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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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kehrten beide betont den Rücken zu. »Und?«, fragte Carya, als sie sich zu ihnen stellte. »Wie schaut es aus?«
    Ferrer hob den Kopf und sah sie an. Auf seinen Zügen lag deutliche Frustration. »Wir haben ein Problem«, sagte er. »Einem von den Kerlen ist es in dem Durcheinander eben irgendwie gelungen, das System zu sperren.«
    »Und was heißt das?«
    Ferrer deutete auf den Schirm vor ihm. Er war dunkel bis auf einen kleinen Kasten, in dem ein Schriftzug darauf hinwies, dass die Sicherheitssperre aktiviert worden sei und man sich an seinen Administrator wenden sollte.
    »Und was heißt das?«, wiederholte Carya.
    »Nun ja«, sagte Ferrer, »entweder müssen wir jetzt einen dieser Kerle wieder herholen, damit der den Betreuer dieser Rechenzentrale anruft und herbeizitiert. Im besten Fall sind wir dann in einer Stunde wieder im Spiel, im schlimmsten meldet der den Zwischenfall der Zonengarde und ein Einsatzkommando steht auf der Schwelle. Oder ich muss das System knacken.«
    »He, du hast dich doch auch in die großen Rechner der Erdenwacht eingeschlichen«, bemerkte Pitlit. »Dann müsste das doch eine Kleinigkeit sein, oder nicht?«
    »Versteh mich nicht falsch«, antwortete Ferrer mit mattem Lächeln. »Es war eine ziemlich komplizierte und langwierige Angelegenheit, sich in die Großrechner der Wacht zu hacken. Jedes spätere Eindringen, wenn man alles schon vorbereitet hat, ist kein Problem. Aber die erste Runde ist ziemlich knifflig.«
    »Und das hier wäre die erste Runde.«
    »Exakt.«
    »Und jetzt?«
    Ferrer seufzte. »Beide Alternativen bergen ihre Risiken. Im ersten Fall werden wir vielleicht von der Garde erwischt. Im zweiten sind wir womöglich zu langsam, um Julion und die anderen vor ihrem Angriff noch zu warnen.«
    »Versuch es selbst«, sagte Emm. Sie legte Ferrer eine Hand auf die Schulter. »Du bist gut, besser als du manchmal denkst. Die Sperre mag gar nicht so schwer zu überwinden sein.«
    »Ein Trupp Soldaten von der Zonengarde ist jedenfalls
ganz sicher
schwer zu überwinden«, brummte Pitlit.
    Der Invitro-Techniker holte tief Luft und legte die Finger auf die Eingabefelder. »Also gut«, sagte er. »Ran an den Feind.«
    Und wieder saß Jonan auf der Ladefläche eines Lastwagens, eingeklemmt zwischen hünenhaften Soldaten in Kampfpanzerungen. Diesmal allerdings trugen die Männer um ihn herum das Blau und Silber der Leibwache des Mondkaisers und bezeichneten sich selbst nicht als Templer, sondern als Chevaliers – genau wie er selbst nun einer war. Trotzdem hatte er nur eine leichte francianische Feldrüstung an, womit er zwar etwas besser geschützt war als die lediglich uniformierten Soldaten, aber wesentlich schlechter als die massigen Gestalten um ihn herum.
    Insgeheim hatte Jonan gehofft, vom Mondkaiser ebenfalls eine solche Panzerung zu erhalten, aber er sah ein, dass dieser Wunsch absurd gewesen war. Zum einen fehlte ihm die Ausbildung in dieser Rüstungsklasse, zum anderen besaß auch der Kaiser keinen Überfluss an Reservepanzerungen, die er einfach neuen Rekruten zur Verfügung stellen konnte.
Immerhin wurde ich als
Deuxième
eingeteilt
, dachte Jonan.
    Hinter der unscheinbaren Bezeichnung verbarg sich ein etwas zynisches, aber durchaus kluges Konzept, das er General Palladio bei Gelegenheit einmal vorschlagen würde, sollte er den heutigen Tag überleben. Der jedem Chevalier zugeteilte
Zweite
war ein leicht gerüsteter Soldat, der sich während der Schlacht in der Nähe seines schwerer gepanzerten Kameraden hielt. Sollte dieser nun durch ein Unglück zu Tode kommen, ohne dass dabei auch die Panzerung zerstört wurde – was angesichts der robusten Rüstungen durchaus vorkommen konnte –, würde der Zweite versuchen, ungeachtet der Hitze des Gefechts seinen Kameraden aus der metallenen Hülle zu schälen und diese selbst anzulegen. Da Chevalier- wie Templerrüstungen im Wesentlichen aus einem starren Harnisch bestanden, den man vorne öffnete, um hineinzusteigen, ließ sich das tatsächlich halbwegs gut bewerkstelligen, sofern der Tote nicht auf dem Bauch lag. Denn umdrehen konnte Jonan so einen Koloss nicht, zumindest nicht ohne Hilfe.
    In Jonans Fall handelte es sich bei dem ihm zugewiesenen Chevalier um einen gewissen Lieutenant Nemours. Der Soldat war wortkarg, und seine Begeisterung, von einem ehemaligen Templer begleitet zu werden, auch wenn er vom Mondkaiser persönlich rekrutiert worden war, schien sich in Grenzen zu halten. Aber Jonan hatte auch nicht erwartet,

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