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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Schlüssel. »Wir hätten alle draufgehen können. Du kanntest die Straße nicht, du kanntest den Wagen nicht, und das genaue Ausmaß deiner Fähigkeiten kennst du auch noch nicht. Das war kein Test, das war lebensmüde!« Ruckartig öffnete sie die Tür und stieg aus.
    Betroffenheit regte sich in Carya, als sie ihr nachsah. Vielleicht hatte die rothaarige Frau recht und sie hatte sich zu sehr von der Begeisterung über ihr neues Leben mitreißen lassen. »Ich … es tut mir leid«, rief sie Emm nach.
    »Ja ja, kommt endlich. Wir haben heute noch was zu tun.« Emm warf die Tür zu.
    Ferrer legte Carya eine Hand auf die Schulter. »Keine Angst, die beruhigt sich schon wieder«, versicherte er ihr, als sie sich zu ihm umdrehte. »Normalerweise ist Emm die junge Wilde unserer Gruppe. Dass du ihr jetzt so eindrucksvoll Konkurrenz machst, scheint ihr gegen den Strich zu gehen.« Er zog die Hand zurück und sah sie ernst an. »Trotzdem solltest du nicht leichtsinnig werden, Carya. Wenn du dich überschätzt und dir etwas geschieht, war unsere ganze Mühe umsonst. Und das wäre eine elende Schande.«
    »Ist gut«, sagte Carya nickend. »Ich werde besser aufpassen.«
    »Na schön. Dann wollen wir mal.«
    Sie stiegen ebenfalls aus und gingen zur Hütte hinüber. Emm hatte den Eingang bereits erreicht, und soeben öffnete Curzo die Tür, um sie einzulassen. Er wechselte ein paar Worte mit ihr, und obwohl Carya noch immer kein Albionisch konnte, hatte sie das Gefühl, dass es ihr nicht mehr so fremd erschien wie noch bei ihrer Ankunft. Es verhielt sich ähnlich wie damals, als sie auf der Seereise von Livorno zur Westküste von Francia an Bord von Dennings Schiff Francianisch gelernt hatte. Die Sprache setzte sich langsam, aber sicher und wie von selbst in ihrem Kopf fest. Vielleicht hatte das mit der besonderen Lernfähigkeit zu tun, die Emm ihr bescheinigt hatte.
    Als sie alle im Inneren versammelt waren, ging Ferrer zu seinem Rechner hinüber. »So, und nun wollen wir dir zeigen, was die Erdenwacht wirklich treibt.« Er startete die Maschine und fing an, Befehle in das Eingabefeld zu tippen.
    »Was macht er?«, wollte Carya von Emm wissen.
    »Erinnerst du dich an das große Gebäude auf der anderen Talseite?«, fragte Emm. »Das wie zwei flache, miteinander verbundene Pyramiden aussieht?«
    »Ja, natürlich. Es ist kaum zu übersehen.«
    »Dabei handelt es sich um das Ratsgebäude der Erdenwacht, das Zentrum all unseren Wirkens. In den dortigen Großrechner dringt Ferrer gerade ein.«
    Carya hatte keine Vorstellung davon, wie einfach oder schwierig das war, aber es klang jedenfalls nach keinem geringen Unterfangen. »Ist das nicht gefährlich?«
    »Nicht so sehr wie noch vor dem Sternenfall. Damals wurden alle wichtigen Rechnerverbünde extrem gut gesichert. Heute ist das nicht mehr nötig, weil es außerhalb dieses Tals niemanden gibt, der überhaupt etwas damit anfangen kann. Und bislang war unsere Widerstandsgruppe vorsichtig genug, dass die Zonengarde keine verstärkten Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet hat. Trotzdem muss man aufpassen. Schließlich soll niemand merken, dass wir auf die Rechner zugreifen. Was auch der Grund ist, warum wir so tief in der Nacht dort eindringen. Zwar wird in der Zentrale rund um die Uhr gearbeitet, aber nachts sind die Leute dort nachlässiger als tagsüber.«
    Es dauerte ein paar Minuten, bis Ferrer zufrieden mit der Zunge schnalzte. »Ich bin drin. Womit fangen wir an?«
    »Zeig ihr die Zentrale selbst«, schlug Emm vor.
    Nickend gab Ferrer ein paar weitere Befehle ein. Auf dem Schirm zu seiner Rechten erschien plötzlich das leicht verzerrte Bild eines großen Raums. In der Mitte befand sich ein imposanter, kreisrunder Tisch, in dessen dunkle Marmorplatte das Symbol der stilisierten Erde eingelassen war. Ein Dutzend Stühle mit hohen Lehnen stand drumherum. An den Wänden des Raums zog sich ein Band aus riesigen Bildschirmen entlang, vor denen Männer saßen und, wie es aussah, zuschauten, was darauf passierte.
    »Wo habt ihr dieses Bild her?«, wollte Carya wissen. »Ich dachte, es gäbe hier keine Überwachungsgeräte.«
    »Die Kamera stammt von mir«, gestand Ferrer. »Ich habe mich als Wartungstechniker in die Zentrale eingeschlichen. Glaub mir, ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst wie an diesem Abend.«
    »Und was genau geschieht dort gerade? Was schauen die sich an?« Sie versuchte, zu erkennen, was auf den Wandschirmen passierte, doch leider war das Kamerabild zu

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