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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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und überprüfte seine Taschen. In einer von ihnen fand sie eine flache Kunststoffkarte, die an einer Kordel hing, an deren Ende eine kleine metallene Erdkugel befestigt war. Sie nahm sie an sich und rannte zu Ferrer zurück. »Vielleicht klappt es damit«, meinte sie und hielt die Karte vor den Empfänger.
    Ferrer drückte die Klinke hinunter und sie gab nach. »Glück gehabt«, sagte er. Sie huschten in den Raum und schlossen die Tür wieder hinter sich. Der Kontrollraum hatte ungefähr die Dimensionen eines großzügig bemessenen Wohnzimmers und war von quadratischer Bauweise. An der linken Wand reihten sich graue Metallschränke aneinander, in die rechte war eine Tür eingelassen, die vermutlich ins Silo selbst führte. Im hinteren Bereich befand sich eine hufeisenförmige Kontrollstelle, vor der zwei Drehstühle standen.
    Jenseits der Steuerpulte war ein Fenster mit geöffneter Schutzblende zu sehen, das den Blick auf einen gewölbten Schacht freigab. In diesem ragte ein schlanker weißsilberner Körper auf. An der Seite waren Markierungen angebracht, die Carya nichts sagten. »Das ist sie also«, murmelte sie.
    »Ja«, bestätigte Ferrer, der sich sogleich an das Pult setzte und seinen tragbaren Rechner wieder in Arbeitsposition drehte. »Man sieht ihr gar nicht an, dass sie so viel Tod bringen kann, nicht wahr? Irgendwie haftet ihren Linien eine gewisse Eleganz an.«
    Carya trat ans Fenster. »Na ja«, erwiderte sie skeptisch. Dann warf sie dem Invitro einen misstrauischen Blick zu. »Warum ist hier eigentlich niemand? Ich dachte, die hätten es so eilig, die Rakete startklar zu bekommen.«
    Als hätten sie nur auf ihr Stichwort gewartet, ging auf einmal die Tür in der rechten Wand auf und zwei Techniker kamen herein. »Was geht denn hier vor sich?«, fragte der eine überrascht.
    Sein Kollege begriff schneller. »Himmel, das ist diese entflohene Invitro!«, rief er und deutete auf Carya.
    Diese sprintete ihnen bereits entgegen, den Elektroschockstab kampfbereit gezückt.
    Die beiden Männer wirbelten herum und versuchten zu fliehen. Zu ihrem Unglück schloss sich an die Tür bloß eine schmale Metalltreppe an, die hinunter in das Silo führte, wo etwas hing, das wie eine Plattform zur Wartung aussah. Carya machte sich gar nicht die Mühe, ihnen nachzurennen, sondern hielt den Schockstab einfach an das Metallgeländer.
    Schreiend zuckten die Männer zusammen. Ihre Beine versagten unter ihnen, und sie stürzten auf die Treppe. Einer von ihnen kam ungeschickt auf und rollte polternd die letzten Stufen hinunter.
    Carya wollte ihnen gerade nachsetzen, um ihnen den Rest zu geben, als ein lauter Alarm einsetzte. Hinter ihr, im Kontrollraum, begann eine orangefarbene Lampe zu flackern. »Achtung! Eindringlingsalarm! Unbefugte Personen im Raketensilo!«, erklang eine körperlose Frauenstimme.
    Carya fuhr herum. »Was ist denn jetzt passiert?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Ferrer. »Ich war’s nicht – glaube ich.«
    »Sie müssen den bewusstlosen Wachmann entdeckt haben. Ferrer, beeil dich.«
    »Bin ja dabei. Das ist nicht so einfach.«
    »Achtung! Eindringlingsalarm! Unbefugte Personen im Raketensilo!«, wiederholte die Frauenstimme.
    Das war’s dann
, dachte Carya.
Raus kommen wir hier nicht mehr.
»Sieh nur zu, dass du die Aufgabe beendest. Ich halte dir so lange den Rücken frei.« Abwehrbereit postierte sie sich neben der schweren Eingangstür. Sie wünschte sich, etwas zu haben, um die Tür verkeilen zu können. Doch alle Möbel im Raum waren an der Wand oder im Boden festgeschraubt.
    Die Tür öffnete sich, und Carya stieß den Elektroschockstab durch den Schlitz. Es knisterte, und der Wachmann, der gerade eintreten wollte, fiel zuckend zu Boden. Ein rotes Warnlämpchen leuchtete am Griff ihrer Waffe auf. Die Ladungen des Schockstabs waren erschöpft. Sie hieb dem zweiten Mann, der gerade eindringen wollte, damit gegen die Nase und entlockte ihm ein schmerzerfülltes Aufjaulen. Dann schleuderte sie die nutzlose Waffe zur Seite und zog die zweite. Gleichzeitig warf sie sich mit aller Macht gegen die Tür und rammte sie wieder zu. Sie hakte den Arm unter die Klinke und versuchte, diese zu blockieren. »Ich hoffe, du kommst voran, Ferrer!«, schrie sie über den Alarm hinweg.
    »Ja, ja, ich bin gleich so weit.«
    Die Tür zur Rechten wurde aufgestoßen, und ein zweiter Trupp Wachen drängte in den Raum. Wie es aussah, gab es dahinter doch mehr als nur eine Wartungsplattform. Die Männer hatten Schockstäbe

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