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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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blieb stehen. »Was ist los?«, fragte Jonan. Er blickte nach vorne und sah, dass die ganze Kolonne angehalten hatte. Die Panzer verließen dröhnend die Straße und fächerten mit rasselnden Ketten über die steinige Hügellandschaft auseinander.
    »Der Feind wurde gesichtet«, meldete Nemours neben ihm. »Er hat auf der Passspitze Stellung bezogen.«
    »Alle raus!«, brüllte der Befehlshaber ihres Trupps. »Verteilen und den Einheiten anschließen, denen ihr zugeordnet wurdet. Es geht los.«
    Um sie brach hektische Betriebsamkeit aus. Die Transporter spien ihre menschliche Ladung aus, die Kanoniere koppelten die Geschütze von den Zuggeschirren ab und bockten sie am Hang auf, um den vorrückenden Truppen Feuerschutz zu geben. Der Plan war so einfach wie unerfreulich. Unter dem Deckungsfeuer der Kanonen und im Windschatten der sechs Panzer würde man immer weitermarschieren, bis die Stellung des Feindes überrannt war. Doch ganz so verzweifelt, wie dieses Vorgehen klang, war es nicht. Dank Maximilian von Austrogermania hatten sie noch ein Ass in der Hinterhand.
Hoffentlich taucht es auch rechtzeitig auf
, dachte Jonan, während er, ein francianisches Gewehr im Arm hinter Nemours hereilte.
    Da sie einer der letzten Wagen der Kolonne gewesen waren, herrschte unterhalb ihrer Position nicht mehr so viel Durcheinander. Es gab nur noch eine kleine Gruppe Fahrzeuge, die einige Hundert Meter hangabwärts, dort wo die Straße hinter einem Felsvorsprung außer Sicht geriet, haltgemacht hatte. Ein Funkwagen gehörte dazu sowie das Fahrzeug von General Palladio und dem francianischen Befehlshaber, die ihre Truppen von hinten im Überblick behielten. Der Mondkaiser, Paladin Iudicaton und Großinquisitor Aidalon waren sogar im Tal zurückgeblieben, um außerhalb der Gefahrenzone strategische Entscheidungen treffen zu können.
    Von den hohen Herren, deren Begegnung Jonan vorgestern in Albertville miterlebt hatte, war nur Paladin Alecander an vorderster Front mit dabei. Begleitet wurde er von zwei Purpurtemplern sowie Lucai und Peruzzi als Abordnung der Tribunalpalastgarde. Die übrigen vier Mitglieder von Jonans früherer Einheit hatte Aidalon zum eigenen Schutz zurückbehalten, ein Zug, der ihm einige kritische Worte von Iudicaton eingehandelt hatte, aber die Schwarzen Templer unterstanden offiziell direkt der Inquisition, und somit konnte Aidalon mit ihnen tun und lassen, was er wollte, auch wenn jeder Soldat in Templerrüstung hier oben dringend gebraucht wurde.
    »Da vorne«, rief Nemours und deutete auf eine Hundertschaft Soldaten, die sich um die Fahne des Mondkaisers versammelt hatten. »Das ist unser Trupp.«
    Ich ziehe in eine Schlacht,
ging es Jonan durch den Kopf. Jetzt erst begriff er so richtig, was das bedeutete. Das hier war kein Angriff auf ein geheimes Brutlabor der Invitros oder ein Schusswechsel mit Agenten des Ketzerkönigs, die Unfrieden in Arcadion stiften wollten. Hier ging es um Hunderte Menschenleben.
Hoffentlich lässt uns der König nicht im Stich, sonst wird das hier verdammt schmerzhaft.
    Noch war kein einziger Schuss gefallen. Vom Röhren der Motoren, dem Wiehern der Pferde und gebrüllten Befehlen der Offiziere abgesehen, herrschte eine beinahe gespenstische Ruhe zwischen den Bergen. Die Erdenwacht schien darauf zu warten, dass das Bündnisheer noch näher kam, um es besser unter Beschuss nehmen zu können. Das Heer dagegen wartete auf den Überraschungsgast dieses frühen, eiskalten Morgens.
    »Da!«, schrie plötzlich ein Soldat neben Jonan und riss den Arm hoch. »Die Austros kommen! Heiliges Kanonenrohr, schaut euch das an! Da kommen sie.«
    Jonan legte den Kopf in den Nacken und sah zum langsam heller werdenden Himmel hinauf. Der Anblick, der sich ihm bot, war schier atemberaubend. Obwohl Maximilian von Austrogermania sein Geheimprojekt bereits bei ihrer gemeinsamen Planung präsentiert und in den Dienst dieser Operation gestellt hatte, konnte Jonan es trotzdem kaum fassen, das Gefährt in Lebensgröße zu sehen. Ein gewaltiges silbergraues Flugobjekt, das die Form von drei miteinander verschmolzenen, dicken Zigarren hatte und mehr als zweihundert Meter lang sein musste, tauchte über den Gipfeln der nördlichen Bergkette auf. Es wies mehrere Propellerauswüchse auf, mit denen es gefährlich knapp über den Bergspitzen manövrierte. Das Symbol eines stilisierten, gekrönten Adlers prangte auf der Außenhülle.
    Brummend schwebte das imposante Gebilde, ein sogenanntes Luftschiff, näher. Jonan

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