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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Tonfall. Sie nahm ein paar weitere Tücher und wischte die gröbste Sauerei von Caryas Overall. »Ferrer, besorg uns mal Putzzeug. Wir müssen das hier aufwischen.«
    »Geht klar«, sagte der Invitro-Techniker und schob sich durch die Flügeltür, die das Labor vom Korridor trennte.
    Carya spürte kühles Metall am Hals, dann entlud sich zischend einmal mehr der Injektor. Als sie den Kopf drehte, sah sie Ziyi vor sich, die ihr ein wenig verlegen zulächelte. Die Wissenschaftlerin wandte sich ab und wechselte ein paar Worte mit Telep, der noch immer an den Rechnern drüben an der Wand saß, die Frisur vielleicht noch ein wenig zerzauster als zuvor.
    »Was ist passiert?«, wollte Carya von Emm wissen.
    »Nichts«, erwiderte die rothaarige Invitro lächelnd. »Alles ist nach Plan verlaufen, soweit ich das verstanden habe.«
    »Aber … die Visionen und das hier …« Carya deutete auf die Lache aus Erbrochenem zu ihren Füßen.
    »Na ja, du hast drei Stunden lang ziemlich unter Druck gestanden. Denn natürlich ist das, was Ziyi mit dir gemacht hat, keine Kleinigkeit gewesen. Man schaltet nicht einfach eine gesperrte Programmierung frei und hebt eine auslösergesteuerte Doppelidentität auf. Aber es ist uns gelungen, genau wie vorhergesagt.«
    Blinzelnd horchte Carya in sich hinein. »Seltsam, ich fühle mich nicht anders als vorher.«
    Emm klopfte ihr auf den Arm. »Warte noch etwas. Du wirst es schon merken.«
    Ziyi, die zwischenzeitlich zu Telep gegangen war, kehrte zu ihnen zurück und begann die Fixierungen und Kontakte zu lösen. Als sie fertig war, half sie Carya, seitlich von der Pritsche zu gleiten. Sie reichte ihr eine blaue Kunststoffflasche. »Trink«, sagte sie. Carya gehorchte. Die Flüssigkeit schmeckte süß und erfrischend und vertrieb den unangenehmen Geschmack im Mund.
    Unterdessen tauchte auch Ferrer wieder auf, mit Lappen und Eimer bewaffnet, und fing kommentarlos an, den Boden des Labors zu wischen. Emm widmete sich mit einigen Tüchern und einer Flasche mit scharf riechender Flüssigkeit der Behandlungsliege.
    An der Wand fuhr Telep die Apparate herunter und schaltete sie aus. Dann nickte er in die Runde, sagte noch ein paar Worte zum Abschied und machte sich eilig davon. Emm ging zum Mülleimer und entsorgte ihre Putztücher. Dabei sprach sie mit Ziyi, die ihr nickend beizupflichten schien.
    »In Ordnung«, wandte sich Emm an Carya. »Wir beide verschwinden jetzt zusammen mit Ferrer. Ziyi wird den Rest aufräumen und sich danach noch ein wenig ihrer normalen Arbeit widmen, damit sie etwas vorweisen kann, sollte sie jemand fragen, warum sie hier war.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte Carya wissen.
    »Wir fahren zu uns.« Emm warf einen Blick auf ihr Armband. »Es ist zwar etwas später geworden als geplant, aber die Zeit ist immer noch günstig.«
    »Wofür?«
    »Das wirst du sehen.«
    Sie gingen zu Ferrers Auto und verließen das Gelände des Brutzentrums. Niemand hielt sie auf. Zügig fuhren sie durch die Nacht, bis sie eine Brücke erreichten, die über den Fluss zu der Seite führte, auf der die Waldhütte der Widerständler lag. Statt jedoch darüber hinwegzufahren, hielt Ferrer das Fahrzeug an und stellte den Motor aus. »Na, wie schaut es aus?«, fragte er. »Spielen wir mit Carya am Ufer ein kleines Spiel? Dort gibt es gute Kiesel.«
    Auf Emms Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Warum nicht?«
    »He, was habt ihr vor?«, wollte Carya wissen.
    »Wir zeigen dir etwas. Komm mit.« Emm und Ferrer öffneten ihre Türen und stiegen aus. Pflichtschuldig folgte Carya ihnen, als die beiden die Böschung hinunter zum Fluss marschierten. Obwohl der Schein der Brückenlaternen kaum bis zum Ufer reichte, war es nicht so dunkel, wie Carya erwartet hätte. Sie konnte sich gut orientieren, und als Emm über einen tückisch hervorragenden Stein stolperte, verhinderte sie mit einem schnellen Zupacken den Sturz ihrer Begleiterin. »Danke«, sagte Emm betont langsam und blickte sie dabei so irritierend bedeutungsvoll an, dass Carya sich fragte, ob sie absichtlich ins Straucheln geraten war.
    Unten am Flussufer bückte Ferrer sich und hob einige glatte, handtellergroße Kiesel auf, die dort lagen. Emm fing an, es ihm gleichzutun.
    »Was macht ihr da?«, fragte Carya verwundert.
    »Fang«, sagte Ferrer statt einer Antwort und warf Carya einen der Steine zu.
    Carya gehorchte und sah ihn fragend an. »Und jetzt?«
    »Fang«, meldete sich Emm ein paar Meter links neben ihr, und als Carya sich

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