Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Meine Frau ist dort drinnen!«
Die Eindringlichkeit in Trevaynes Stimme verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Detektiv sah ihn an und lieh dann Trevaynes nächstem Angriff seinen eigenen Fuß. Die Tür löste sich aus der oberen linken Angel und krachte schräg in den kurzen Vorraum. Trevayne und der Detektiv rannten hinein.
Der Detektiv sah, was er sehen mußte, und drehte sich um. Das war nicht das erstemal, daß er so etwas zu Gesicht bekam. Phyllis Trevayne lag nackt auf den weißen Bettüchern. Die Laken waren am Fußende zusammengeknüllt, so als hätte man sie hastig abgestreift. Auf dem Nachttisch, links vom Bett, stand eine Flasche Drambuie, zwei Gläser, halbvoll.
Auf Phyllis Trevaynes Brüsten waren Lippenstiftschmierereien. Phallussymbole, die auf die Brustwarzen wiesen.
Der Detektiv nahm an, daß jemand hier seinen Spaß gehabt hatte. Hoffentlich hatte der unbekannte Dritte das Gebäude inzwischen verlassen.
Phyllis Trevayne saß im Bett und trank Kaffee, sie war in Handtücher eingehüllt. Der Arzt hatte seine Untersuchung inzwischen abgeschlossen und winkte jetzt Trevayne ins Nebenzimmer.
»Ich würde sagen, ein sehr kräftiges Beruhigungsmittel, Mr. Trevayne. Ein Mickey Finn, wenn Sie wollen. Das gibt keine besonderen Nachwirkungen, vielleicht Kopfschmerzen, einen verdorbenen Magen.«
»Hat man sie ... belästigt?«
»Fraglich bei einer so oberflächlichen Untersuchung, wie sie mir hier nur möglich ist. Wenn ja, dann hat es einen Kampf gegeben; ich glaube nicht, daß es zum Eindringen gekommen ist ... Aber ich denke schon, daß der Versuch stattgefunden hat; das will ich nicht verhehlen. «
»Sie weiß nichts von dem ... Versuch, oder?«
»Es tut mir leid. Das kann nur sie selbst beantworten.«
»Danke, Doctor.«
Trevayne ging in den vorderen Raum der Suite, griff nach der Hand seiner Frau und kniete neben ihr nieder.
»Du machst mir Sachen!«
»Andy?« Phyllis Trevayne blickte ihren Mann ruhig an, aber in ihrem Gesichtsausdruck war eine Furcht, die er bisher noch nie an ihr gesehen hatte. »Wer auch immer das war, er hat versucht, mich zu vergewaltigen. Daran erinnere ich mich.«
»Darüber bin ich froh. Das hat er nicht.«
»Ich glaube nicht ... Warum, Andy, warum?«
»Ich weiß nicht, Phyl. Aber ich werde es herausfinden.«
»Wo warst du?«
»Ein Verkehrsunfall. Zumindest dachte ich, es wäre ein Unfall. Jetzt bin ich da nicht mehr sicher.«
»Was werden wir tun?«
»Nicht wir, Phyl. Ich. Ich muß einen Mann in Washington erreichen. Ich will mit denen nichts zu tun haben.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ich auch nicht. Aber ich glaube, daß da eine Verbindung besteht.«
»Der Präsident ist in Camp David, Mr. Trevayne. Es tut mir leid, es wäre jetzt unzweckmäßig, ihn zu stören. Was ist denn?«
Trevayne erzählte Robert Webster, was seiner Frau widerfahren war. Der Mann aus dem Stab des Präsidenten war sprachlos.
»Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja ... ja, schon. Schrecklich.«
»Ist das alles, was Sie dazu sagen können? Wissen Sie, was der Präsident und Hill mir letzte Woche eröffnet haben? «
»Ich kann es mir etwa vorstellen. Der Chef und ich haben darüber diskutiert; das erklärte ich Ihnen doch.«
»Besteht da eine Verbindung? Ich möchte wissen, ob das damit zu tun hat! Ich habe ein Recht, es zu erfahren!«
»Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nicht, ob er das könnte. Sie sind im Plaza? Ich rufe Sie in ein paar Minuten zurück.«
Webster legte auf, und Andrew Trevayne hielt den stummen Telefonhörer in der Hand. Sollten die doch alle zum Teufel gehen! Das Hearing im Senat war für halb drei Uhr am kommenden Nachmittag angesetzt, und er würde ihnen sagen, daß sie alle zur Hölle gehen sollten! Er würde diese Bastarde morgen um halb drei niedermachen, wie sie noch nie jemand niedergemacht hatte! Und anschließend würde er eine Pressekonferenz geben. Das ganze Land sollte erfahren, was für Schweine in einer Stadt namens Washington D.C. lebten! Er brauchte das nicht! Er war Andrew Trevayne !
Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und ging zu Phyllis hinüber. Sie war eingeschlafen. Er setzte sich auf einen Stuhl und strich ihr übers Haar. Sie bewegte sich leicht, schickte sich an, die Augen aufzuschlagen und schloß sie dann wieder. Sie hatte so viel durchgemacht und jetzt das!
Das Telefon klingelte, und das Schrillen ließ ihn zusammenfahren, erschreckt, wütend.
Er rannte hin.
»Trevayne! Hier spricht der Präsident.
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