juristischen Helfern in den Ghettos, in den Barrios benutzt werden. Ich weiß das, Sir, ich habe das selbst miterlebt. Von Landkonfiskation bis zu Zahlungsbefehlen, von Verfahrensfehlern bis zum Entzug der Bürgerrechte. Studebaker war eine Ein-Mann-Barrikade gegen diese Interessengruppen. Wenn wir an die Öffentlichkeit bringen, was er einmal war, könnte das alles vergebens gewesen sein.«
    »Warum?« erregte sich Andrew. »Für etwas, das vor vierzig Jahren geschehen ist, Sam? Sie sind unvernünftig.«

    »Nein, das bin ich nicht, Sir! Er hat nie Abbitte geleistet, es hat nie ein öffentliches Bekenntnis gegeben, kein Flehen um Vergebung ... Seine gerichtlichen Entscheidungen sind als ideologisch links von der Mitte stehend interpretiert worden. Wenn man seine Vergangenheit herauszerrt, werden sie als etwas ganz anderes etikettiert werden.«
    Etiketten. Eine Nation der Etiketten, dachte Trevayne.
    »Verstehen Sie denn nicht?« fuhr Vicarson fort. »Es geht ihm nicht um seine Person. Nur seine Arbeit; und welche Gründe auch immer er hatte – selbst wenn sie ihn rechtfertigten – er war subversiv tätig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Man könnte jeder bedeutenden Entscheidung, die er je getroffen hat, weitergehende Motive unterschieben. Man nennt das >unehrenhafte Quelle‹. Das überwiegt in der Regel alles andere.«
    »Und deshalb wollen Sie den Bericht nicht schreiben?«
    »Ja, Sir. Sie müßten ihn persönlich kennenlernen, um zu begreifen. Er ist ein alter Mann; ich glaube, ein großer Mann. Er hat keine Angst für sich selbst; ich glaube nicht, daß ihm die Jahre, die er noch hat, wichtig sind. Wichtig ist ihm das, was er geleistet hat.«
    »Vergessen Sie nicht etwas, Sam?« fragte Trevayne langsam.
    »Was?«
    »Die Bellstar Entscheidung. Sagten Sie nicht, daß die voller Löcher wäre? Sollen wir zulassen, daß die Genessee Anwälte mit etwas so Korruptem durchkommen?«
    Vicarson lächelte traurig. »Ich habe das Gefühl, daß die ihre Zeit vergeudet haben. Studebaker könnte auch ohne sie zur selben Entscheidung gelangt sein. Das werden wir natürlich nie wissen, aber er ist verdammt überzeugend.«
    »Wie?«
    »Er hat Hofstader zitiert. Die Kartellgesetze sind >eine verblaßte Passion der Reform<. Und Galbraith: die moderne Technologie hat den ›industrialisierten Staat< hervorgebracht. Wettbewerb für sich ist nicht länger ein funktionsfähiges eingebautes Regulativ. Die riesigen wirtschaftlichen Ressourcen, die unsere Technik fordert, führen zu einer Konzentration der Finanzierung ... Und sobald
man das einmal akzeptiert – und das Gesetz muß sich mit praktischen Dingen auseinandersetzen –, ist es die Verantwortung der Regierung und die der Gesetze, als Regulativ und als Schützer des Konsumenten aufzutreten. Als Zivilisator, wenn Sie wollen. Einfach ausgedrückt, das Land brauchte die Bellstar Produkte. Die Firma war im Begriffe unterzugehen; es gab niemanden außer Genessee Industries, der über ausreichende wirtschaftliche Ressourcen verfügt hätte, um die Verantwortung zu übernehmen.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Fast wörtlich. In der Entscheidung war es nicht so klar formuliert; für mich kam es zumindest nicht so heraus.«
    »Aber wenn er das geglaubt hat, weshalb hat er es dann nicht einfach gesagt? Warum hat er Ihnen all das andere erzählt? «
    Sam Vicarson stand auf; sein Gesicht wirkte unruhig, gequält. »Ich fürchte, ich habe ihn dazu gezwungen. Ich sagte, wenn ich die Bellstar Entscheidung nicht verstünde, wenn ich sie für verdächtig hielte, dann hätte er die Verpflichtung, eine

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