Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
das Mädchen freundlich und stand auf.
»Ich hab’ damit selbst Probleme; die Streifen der Navy bringen mich immer durcheinander.« Bonner sah sich nach der 1600 Streife um.
Niemand zu sehen.
»Ja, Mrs. Trevayne ist hier Patientin. Erwartet sie Sie? Die übliche Besuchszeit ist ja schon vorüber, Major.«
»Tatsächlich suche ich Mister Trevayne. Man hat mir gesagt, daß ich ihn hier finden würde.«
»Dann haben Sie ihn leider verpaßt. Er ist vor einer Stunde weggegangen.«
»Oh? Dann frage ich mich ... Vielleicht könnte ich mit Mrs. Trevaynes Fahrer sprechen. Ich glaube, man hat veranlaßt, daß sie einen Fahrer und einen Sekretär zur Verfügung hat. Ich glaube ... «
»Schon gut, Major«, sagte die Schwester und lächelte. »Unser Register ist voll von >Kapitänen und Königen< und Leuten, die dafür sorgen, daß sie nicht durch andere Leute belästigt werden. Ich nehme an, Sie meinen die zwei Herren, die mit Mrs. Trevayne gekommen sind. Nette Leute.«
»Die meine ich. Wo sind sie?«
»Heute haben Sie wirklich Pech, Major. Die sind vor Mr. Trevayne weggefahren.«
»Haben sie gesagt wohin? Es ist wirklich recht wichtig, daß ich sie sprechen kann.«
»Nein ... Mr. Callahan, der im Korridor, hat gegen halb acht einen Anruf bekommen. Er hat nur gesagt, daß er und sein Freund die Nacht frei hätten. Ich glaube, ihm war das recht. «
»Wer hat das Gespräch entgegengenommen? Ich meine, wissen Sie, wo es herkam?« Bonner versuchte, seine Unruhe zu verbergen, was ihm aber nicht besonders gut gelang.
»Die Vermittlung.« Die Schwester verstand den Blick in Pauls Augen. »Soll ich die Telefonistin fragen, ob sie sich erinnert?«
»Bitte.«
Das Mädchen ging zu einer weiß vertäfelten Tür hinter der Theke und öffnete sie. Bonner konnte eine kleine Schaltzentrale und eine Frau in mittleren Jahren sehen, die davorsaß. Wie anders die Dinge doch in einem Privatkrankenhaus waren; selbst die Telefonvermittlung wurde der Öffentlichkeit fern gehalten. Keine großen Glaswände mit unpersönlichen Robotern, die Leitungen einstöpselten; keine gestärkten, harten Kleiderpuppen, die begleitet vom hektischem Dröhnen mechanisierter Aktivität institutionelle Namen verkündeten. Alles elegant im Hintergrund gehalten, alles persönlich, nicht öffentlich; irgendwie beruhigend.
Kurz darauf kehrte die Schwester zurück. »Es war ein Ferngespräch; eine Vermittlung aus Washington D.C. Voranmeldung für Mr. Callahan aus der Begleitung von Mrs. Trevayne. «
»Und dann ist er weggegangen?« Pauls Besorgnis schlug in konkrete Angst um. Auf verschiedenen Ebenen; Angst, die eine ganze Anzahl von Gründen hatte. Es mußte eine Erklärung geben und er mußte sie erfahren.
»Das stimmt«, antwortete das Mädchen. »Major? Würden Sie gerne das Telefon benutzen?«
Bonner empfand Erleichterung darüber, daß das Mädchen sich so gut in ihn hineinversetzen konnte. »Das würde ich sehr gerne. Gibt es ... «
»Im Wartezimmer ist ein Telefon. Dort hinten.« Sie deutete auf eine offene Tür auf der anderen Seite der Halle. »Auf dem Tisch neben dem Fenster. Dort hört Ihnen niemand zu.«
»Sie sind sehr liebenswürdig.«
»Und Sie sind sehr beunruhigt.«
Das >Wartezimmer< war ein Wohnzimmer, elegant eingerichtet, mit Teppichen auf dem Boden.
Paul gab der Vermittlung die Nummer in Washington und hatte, ehe das erste Klingeln verstummt war, 1600 an der Leitung. Die Sicherheitsabteilung.
»Noch einmal Major Bonner. Ist das derselbe ...«
»Richtig, Major. Die vier bis zwölf Schicht. Haben Sie es gefunden?«
»Ja, ich rufe von dort aus an. Was ist geschehen?«
»Was ist wo geschehen?«
»Hier. Darien. Wer hat die Männer abgelöst?«
»Abgelöst? Wovon reden Sie?«
»Die Männer sind abgelöst worden. Man hat sie um halb acht gehen lassen. Warum?«
»Niemand hat jemanden gehen lassen, Bonner. Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
»Die Männer sind nicht hier.«
»Sehen Sie sich um, Major. Sie sind dort. Die wollen vielleicht nicht, daß Sie sie sehen, aber...«
»Ich sage Ihnen, sie sind weggegangen. Haben Sie einen Mann namens Callahan?«
»Moment mal. Ich hole mir den Einsatzplan; der muß da liegen ... Ja, Callahan und Ellis. Die haben bis zwei Uhr früh Dienst.«
»Die sind nicht da, verdammt nochmal! Callahan hat einen Anruf aus Washington bekommen, um halb acht. Er ist weggefahren; er hat der Schwester gesagt, er und sein Partner hätten die Nacht frei.«
»Das ist verrückt! Da ist keine Freigabe
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