Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
so vollkommen gewesen, so nötig; er hatte es nicht gewagt, wieder Zweifel aufzubauen.
Sein Vater hatte ihn, ohne es zu wissen, darauf gebracht.
Du mußt versuchen, dich zu erinnern, Steve. Hatte der Streifenwagen vielleicht eine andere Farbe als schwarz ? ...
Vielleicht. Vielleicht dunkelblau oder grün.
Aber es war eine dunkle Farbe.
Das war es, woran er sich hätte erinnern sollen, als sein Vater ›Highport‹ gesagt hatte.
Highport-on-the-Ocean war der Name auf dem Schild an der Coast Road. Highport war ein kleines Dorf; sogar winzig. Es gab dort zwei oder drei großartige Strände – abgelegen, im Privatbesitz. An heißen Sommerabenden parkten er und ein paar Freunde – nie mehr als ein paar – häufig einige hundert Meter weiter unten an der Coast Road und schlüpften durch die Zäune, um an einen der Strände zu kommen.
Aber sie mußten vorsichtig sein; mußten immer vor dem Yellowbird auf der Hut sein.
So nannten sie ihn. Den Yellowbird.
Den einzigen Streifenwagen von Highport-on-the-Ocean.
Er war knallgelb lackiert.
4.
Andrew Trevayne bestieg am John-F.-Kennedy-Flughafen die Maschine, die ihn in einer Stunde nach Washington tragen würde.
Er löste den Sitzgurt, als das Flugzeug den Steigflug beendete und man die Warnleuchten abgeschaltet hatte. Es war Viertel nach drei, und er würde sich zu dem Gespräch mit Robert Webster aus dem Stab des Präsidenten verspäten. Er hatte veranlaßt, daß sein Büro in Danforth Webster im Weißen Haus anrief, um mitzuteilen, er wäre aufgehalten worden und Webster sollte, wenn er wegen der Verspätung den
Treffpunkt ändern wolle, für ihn eine Nachricht am Dulles Airport hinterlassen. Trevayne hatte sich bereits damit abgefunden, übernachten zu müssen.
Er griff nach dem Wodka Martini, den ihm die hübsche junge Stewardeß gebracht hatte, und nahm einen langen Schluck. Dann stellte er das Glas auf das kleine Tablett, klappte den Sitz etwas nach hinten und breitete das in letzter Minute gekaufte New York Magazin vor sich aus.
Plötzlich wurde ihm bewußt, daß ihn der Passagier neben ihm anstarrte. Er erwiderte den Blick und registrierte sofort, daß er das Gesicht kannte. Der Mann war groß, hatte einen enormen Schädel und dunkle Hautfarbe – mehr von Geburt als von der Sonne. Er war vielleicht Anfang der Fünfzig und trug eine dicke Hornbrille. Der Mann sprach als erster.
»Mr. Trevayne, nicht wahr?« Die Stimme klang weich, jedoch tief, etwas schnarrend. Aber es war dennoch eine angenehme Stimme.
»Richtig. Ich weiß, daß wir uns schon einmal vorgestellt worden sind. Aber Sie müssen mir verzeihen, ich kann mich nicht ...«
»De Spadante. Mario de Spadante.«
»Natürlich«, sagte Trevayne, der sich sofort wieder erinnerte. Mario de Spadante reichte in die Zeit von New Haven zurück. Das war vor neun Jahren gewesen. De Spadante hatte damals eine Baufirma vertreten, die mit Bauten zu tun hatte, die Trevayne und sein Schwager finanzierten. Trevayne hatte das Angebot abgelehnt – die Firma war ihm nicht erfahren genug erschienen. Aber Mario de Spadante war seit damals weit gekommen, und das lag nur kurze neun Jahre zurück. Das heißt, wenn man den Zeitungen glauben durfte. Er galt jetzt als ein mächtiger Mann der Unterwelt. >Mario the Spade< nannte man ihn häufig – und bezog sich damit auf seine dunkle Gesichtshaut und die Tatsache, daß er eine ganze Anzahl seiner Feinde unter die Erde gebracht hatte. Aber verurteilt hatte man ihn nie.
»Das muß jetzt neun oder zehn Jahre her sein, würde ich sagen«, meinte de Spadante und lächelte angenehm. »Sie erinnern sich? Sie hatten mein Angebot wegen eines Bauauftrags abgelehnt. Und Sie hatten völlig recht, Mr. Trevayne,
unsere Firma besaß damals noch nicht die nötige Erfahrung. Ja, Sie hatten recht.«
»Man kann in solchen Dingen ja bestenfalls Vermutungen anstellen. Freut mich, daß Sie es mir nicht mehr verübeln.«
»Natürlich nicht. Offengestanden, habe ich das nie.« De Spadante blinzelte Trevayne zu und lachte dann leise. »Es war auch gar nicht meine Firma. Sie gehörte einem Cousin ... ihm habe ich es übel genommen, nicht Ihnen. Er hat mich seine Arbeit machen lassen. Am Ende gleicht sich immer alles aus. Ich habe das Geschäft – sein Geschäft, meine ich – besser gelernt als er. Jetzt gehört die Firma mir ... Aber ich habe Sie beim Lesen unterbrochen und ich muß mir auch noch ein paar Berichte ansehen – eine Menge langatmiger Achtzylinderabschnitte mit Zahlen, die weit
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