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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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öffentliche Erklärung abzugeben. Das lehnte er entschieden ab. Er war da ganz hartnäckig. Ich fühlte mich scheußlich, aber ich sagte ihm, daß ich mich damit nicht zufrieden geben würde, daß er sich drückte. Ich sagte ihm, ich würde für eine einstweilige Verfügung gegen ihn sorgen.«
    »Das hätte ich auch getan.«
    Vicarson stand jetzt am Hotelfenster und starrte auf die Silhouette von Boise hinaus. »Damit rechnete er nicht; ich glaube nicht, daß ihm klar war, daß wir über diese Möglichkeit verfügten. Das hat ihn ziemlich erschüttert, Mr. Trevayne. Es war ein schrecklicher Anblick. Und nicht seinetwegen, das müssen Sie mir glauben.«
    Trevayne stand auf und sah den jungen Mann an. Dann sagte er leise, aber mit fester Stimme.
    »Schreiben Sie diesen Bericht, Sam.«
    »Bitte ...«
    »Geben Sie ihn nicht zu den Akten. Geben Sie ihn mir. Eine Kopie.« Andrew ging zur Tür. »Wir sehen uns um acht Uhr. In meinem Zimmer.«

23.
    Der Kaffeetisch diente als eine Art gemeinsamer Schreibtisch. Die Berichte und Aktenvermerke eines jeden lagen in Aktendeckeln darauf. Die Konferenz in Trevaynes Zimmer hatte mit Alan Martins Beschreibung von Ernest Manolo, Präsident der Dreherbrüderschaft des Distrikts von Südkalifornien, des allmächtigen Verhandlungsführers der AFL, angefangen. Nach Martins Schilderung sah Ernest Manolo wie ein zwölfjähriger Stierkämpfer aus.
    »Er reist mit seinen eigenen Picadores; zwei kräftigen Burschen, die ihn die ganze Zeit begleiten.«
    »Sind das Leibwächter?« fragte Trevayne. »Wenn ja, warum? «
    »Das sind sie, und er braucht sie. Der schnelle Ernie – so nennt man ihn – hat eine ganze Anzahl Brüder in seiner Brüderschaft, die ihn nicht besonders mögen.«
    »Du lieber Gott, warum?« Andrew saß neben Sam Vicarson auf der Couch.
    »Der hat ihnen einen verdammt guten Abschluß verschafft. Deshalb reist er mit seinen zwei Freunden. Der schnelle Ernie ist sechsundzwanzig Jahre alt. Er mußte eine ganze Anzahl erfahrener alter Kämpfer überspringen, um diesen Job zu bekommen. Den meisten von ihnen gefällt die Art und Weise nicht, wie er das angestellt hat.«
    »Und wie hat er das?« fragte Mike Ryan, der Martin gegenüber saß.
    »Eine Menge seiner Gewerkschaftskollegen sind der Ansicht, daß er schmutziges Geld eingesetzt hat. Als er sein Amt übernahm, hatte er eine ganz neue Art von Gewerkschaftsmanagement eingeführt. Junge, intelligente, auf dem College ausgebildete Leute. Die brüllen nicht in den Gewerkschaftsversammlungen ihre Argumente hinaus. Nein, sie erstellen Positionspapiere mit einer Menge Tabellen und Grafiken. Das gefällt denen von der alten Garde nicht. Die werden argwöhnisch, wenn ein Wort mehr als drei Silben hat.«

    »Trotzdem«, sagte Andrew, »er hat ihnen einen anständigen Vertrag beschafft. Und darum geht es in diesem Spiel doch, Alan.«
    »Und das ist auch das Problem des schnellen Ernie. Das ist gleichzeitig seine beste Waffe und sein verdächtigstes Manöver ... Das war der schnellste Abschluß, den Genessee je gemacht hat. Keine großen Auseinandersetzungen, keine Verhandlungen, die die ganze Nacht dauerten. Als der Vertrag unterzeichnet war, gab es keine Feiern, da wurde nicht auf den Straßen getanzt. Keine Gratulationen von den alten Kriegsrössern wie Meany und seinen Boys im Lenkungsausschuß. Und, was das Wichtigste ist, der Abschluß im Distrikt Südkalifornien wird sonst nirgendwo anders als Richtlinie benutzt werden. Er ist isoliert, ohne Präjudiz für andere Bezirke.«
    Mike Ryan lehnte sich in seinem Sessel nach vorn. »Ich bin Ingenieur, kein Fachmann für Gewerkschaftsfragen. Ist das ungewöhnlich?«
    »Darauf können Sie wetten«, antwortete Martin. »Jeder größere Tarifabschluß dient als Basis für künftige Verhandlungen, aber nicht dieser.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Trevayne.
    »Ich habe Manolo in die Ecke gedrückt. Ich sagte ihm, ich sei überrascht, ja erstaunt, daß er nicht mehr Beachtung gefunden hätte; daß der Lenkungsausschuß in Washington ihn einfach weggewischt hätte. Ich würde ein paar von diesen alten Geiern kennen und das Thema aufs Tapet bringen ... Aber Manolo wollte nichts davon hören. Er war sogar verdammt unruhig. Er begann sich auf seine Grafiken und seine Beschäftigungsstatistiken in Relation zu den Umständen im Bezirk zurückzuziehen. Er wiederholte öfter, als ich es hören wollte, daß die alten Gewerkschaftstypen einfach nicht verstehen könnten, daß heute neue ökonomische

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