Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Du großer Gott! Filmdrehbücher sollten die schreiben. Ich sage nicht, daß es keine Mafiosi gibt; so dumm bin ich nicht, aber ich würde keinen von denen erkennen, wenn er vor mir stünde.«
»Zeitungen wollen auch verkauft werden.« Das war das einzige, was Trevayne einfiel.
»Yeah, sicher. Wissen Sie, ich habe einen jüngeren Bruder, etwa in Ihrem Alter. Selbst der. Der kommt zu mir und sagt >Wie steht’s denn, Mario? Stimmt es?< ... >Wie steht’s mit was?< frage ich. >Du kennst mich doch, Augie. Seit zweiundvierzig
Jahren kennst du mich. Habe ich es etwa leicht? Muß ich nicht zehn Stunden am Tag schuften, um die Kosten niedrig zu halten, mich mit den Gewerkschaften herumzuschlagen und um rechtzeitig bezahlt zu werden?‹ ... Ha! Wenn ich das wäre, was die sagen, dann würde ich zum Telefon greifen und denen eine Heidenangst einjagen. So wie die Dinge stehen, gehe ich mit eingezogenem Schwanz zur Bank und bettle.«
»Sie sehen aber so aus, als würden Sie nicht schlecht leben. «
Wieder lachte Mario de Spadante und zwinkerte unschuldig und verschwörerisch, wie er es auch im Flugzeug getan hatte. »Ganz richtig, Mr. Trevayne. Ich lebe nicht schlecht. Leicht ist es nicht, aber mit dem Segen Gottes und einer Menge harter Arbeit schaffe ich es ... Hat Ihre Stiftung Geschäfte in Washington?«
»Nein. Ich bin in einer anderen Angelegenheit hier. Ich treffe mich mit ein paar Leuten.«
»So ist das in Washington. Der größte kleine Treffpunkt auf der westlichen Halbkugel. Und wissen Sie was? Jedesmal, wenn jemand sagt, daß er >sich bloß mit Leuten trifft<, heißt das, daß man nicht fragen soll, mit wem er sich trifft.«
Andrew Trevayne lächelte bloß.
»Wohnen Sie immer noch in Connecticut?« fragte de Spadante.
»Ja, außerhalb von Greenwich.«
»Nette Gegend. Ich baue dort ein paar Häuser. In der Nähe vom Sund.«
»Ich bin am Sund. Am Südufer.«
»Vielleicht kommen wir einmal zusammen. Vielleicht kann ich Ihnen einen Anbau an Ihr Haus verkaufen.«
»Sie können’s ja versuchen.«
Trevayne ging durch den Seitenbogen in die Bar und sah sich die verschiedenen Leute an, die auf Sesseln und Sofas saßen. Ein Oberkellner im Smoking kam auf ihn zu.
»Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
»Ja. Ich soll mich hier mit einem Mr. Webster treffen. Ich weiß nicht, ob er reserviert hat.«
»O ja. Sie sind Mr. Trevayne.«
»Richtig. «
»Mr. Webster hat angerufen, daß er sich ein paar Minuten verspäten wird. Ich führe zu einem Tisch.«
»Vielen Dank.«
Der Kellner im Smoking führte Trevayne in eine abgelegene Ecke der Bar, die sich dadurch auszeichnete, daß es dort keine Gäste gab. Es schien, als wäre die Stelle durch ein unsichtbares Seil abgegrenzt, um sie zu isolieren. Webster hatte einen solchen Tisch verlangt, und seine Stellung garantierte die Erfüllung seines Wunsches. Trevayne bestellte sich einen Drink und ließ seine Gedanken zu seiner Arbeit im State Department zurückwandern.
Es war eine Zeit der Herausforderung gewesen, aufregend, fast so anregend wie die ersten Jahre in seinen Firmen. Besonders, weil nur wenige Leute glaubten, daß er der Aufgabe gewachsen sein würde, die man ihm gegeben hatte. Sie hatte in der Koordinierung von Handelsabkommen mit verschiedenen östlichen Satellitenstaaten bestanden – wobei den jeweiligen Ländern die günstigsten Bedingungen eingeräumt worden waren, die möglich waren – unter strenger Beachtung, daß das politische Gleichgewicht nicht gestört wurde. Es war nicht schwierig gewesen.
Seine Washingtoner Zeit hatte ihm Spaß gemacht. Das Wissen, sich nahe bei den Zentren der echten Macht zu befinden, war für ihn erhebend gewesen, ebenso wie das Wissen darum, daß Männer, die ihrer Sache echt ergeben waren, seinem Urteil Gehör schenkten. Und es waren solche Männer, gleichgültig, welchem politischen Lager sie angehörten.
»Mr. Trevayne?« »Mr. Webster?«
Trevayne stand auf und schüttelte dem Mann aus dem Beraterstab des Präsidenten die Hand. Er sah, daß Webster etwa gleichaltrig war, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger, ein angenehm aussehender Mann.
»Tut mir schrecklich leid, daß ich mich verspätet habe. Mit dem morgigen Terminplan hat es Ärger gegeben. Der Präsident hat uns Vieren gesagt, wir sollten uns in ein Zimmer
einsperren und es so lange nicht verlassen, bis der Plan steht.«
»Ich nehme an, daß Ihnen das gelungen ist.« Trevayne setzte sich gleichzeitig mit Webster.
»Ich will verdammt sein, wenn
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