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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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schlecht.
    »Einen Moment, dazu kommen wir sofort. Halt dich fest.« Ferrer tippte auf sein Eingabefeld, und das Bild auf dem Schirm wechselte. Eine Ratskammer war zu sehen, die überwiegend in Rot und Gold gehalten war. Viel konnte man nicht erkennen, da die Kammer bis auf wenige Kerzen in Dunkelheit gehüllt war. Drei Männer saßen auf verschwenderisch mit Schnitzereien verzierten Holzstühlen beisammen. Sie trugen Roben, die Carya auf Anhieb erkannte. »Das sind Priester des Lux Dei!«, entfuhr es ihr.
    »Volltreffer«, bestätigte Ferrer. »Wir befinden uns in der Ratskammer des Inneren Kreises des Lux Dei in Arcadion. Dort, wo die Geschicke des Ordens gelenkt werden. Oder wie wäre es hiermit? Die Audienzhalle des Mondkaisers. Oder hiermit? Das Sanktuarium des Königs von Austrogermania. Der Plenarsaal der Regierung von Albion. Die Gemächer irgendeines Sultans der Wüstenländer. Ein Kaisersitz hier. Ein Präsidentenzimmer da. Das Hauptquartier eines Generals am anderen Ende der Welt.« Mit knappen Fingerbewegungen schaltete Ferrer von Bild zu Bild und enthüllte damit eine Welt von einer Größe und Vielfalt, wie Carya sie sich niemals hätte träumen lassen. In einigen der ausnahmslos prunkvoll eingerichteten Räume herrschten lebhafte Diskussionen und es war helllichter Tag, andere lagen dunkel und verwaist zu tiefer Nachtstunde da. Ein oder zwei schienen unterirdisch angelegt zu sein, sodass man nicht mal erraten konnte, welche Tageszeit dort herrschte.
    »Das sind alles die Räume der Anführer irgendwelcher Länder dort draußen?«, fragte Carya fassungslos.
    »Ganz richtig, und überall hat die Erdenwacht ihre Augen und Ohren«, sagte Ferrer. »Genauso, wie sie überall ihre Spione hat.«
    »Aber warum? Was bringt das denn?«
    »Sie kontrolliert alles«, mischte sich Emm ein. Sie blickte Carya eindringlich an. »Das mag jetzt wahrhaft abenteuerlich klingen, aber die Erdenwacht ist nicht bloß eine verrückte Gruppe zurückgezogen lebender Menschen, die einen großspurigen Namen trägt. Sie ist die letzte und einzige Zivilisation dieses Planeten, die noch über die Hochtechnologie verfügt, die vor dem Sternenfall und den Dunklen Jahren in jedem Land existierte: oben am Himmel schwebende Kommunikationsplattformen, schnelle Flugapparate, unbemannte Überwachungsdrohnen, Langstreckenraketen, was es eben so alles gab. Und sie hat diese Technologie in den letzten fünfzig Jahren konsequent dazu eingesetzt, um diese Vormachtstellung zu halten. Durch Intrigen, Tricks und manchmal auch gezielte Gewaltanwendung hat der Rat der Erdenwächter dafür gesorgt, dass kein Reich auf der ganzen Erde mehr so mächtig werden kann, wie es einst war. Er hat die industrielle Entwicklung gehemmt. Er hat Rohstoffe unterschlagen.«
    »Er hat sogar für Seuchen und Missernten gesorgt, wenn sich irgendein Volk zu gut entwickelte«, warf Ferrer ein.
    »Und weil es keine Verbindung mehr zwischen den Reichen der Welt gibt«, fuhr Emm fort, »weil niemand mehr über die Technik verfügt, um weltweiten Handel zu betreiben und enge Beziehungen zu anderen Staaten zu pflegen, hat nie jemand dort draußen gemerkt, dass sie alle von selbst ernannten Göttern manipuliert werden. Diejenigen, die es doch gemerkt haben, wurden an die kurze Leine genommen. Man machte ihnen Versprechungen, bot ihnen Macht über ihre Feinde, schenkte ihren Söhnen wunderschöne künstliche Frauen, die insgeheim Killerinnen sind. Und das alles, weil die Erdenwacht die absolute Herrschaft über den ganzen Erdball ausüben will. Weil sie die ganze Menschheit kontrollieren will.«

Kapitel 24
    Wortlos starrte Carya Emm an. Ihr schwirrte der Kopf, als sie sich vorzustellen versuchte, wie gewaltig das Ausmaß der Macht war, das die Erdenwacht über den Rest der Welt ausübte. Bisher hatte sie den Einfluss des Lux Dei auf das Leben der Bürger von Arcadion für umfassend gehalten. Doch das hier übertraf, so subtil es auch sein mochte, selbst die Herrschsucht des Ordens um Längen.
    Ein Bild auf Ferrers Schirm erweckte ihre Aufmerksamkeit. Es zeigte ein riesiges weißes Schiff, das im Licht zahlreicher Flutscheinwerfer im dunklen Meer trieb. Einige kleinere Boote umgaben es wie eine Schar Kinder die Mutter. »He«, rief Carya. »Das Schiff kenne ich!«
    »Ehrlich?« Ferrer drehte sich überrascht zu ihr um. »Wann hast du denn die
Maersk Titania
getroffen?«
    »Auf unserer Reise von Arcadion nach Paris«, erwiderte Carya. »Das ist eine längere Geschichte. Wir waren

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