Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
zum zweiten Mal Blicke zugeworfen hatten. Gar nicht schlecht für zweiundvierzig – beinahe dreiundvierzig – und zwei erwachsene Kinder.
Mit dem Sex stimmte es bei ihr, überlegte Phyllis. Andy war ein leidenschaftlicher Mann, ein interessierter Mann. Sie hatten beide Spaß im Bett.
Plötzlich war Phyllis Trevayne übel, schrecklich übel. Ihre Augen sahen nicht mehr klar, der ganze Palm Court schien sich um sie zu drehen. Und dann hörte sie Stimmen über sich.
»Madame! Madame! Ist Ihnen nicht gut? Madame! Boy! Boy! Riechsalz!«
Andere Stimmen, lauter werdend, Worte, die ineinander verschwammen. Nichts gab einen Sinn, nichts war wirklich. Sie spürte etwas Hartes an Ihrem Gesicht und wußte unbestimmt, daß es der Marmorboden des Saals war. Alles begann dunkel zu werden, schwarz. Und dann hörte sie die Worte.
»Ich kümmere mich um sie! Es ist meine Frau! Wir haben oben eine Suite! Hier, helfen Sie mir! Es ist schon in Ordnung! «
Aber die Stimme war nicht die ihres Mannes.
Andrew Trevayne war wütend. Das Taxi, das er in seinem Büro in Danforth genommen hatte, hatte eine Chevrolet Limousine gerammt, und der Polizist hatte darauf bestanden, daß er am Unfallort blieb, bis alle Aussagen aufgenommen waren. Das Warten dauerte ewig.
Zweimal war Trevayne zu einer Telefonzelle an der Ecke gegangen, um seine Frau im Plaza anzurufen und ihr seine Verspätung zu erklären, aber jedesmal wenn er den Bell
Captain erreichte, um sie ausrufen zu lassen, sagte man ihm, daß sie nicht im Palm Court wäre. Wahrscheinlich war der Verkehr von Connecticut in die Stadt dicht, und sie würde doppelt verärgert sein, wenn sie zu spät kam und ihn nicht vorfand.
Verdammt! Verdammt!
Schließlich war es acht Uhr fünfundzwanzig, er hatte der Polizei seine Aussage gemacht und konnte den Unfallort verlassen.
Als er sich ein Taxi rief, kam ihm in den Sinn, daß der Bell Captain beim zweiten Anruf anscheinend seine Stimme erkannt hatte. Zumindest schien die Zeitspanne zwischen seiner Bitte, seine Frau ausrufen zu lassen, und der Antwort diesmal viel kürzer als beim ersten Anruf. Aber Trevayne wußte, daß er besonders ungeduldig zu sein pflegte, wenn er verärgert war. Vielleicht war es das.
Und doch, wenn es so war, warum kam es ihm dann nicht länger vor?
Nicht kürzer.
»Ja, Sir! Ja, Sir! Die Beschreibung stimmt ganz genau! Sie hat dort gesessen!«
»Wo ist sie dann?«
»Ihr Mann, Sir! Ihr Mann hat sie nach oben gebracht, in ihr Zimmer!«
» Ich bin ihr Mann. Sie verdammter Idiot! Und jetzt raus mit der Sprache!« Trevayne hatte den Kellner an der Kehle gepackt.
»Bitte, Sir!« Der Kellner schrie, und die meisten Gäste des Palm Court drehten sich in die Richtung, aus der die lauten Stimmen kamen. Zwei Plaza Hausdetektive zerrten Trevayne von dem jammernden Ober weg. »Er hat gesagt, daß sie Zimmer oben hätten – eine Suite – !«
Trevayne schüttelte die Hausdetektive ab und rannte zum Empfang. Als einer der Detektive von hinten herankam, tat er etwas, wovon er nicht geglaubt hatte, daß er dazu imstande wäre. Er hieb dem Mann die Faust gegen den Hals. Der Detektiv fiel nach hinten, während sein Kollege eine Pistole zog.
Gleichzeitig stieß der verängstigte Angestellte hinter dem Tresen hysterisch hervor:
»Hier, Sir! Trevayne! Mrs. A. Trevayne. Suite Fünf H und I! Die Reservierung ist heute Nachmittag gemacht worden!«
Trevayne dachte überhaupt nicht an den Mann hinter sich. Er rannte auf die Tür mit der Aufschrift >Treppe< zu und die Betonstufen hinauf. Er wußte, daß der Detektiv ihm folgte; er hörte ihn rufen, er solle stehenbleiben, aber das interessierte ihn jetzt nicht. Wichtig war nur die Suite mit der Aufschrift >Fünf H und I<.
Er trat mit ganzer Kraft gegen die Korridortür und kam auf der anderen Seite auf dem dünnen Teppich heraus, der an bessere Zeiten erinnerte. Auf den Türen vor ihm stand >Fünf A<, dann >B<, dann >Fünf C und D<. Er bog um die Ekke, und die Buchstaben starrten ihn an.
>H und I<.
Die Tür war abgesperrt, er warf sich dagegen. Sie gab unter seinem Gewicht nur ein kleines Stück nach. Trevayne ging zwei Schritte zurück und trat dann mit dem Fußabsatz nach dem Türschloß.
Ein Knacken ertönte, aber die Tür blieb geschlossen.
Inzwischen hatte ihn der schon etwas ältliche Hausdetektiv eingeholt.
»Sie verdammter Hundesohn! Ich hätte Sie niederschießen können! Und jetzt verschwinden Sie hier, sonst schieße ich doch noch!«
»Das werden Sie nicht !
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