Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
hinausgegangen. Wenn das der Fall gewesen wäre, würde ich es wissen; es wäre im Einsatzplan vermerkt. Verdammt nochmal, Bonner, ich wäre doch derjenige, der den Kontakt herstellen muß.«
»Wollen Sie mir sagen, daß Callahan gelogen hat? Er ist nicht hier; das können Sie mir glauben. Keiner von beiden ist da.«
»Callahan hätte keinen Grund zu lügen. Andererseits, ohne einen Anruf von hier kann er nicht freibekommen haben. Das geht einfach nicht – «
»Warum nicht?«
»Nun, die Vorschriften ... Sie wissen schon, die Codes wechseln alle vierundzwanzig Stunden. Niemand kennt sie. Bevor er irgendwelche Instruktionen annimmt, muß man ihm einen Codesatz nennen. Das wissen Sie doch...«
»Dann hat jemand Ihren Code, Kumpel. Die Boys sind nämlich weg.«
»Das ist einfach verrückt!«
»Hören Sie, ich will mich jetzt nicht streiten; schicken Sie das nächste Team.«
»Die sind um zwei...«
»Jetzt!«
»Die werden ganz schön sauer sein. Vielleicht finde ich sie gar...«
»Dann setzen Sie hiesige Leute ein! Sorgen Sie dafür, daß dieser Posten innerhalb von fünfzehn Minuten besetzt ist. Und wenn Sie die Boy Scouts von Darien herschicken! Und finden Sie heraus, wer Callahan angerufen hat!«
»Wissen Sie, wer denen freigegeben haben könnte?«
»Wer?«
»Trevayne.«
»Der war mit seiner Frau oben, als der Anruf kam.«
»Er könnte es ihnen ja vorher gesagt haben. Ich meine, der Anruf, den Callahan bekam, kann ja persönlich gewesen sein. Diese Leute haben schließlich auch Frauen und Familie. Daran denkt man meistens nicht. Aber ich muß das.«
»Ist ja richtig rührend, Kumpel. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Ich lasse das überprüfen.« Bonner legte den Hörer gereizt auf. Dann dachte er über die Andeutung von 1600 nach. Wenn Andy mit der Streife gesprochen hatte, so war immerhin vorstellbar, daß er ihnen zwar nicht freigegeben, aber sie statt dessen irgendwo anders hingeschickt hatte. Die Möglichkeit war gering, aber sie bestand immerhin. Wenn sie bestand, so bedeutete das, daß Andy an einem anderen Ort mit Gefahr rechnete, sonst hätte er Phyllis nicht mal für kurze Zeit ungeschützt gelassen.
Aber wenn er die Streife nicht freigegeben hatte, so hieß das, ein anderer hatte den Befehl erteilt. Ohne dazu befugt zu sein.
Andrew Trevayne war entweder damit beschäftigt, jemandem eine Falle zu stellen, oder man stellte ihm eine.
Paul ging zurück zu dem Empfangstisch. Die Schwester begrüßte ihn.
»Alles klar?«
»Ich denke schon. Sie haben mir sehr geholfen, und ich werde Sie noch weiter belästigen müssen. Wir sind Sicherheitsleute und neigen dazu, übervorsichtig zu sein, und dabei
passieren natürlich manchmal Fehler. Haben Sie einen Nachtwächter oder sonst einen Wachmann?«
»Ja. Zwei.«
Bonner ordnete an, daß einer von ihnen vor Phyllis’ Tür, der andere in der Halle postiert werden sollte. Er erklärte, daß es einen Fehler bei der Einsatzplanung gegeben hätte, und es daher notwendig war, Wachen aufzustellen. In Kürze würden andere Leute eintreffen, um sie abzulösen.
»Und jetzt würde ich gerne Mrs. Trevayne sprechen. Darf ich das?«
»Natürlich. Zimmer zwo zwölf. Die Treppe hinauf und gleich links. Es liegt ganz am Ende des Korridors. Soll ich durchrufen?«
»Wenn Sie müssen, dann unbedingt. Lieber wäre mir allerdings, wenn Sie es nicht tun würden.«
»Ich muß nicht.«
»Danke ... Sie sind sehr liebenswürdig. Aber das habe ich schon gesagt, oder?«
Bonner rannte die Treppe hinauf und durch den Korridor, bis ans Ende. Zimmer zwo zwölf war geschlossen; die meisten anderen standen auf. Er klopfte schnell und öffnete die Tür in dem Augenblick, in dem er Phyllis’ Stimme hörte.
»Paul! Mein Gott! « Sie saß auf dem Sessel und las in einem Buch.
»Phyllis, wo ist Andy?«
»Beruhigen Sie sich doch, Paul!« Phyllis war offenbar um ihren Mann besorgt. Paul Bonner hatte einen wilden, gehetzten Blick, den sie noch nie an ihm gesehen hatte. »Ich habe es gewußt; aber das verstehen Sie nicht. Jetzt machen Sie die Tür zu und lassen Sie mich reden.«
»Sie sind es, die nicht verstehen, und ich habe keine Zeit. Wo ist er hingefahren?« Der Major sah, daß Phyllis vor hatte, ihn aufzuhalten, um ihrem Mann Zeit zu verschaffen. Er wollte ihr nicht sagen, daß die Streife abgezogen worden war, aber er mußte ihr klarmachen, wie dringend das Ganze war. Er schloß die Tür und ging zum Sessel. »Hören Sie mir zu, Phyllis. Ich will Andy helfen ... Sicher,
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