Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
den einzigen Sessel im Raum und schwieg, bis Bonner den Bleistift weglegte, sich zurücklehnte und den >Zivilisten< ansah.
Und er sah einen >Zivilisten< an; die Beleidigung, die in seinem Blick lag, war unverkennbar.
»Ich werde Ihnen die Anwaltsgebühren zurückerstatten, darauf bestehe ich.«
»Nicht nötig. Das ist das Wenigste, was ich tun kann.«
»Ich will nicht, daß Sie es tun. Ich habe sie gebeten, mir die Rechnung direkt zu stellen, aber die haben gesagt, das sei nicht möglich. Also werde ich Sie bezahlen ... Offen gestanden, ich bin mit dem Anwalt, den mir die Army gestellt hat, voll und ganz zufrieden, aber wahrscheinlich werden Sie Ihre Gründe haben.«
»Nur zusätzliche Versicherung.«
»Für wen?« Bonner starrte Trevayne an.
»Für Sie, Paul.«
»Natürlich. Ich hätte mir die Frage sparen können ... Was wollen Sie?«
»Vielleicht sollte ich besser hinausgehen und noch einmal hereinkommen«, sagte Andrew. »Was ist mit Ihnen los? Wir stehen auf derselben Seite, haben Sie das vergessen?«
»Tun wir das, Mr. President?«
Seine Worte hallten wie ein Peitschenschlag. Trevayne erwiderte Bonners Blick, und ein paar Augenblicke lang schwiegen beide Männer. »Ich glaube, das sollten Sie erklären. «
Und das tat Major Paul Bonner.
Und Trevayne hörte in staunendem Schweigen zu, wie der Offizier sein kurzes, aber ungewöhnliches Gespräch mit dem kurz vor der Pensionierung stehenden Brigadier General Lester Cooper berichtete.
»Also bedarf es keiner komplizierten Stories mehr. All diese gewundenen Erklärungen sind nicht notwendig.«
Trevayne erhob sich aus dem Sessel und ging wortlos an das kleine Fenster.
»Wie steht es mit der Wahrheit? Würde die Sie interessieren, Major?«
»Sie sollten mir ein wenig Verstand zutrauen, Mr. Politiker. Die liegt doch verdammt klar auf der Hand.«
»Nämlich?« Trevayne wandte sich vom Fenster ab.
»Cooper hat gesagt, die Army könnte sich jemanden wie mich nicht leisten. Die Wahrheit ist, daß Sie das nicht können. . . Ich bin der Mühlstein um Ihren Präsidentenhals.«
»Das ist lächerlich.«
»Hören Sie schon auf! Sie stellen den Prozeß sicher, ich werde freigesprochen – wie es sein sollte –, und Sie sind sauber. Niemand kann sagen, Sie hätten den Soldaten im
Stich gelassen, auf den man geschossen hat. Aber der Prozeß ist gelenkt. Keine äußerlichen Einflüsse, nur die sachdienlichen Fakten. Selbst der Armyanwalt hat das klargemacht. Nur Samstagnacht in Connecticut. Kein San Francisco, kein Houston, kein Seattle. Keine Genessee Industries! ... Dann werde ich in aller Stille unter Trommelwirbel aus der Army ausgestoßen. Die Welt dreht sich weiter, und keiner hat Anlaß, sich irgendwie zu schämen. Was mich ankotzt, ist, daß keiner von euch sich vor mich hinstellen und es sagen kann!«
»Das kann ich nicht, weil es nicht wahr ist. «
»Den Teufel ist es! Das ist alles in ein hübsches Päckchen zusammengeschnürt. Mann, wenn Sie verkaufen, dann haben Sie Ihren Preis, das muß man Ihnen lassen, Sie geben sich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden. «
»Sie sehen das völlig falsch, Paul.«
»Wollen Sie denn behaupten, daß Sie nicht an der Lotterie teilnehmen? Ich höre sogar, daß Sie einen Sitz im Senat bekommen sollen! Verdammt bequem, nicht wahr?«
»Ich schwöre Ihnen, ich weiß nicht, woher Cooper diese Information bekommen hat.«
»Stimmt es denn?«
Trevayne wandte Bonner den Rücken und blickte wieder zum Fenster hinaus. »Es ... ist alles in Erwägung.«
»Oh, das ist herrlich. >In Erwägung<. Was kommt denn als nächstes? Ziehen Sie es am Fahnenmast auf und sorgen dafür, daß es in Westport landet? Hören Sie, Andy, ich sage Ihnen dasselbe, was ich Cooper gesagt habe. Ich mag diese neue Wendung nicht – dieser plötzliche Wechsel im Team –, ich mag das genausowenig, wie ich eine Menge anderer Dinge nicht mag, die ich in den letzten paar Monaten in Erfahrung gebracht habe. Wir wollen mal so sagen, ich bin altmodisch genug, um mit der Methode nicht einverstanden zu sein. Ich glaube, die stinkt ... Andererseits wäre ich ein erstrangiger Heuchler, wenn ich jetzt auf einmal damit anfinge, in Moral zu machen. Ich habe meine ganze Laufbahn daran geglaubt, daß militärische Ziele ihre Rechtfertigung in sich selbst tragen. Sollen sich doch die gewählten Zivilisten den Kopf über die Moral zerbrechen; das hat mich nie beschäftigt...
Nun, und das ist jetzt der große, neue Plan, nicht wahr? In der Liga spiele ich nicht. Viel
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