Das geraubte Paradies
in den Händen, genau wie Carya. Schusswaffen wagten sie hier offenbar nicht einzusetzen. Ganz im Gegensatz zu ihr.
Tut mir leid, diese Mission ist zu wichtig für Zurückhaltung!
Sie warf dem ersten Wächter ihren Schockstab ins Gesicht, gleichzeitig riss sie den Reißverschluss ihres Overalls auf und zog die Pistole aus dem Gürtel, den sie um die Taille trug. Dazu musste sie bedauerlicherweise ihre Position an der Tür aufgeben, wodurch auch hier Wachleute eindrangen.
Vierzehn Schuss
, dachte sie. Es sollte eine Weile reichen. Die ersten vier Kugeln feuerte sie in rascher Folge auf die in diesem Augenblick eindringenden Gegner ab. Sie zielte absichtlich auf Arme und Beine, weil sie die Männer nicht lebensgefährlich verletzen wollte. Außerdem ging es vor allem darum, Zeit zu schinden, und das gelang ihr am besten, wenn sie die Männer damit beschäftigte, sich gegenseitig aus der Gefahrenzone zu helfen.
Zehn.
Ein furchtbares Chaos brach aus. Männer fielen schreiend zu Boden, andere brüllten Warnungen an ihre Kameraden. Dazu flackerte das orangefarbene Licht der Warnlampe, und die Alarmsirene heulte. Carya feuerte einen weiteren Schuss ab und zerstörte damit das Deckenpaneel. Im Halbdunkel würde es ihren Gegnern schwerer fallen, sie zu lokalisieren. Zur Sicherheit ging sie zusätzlich hinter dem zweiten Stuhl in Deckung.
Neun.
»Ferrer?« Sie drückte erneut zweimal ab, diesmal nur, um den Rückzug der Wachleute zu beschleunigen und dafür zu sorgen, dass sie die Köpfe unten hielten.
Sieben
. »Wie sieht es aus?«
»Ich … Moment.« Der Invitro-Techniker sprang von seinem Stuhl auf und hetzte um das Kontrollpult herum. Er zückte eines seiner Werkzeuge und begann, die Verkleidung an der Rückseite des Pults zu öffnen.
»Muss das sein?«, fragte Carya.
»Sicher ist sicher«, erklärte Ferrer.
Die Wachmänner zogen sich aus dem Raum zurück. Carya dachte schon, sie hätte einen wichtigen Teilsieg errungen, als die vordere Tür plötzlich erneut aufgestoßen wurde. Sie schoss, aber ihr Gegner stand so, dass er durch die aufschwingende Tür verdeckt wurde.
Sechs
. Ein lang gezogenes Fauchen erklang, und unvermittelt füllte sich der Raum in geradezu explosiver Geschwindigkeit mit feinem weißen Nebel.
»Nein!«, schrie Ferrer. »Noch nicht.«
»Was ist das?«, wollte Carya wissen und feuerte wild in die weiße Wand hinein, die sie von einem Moment zum nächsten so vollständig einhüllte, als hätte sich die Welt um sie in nichts aufgelöst.
»Weiß nicht«, antwortete Ferrer. »Sieht aus wie Pulver aus einem Feuerlöscher.«
Eine Gestalt tauchte neben Carya auf. Sie trug eine Gesichtsmaske mit schwach rötlich glimmenden Augen. Carya wollte sich zur Seite werfen, aber es reichte nicht ganz.
Eine Hand packte sie mit furchtbarer Kraft. Mit einem raschen Schlag war Carya entwaffnet. Sie versuchte sich zu wehren, aber der Nebel raubte ihr die Sicht, ließ ihre Augen tränen und reizte sie zum Husten. Blind schlug sie zu, versuchte die Schwachstellen ihres Gegners zu treffen, nur um festzustellen, dass er offenbar eine Schutzweste trug.
Im nächsten Moment bekam sie einen heftigen Schlag gegen den Kopf. Taumelnd sank sie zu Boden. »Hast du gedacht, du könntest gewinnen, Aurelie Eins?«, zischte eine Männerstimme. »Falsch gedacht.« Ihr Gegner schlug erneut zu, und Carya schwanden die Sinne.
Draußen graute bereits der Morgen, als die vier Fahrzeuge aus der Dunkelheit des Berges hervorbrachen. Das erste war ein schweres Panzerfahrzeug, auf dessen Heckbereich eine Kanone saß, deren Lauf so groß war, dass Jonan bequem hätte hineinkriechen können. Als Zweites tauchte einer der Lastwagen der Invitros auf, der einen Anhänger mit einer Raketenlafette zog. Auf dieser befanden sich zwar nur noch drei der ursprünglich sechs Raketen, aber jede von ihnen hatte laut Enzo genug Sprengkraft, um einen Wohnblock in Schutt und Asche legen zu können.
Beim dritten Gefährt handelte es sich um eine Batterie aus Kleinraketen, die in einer Trommel steckten und sich über einen großen, leider fast leeren Munitionscontainer selbst nachluden. Als Nachzügler rollte noch ein kleinerer Spähpanzer aus dem Tunnel ins Freie, ein Fahrzeug, das praktisch unbeschädigt in der Halle unter dem Berg gestanden hatte und das sie deshalb kurzerhand mitgenommen hatten.
Angesichts der Mengen an Kriegsgerät, die dort unten lagerten, mochte diese Ausbeute nicht überwältigend sein, aber Jonan, der neben Dennings Lastwagen
Weitere Kostenlose Bücher