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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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francianisches Fahrzeug standen noch und hatten sich in einer Mulde verschanzt, um aus kurzer Distanz den Feind zu beharken.
    Oben am Himmel kämpfte das austrogermanische Luftschiff ums Überleben. Die wendigen Rotorschweber der Erdenwacht hatten die meisten der Propeller des Fluggefährts zerschossen und es dann talabwärts abgedrängt, sodass es seine tödliche Bombenfracht nun nicht mehr abwerfen konnte, ohne dabei die eigenen Reihen zu gefährden. Zur Frustration der Schweberpiloten ließ sich der Koloss jedoch nicht einfach zum Absturz bringen, weil es offenbar genug separate Kammern in den Traggashüllen gab, um ihn auch mit mehreren klaffenden Rissen im silbergrauen Leib noch in der Luft zu halten. Außerdem waren die Ingenieure des Ketzerkönigs schlau genug gewesen, auch Waffen zur Abwehr von fliegenden Gegnern einzubauen, sodass nun an zahlreichen Stellen winzige Mündungsfeuer von Schnellfeuergewehren aufblitzten, deren tödliche Geschossfinger nach den tropfenförmigen Angreifern tasteten.
    Jonan kämpfte sich mit Nemours und seinen Leuten den rechten Berghang hinauf. Der Chevalier hatte den Befehl bekommen, ein Flankenmanöver zu versuchen, da es sich als unmöglich erwiesen hatte, der Werferlinie der Erdenwacht frontal beizukommen. Also kletterten sie nun die schwarzen Felsen hinauf, um den Kessel der Schlacht zu umgehen. »Vorwärts!«, spornte Nemours sie an. »Wir zeigen denen, dass ein Francianer niemals aufgibt!« Er richtete sein schweres Sturmgewehr auf den noch viel zu weit entfernten Gegner und gab eine Salve ab, die bestenfalls psychologischer Natur war.
    Keuchend sprang Jonan von Stein zu Stein. Der Boden war hier so uneben, dass man kaum normal darauf laufen konnte. Trotz Schmerzmitteln spürte er, dass sich seine Hüfte bemerkbar machte. Vielleicht hatte er einen Fehler begangen, als er sich für diese Schlacht gemeldet hatte. Er war noch immer nicht von seinem letzten Kampf genesen.
    Obwohl es am Himmel langsam heller wurde, verbesserte das die Sicht kaum. Der ganze Pass war in Rauch gehüllt, der an den Hängen emporzog und über ihren Köpfen in der kalten Luft zerfaserte. So war es reinem Zufall geschuldet, dass Jonans Blick plötzlich auf ein metallisches Objekt fiel, das vor ihnen und etwas weiter hangaufwärts zwischen den Felsen versteckt war.
    Er kniff die Augen zusammen, vermochte es aber nicht besser zu erkennen. Unwillkürlich hob er das Gewehr vors Gesicht, nur um festzustellen, dass es nicht seine eigene Waffe war. Diese hier verfügte weder über eine Vergrößerungs- noch über eine Restlichtverstärkeroptik. Fluchend lief er schneller, um an die Seite von Nemours zu gelangen, der ihnen mit großen, dröhnenden Schritten vorauseilte. »Lieutenant!«, brüllte er aus Leibeskräften, um sich über das Getöse, das auf dem Pass herrschte, verständlich zu machen. »Schauen Sie nach rechts. Da befindet sich etwas am Hang.«
    Er musste seine Warnung noch einmal wiederholen, bevor der Chevalier sie wahrnahm und stehen blieb, um den behelmten Kopf in die entsprechende Richtung zu drehen. Im Gegensatz zu Jonans Gewehr verfügte der Helm über jede nur wünschenswerte Sichtverbesserung. »Keine Ahnung, was das ist«, sagte Nemours. »Sieht aus wie ein Kasten mit einer Linse am vorderen Ende.«
    Als er das hörte, überlief Jonan ein kalter Schauer, so als habe ihn jemand mit einem Eimer Eiswasser begossen. »Zurück!«, rief er. »In Deckung! Das Ding ist ein …«
    In diesem Augenblick setzte ein prasselndes Knacken ein, wie von einem schweren Körper, der durch ein trockenes Gestrüpp brach. Links und rechts von Jonan schrien Männer auf, als glühend rote Speere durch die Luft stachen und ihre Leiber durchbohrten. Direkt neben Jonan wurde einem Soldaten der Arm abgerissen, ein paar Schritte weiter traf ein Strahl sein Ziel direkt zwischen die Augen und sprengte Helm und Schädeldecke weg.
    Jonan warf sich zu Boden und rollte hinter einen flachen Felsvorsprung. Die Deckung war im Grunde hundsmiserabel, aber so wie es aussah, interessierten sich die Heckenschützen mit ihren Lichtkanonen ohnehin hauptsächlich für Nemours und seinen Kampfpanzer. Aus einem halben Dutzend gestaffelt angeordneter und geschickt am Berg verborgener Stellungen zuckten die roten Lichtstrahlen in erschreckender Feuergeschwindigkeit den Francianern entgegen. Vier der Kanonen widmeten sich den panisch auseinanderlaufenden Infanteristen, zwei hämmerten auf die schwere Rüstung des Chevaliers ein, als gelte

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