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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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entledigte.
    Als sie um den Wagen herumging, warf Ferrer ihr mit einer beiläufigen Geste einen kurzen, zylindrischen Gegenstand zu. »Hier. Fahr du«, sagte er und deutete auf die Fahrertür.
    »Aber, ich kann nicht …«, setzte Carya an, dann fiel ihr Blick auf den Gegenstand, den
Startzylinder.
»Doch …«, murmelte sie überrascht. »Ich kann.« Eigentlich hätte sie es sich denken sollen. Schon in Arcadion war es ihr instinktiv gelungen, am Steuer von Aidalons prachtvollem Motorwagen durch die Straßen der Stadt zu jagen, obwohl sie zuvor noch nie in so einem Fahrzeug gesessen, geschweige denn eines gelenkt hatte. Trotzdem musste sie sich erst daran gewöhnen, mit fremdartigen Objekten konfrontiert zu werden und einfach zu wissen, wie man sie bediente.
Was habt ihr noch alles in mir versteckt?,
fragte sich Carya und dachte dabei an Milan, Cartagena und Freeman.
    Sie stiegen in den Wagen, und Carya startete ihn. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als ihre Hände das Lenkrad ergriffen und ihr Fuß das Gaspedal fand. Diesmal war sie nicht das völlig panische Mädchen, das soeben den Freund ihrer besten Freundin erschossen hatte, um ihn vor grausamer Folter zu bewahren. Diesmal hatte sie die Kontrolle, wusste ganz genau, was sie tat.
Mal sehen, wie gut ich wirklich bin …
    Sie trat aufs Gaspedal und fuhr los. Der Weg, dem sie folgen musste, war nicht schwer zu finden. Es gab nur eine größere Straße, die in Serpentinen hinauf in die Berge führte. Zunächst fuhr Carya noch langsam, wollte ein Gefühl für das Fahrzeug bekommen. Dann trat sie das Gaspedal tiefer durch. Zu ihrer Freude reagierte der Wagen ohne Mühe. Mit surrendem Motor huschte er die ansteigende Bergstraße hinauf.
    »Äh, Carya, diese Straße hat ein paar enge Kurven«, warf Emm von rechts ein. »Du solltest nicht so schnell fahren.«
    Carya warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Ihr wolltet doch einen Test meiner Fähigkeiten.«
    »Ja, schon richtig, aber nicht auf Kosten … Pass auf!« Emm riss die Arme hoch, als sie um eine Kurve rauschten und direkt dahinter ein Felsbrocken auf der Straße lag, der gestern noch nicht dagewesen war.
    Blitzschnell riss Carya das Steuer herum, und der Wagen vollführte ein halsbrecherisches Ausweichmanöver. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Ich weiß, was ich tue.« Sie gab noch mehr Gas.
    Emm stöhnte auf. Ferrer, der auf der Rückbank saß, lachte bloß.
    Schneller, als ein Mensch mit klarem Verstand mitten in der Nacht auf dieser Strecke gefahren wäre, rasten sie den Berghang hinauf. Carya hielt den Blick fest auf die Straße gerichtet. Sie spürte, wie ihr das Blut durch die Adern rauschte, fühlte das warme Leder des Lenkrads unter ihren Fingern, hörte Emms angstvolles Atmen neben ihr. Sie lebte auf eine Weise, die ihr bisher vollkommen fremd gewesen war.
Das kann ich noch besser,
dachte sie – und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Emm schrie auf, und jetzt wurde auch Ferrer auf der Rückbank nervös. »Carya, verflucht, willst du uns umbringen?«
    Sie beachtete die beiden gar nicht, sondern riss den Wagen in die nächste Kurve. Zu ihrer Rechten huschten die dunklen Baumstämme des Waldes vorbei, der hier oben wuchs. Gleich musste die Einfahrt zu dem Waldweg kommen. In der Finsternis war kaum etwas zu erkennen. Carya kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Da vorne war eine Einbuchtung zwischen den Bäumen. Rasend schnell kam sie näher.
    »Carya!«, rief Emm.
    Mit einem Ruck riss Carya das Steuer des Wagens herum, und ihr Fahrzeug schleuderte in eine Rechtskurve. Carya lenkte gegen, um das Gefährt wieder auf Kurs zu bringen. Gleich darauf schaltete sie die Scheinwerfer erneut an. Hell schnitten sie durch die Finsternis, enthüllten den schmalen Pfad, der zwischen den vorbeihuschenden Schemen der Bäume verlief.
    Sekunden später kam die Holzhütte in Sicht. Carya wartete bis zum letzten Moment, dann trat sie mit aller Kraft auf die Bremse. Schliddernd kam der Wagen auf dem unebenen Boden zum Stehen. Sie schaltete die Scheinwerfer aus und den Motor ab. Dann zog sie den Startzylinder aus dem Armaturenbrett und wedelte grinsend damit in der Luft herum. »Da wären wir.«
    Mit einer Mischung aus erleichtertem Seufzen und Auflachen ließ sich Ferrer zurück in die Polster sinken. »Ach du Schande, hätte ich gewusst, was ich mir damit einbrocke, hätte ich dich nicht ans Steuer gelassen. Du bist ja komplett irre.«
    »Das war nicht witzig«, bemerkte Emm und schnappte sich den

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