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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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solltest mal erleben, wie es hier zur Mittagszeit aussieht.«
    »Ich war schon einmal tagsüber hier«, erinnerte Carya ihn. »Allerdings habe ich nicht viel von dem Gebäude gesehen.«
    Sie folgten dem belebten Korridor bis zu einem Quergang und drangen über diesen tiefer ins Gebäude ein. Sofort nahm das Menschenaufkommen wieder merklich ab. Durch eine weitere Sicherheitstür, die sich ebenfalls anstandslos öffnete, gelangten sie in eine Ecke des Ratsgebäudes, die als Sicherheitszone ausgewiesen war. Warnschilder wiesen darauf hin, dass sich in diesen Gängen nur autorisiertes Personal aufhalten durfte. Ab jetzt mussten sie aufpassen.
    Aus diesem Grund übernahm Carya die Führung. Sie zog einen der Elektroschockstäbe hervor und huschte von Ecke zu Ecke voraus, um nachzuschauen, ob sich dahinter jemand aufhielt, der sich fragen mochte, was zwei Mitarbeiter des Reinigungspersonals hier trieben. Einmal waren sie gezwungen, durch eine Seitentür in einen dunklen Lagerraum zu flüchten, weil ihnen eine ganze Gruppe Techniker entgegenspazierte. Ansonsten kamen sie ganz gut voran – bis sie eine weitere Sicherheitsschleuse erreichten, vor der zusätzlich ein Wachmann hinter einem kleinen Pult saß.
    »So ein Mist«, flüsterte Carya, als sie sich wieder hinter die Gangecke zurückgezogen hatten. »Wie wahrscheinlich ist es, dass um diese Uhrzeit hier Leute zum Putzen unterwegs sind?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Ferrer leise zurück. »Ich habe mir von Dawyn keinen Putzplan geben lassen. Aber wenn ich raten müsste: eher unwahrscheinlich.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Ferrer rief seinen Notfall-Gebäudeplan auf und studierte ihn. »Tja, das hier ist der einzige Zugang zum Silo, der in unmittelbarer Reichweite liegt. Natürlich können wir den halben Weg zurücklaufen und es von der anderen Seite versuchen. Aber ich schätze, dass dort auch eine Wache steht.«
    »Also gut, dann erledige ich das«, sagte Carya. »Komm mit und tu ganz unauffällig.« Sie zupfte Ferrer aufmunternd an seinem Overall, und er lief an ihrer Seite auf die Sicherheitsschleuse zu. Carya achtete darauf, sich möglichst weit rechts im Gang zu halten, um den Wachmann schneller in Reichweite zu haben, wenn sie losschlug.
    »Guten Abend«, grüßte Ferrer höflich, als sie in Sicht kamen und, ohne zu verlangsamen, auf die Schleuse zugingen.
    Der Wächter hob den Kopf. »Guten … He, Augenblick mal. Was machen Sie hier?«
    »Wir sind zum Putzen gekommen«, antwortete Carya und trat dabei arglos lächelnd auf ihn zu. In diesem Moment kam ihr zugute, dass sie eine junge Frau war und in den Augen der meisten Männer recht hübsch anzusehen. Entsprechend war auch der einsame Wachmann für eine Sekunde vollauf damit beschäftigt, sie einfach nur anzustarren.
    Mehr Zeit benötigte Carya nicht. Mit einem Satz sprang sie vor und zog den Elektroschockstab aus der Overalltasche. Der Mann schreckte zurück, doch weil er auf einem Stuhl saß, kam er nicht weit. Seine Hand zuckte zu einem roten Alarmknopf auf dem Pult neben ihm. Blitzschnell schlug Carya ihm auf die Fingerknöchel, woraufhin er die Hand unwillkürlich zurückzog. Dann knisterte die Schockwaffe, und der Wächter sackte auf seinem Stuhl zusammen.
    »Schnell, hilf mir«, bat Carya Ferrer und versuchte, den Mann in eine halbwegs bequeme Lage zu zerren. Hastig ging ihr der Invitro-Techniker zur Hand. Sie falteten dem Wächter die Hände auf dem Bauch und ließen es so aussehen, als sei er zu später Stunde beim Dienst eingeschlafen. Ob das irgendjemanden täuschen würde, blieb dahingestellt. Und in etwa einer Viertelstunde würde er ohnehin wieder erwachen und Alarm schlagen. Ihnen blieb also nicht viel Zeit. »Weiter«, drängte Carya.
    Sie passierten die zweite Schleuse und eilten an einem kreuzenden Quergang und zwei verschlossenen Türen vorbei den Korridor hinunter. Er zog sich über bestimmt fünfzig Meter und war völlig menschenleer. Am Ende lag eine schwere Metalltür, auf der ein weiteres Warnschild prangte. »Hier geht es in den Kontrollraum«, informierte Ferrer sie. »Dahinter liegt das eigentliche Silo.«
    Der Invitro drückte die Klinke hinunter, aber sie bewegte sich nicht. Er hielt seine Hand vor den grauen Empfängerkasten neben der Tür. Nichts passierte. »Au, verdammt«, fluchte er, »unsere Codes bringen uns nicht in den Kontrollraum. Das ist schlecht. Richtig schlecht.«
    »Warte«, sagte Carya. »Ich habe eine Idee.« Sie eilte zu dem bewusstlosen Wachmann zurück

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