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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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stand und zusah, wie die Invitros die Fahrzeuge vorsichtig auf die gewundene Bergstraße manövrierten, war trotzdem zufrieden, denn sie hatten es tatsächlich in kürzester Zeit geschafft, einige der kampfstärksten Einheiten zumindest so weit zu reparieren, dass sie die Fahrt bis in die Schwarze Zone überstehen würden und dort einen bedrohlichen Eindruck hinterlassen konnten. Mehr würde vermutlich nicht nötig sein, um die Erdenwacht zu überzeugen, dass Aufgeben eine durchaus erwägenswerte Option für sie war.
    Luceno, der den Spähpanzer fuhr, hielt das Fahrzeug an, öffnete die Seitenluke und kletterte heraus. »Verdammt lang her, seit ich so ein Ding gefahren bin«, ächzte er. »Ich hatte sie bequemer in Erinnerung.«
    Hinter ihnen tauchten Denning und Hook aus dem Tunnel auf, begleitet von zwei weiteren von Dennings Männern. Sie zogen einen Anhänger hinter sich her, auf dem sich Munition und Bauteile stapelten. Der Schmuggler hatte Jonan beim Wort genommen und geplündert, was halbwegs transportabel und gut an den Mann zu bringen war. »Wenn wir das Zeug losgeschlagen haben«, tönte Denning gut gelaunt, »schippern wir zum großen Markt von Caliari, und ich kaufe mir diese Kiste mit alten CD s, die der Wucherer Gopetto hinten in seinem Laden aufbewahrt.«
    »Sind wir dann wieder vollzählig?«, fragte Jonan laut in die Runde. Elje, die neben ihm stand, hob einen Daumen. Das Gesicht des Mädchens war ölverschmiert, weil es die halbe Nacht lang durch irgendwelche Wracks gekrochen war.
    Enzo kletterte auf die Ladefläche des neben ihnen parkenden, zweiten Invitro-Lasters und sah sich um. »Scheint so«, sagte er nickend. Er warf Jonan einen fragenden Blick zu. »Letzte Worte, bevor wir aufbrechen?«
    »Ja.« Jonan schwang sich zu ihm auf die Ladefläche. Er hob den Kopf und gestattete sich ein zufriedenes Lächeln. »Was wir in den vergangenen Stunden erreicht haben, hat all meine Hoffnungen übertroffen«, sagte er laut. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet. Enzo und Luceno haben sich bereits freiwillig gemeldet, mich zu begleiten, ebenso Kapitän Denning und seine Männer.« Jonan argwöhnte, dass der Schmuggler auf den ein oder anderen kleinen Diebstahl im Tal der Erdenwacht spekulierte, aber das kümmerte ihn persönlich nicht. »Ich könnte noch ein paar Ersatzfahrer gebrauchen. Wir haben alle die ganze Nacht durchgearbeitet und sind müde. Es wäre gut, wenn wir uns abwechseln könnten. Niemand von Ihnen muss mir ins Tal der Erdenwacht hinein folgen. Es würde genügen, wenn wir diese Fahrzeuge bis zum Bollwerk bringen und es damit in die Luft jagen.«
    Die Invitros sahen sich um. Leises Gemurmel kam auf. Köpfe nickten, und auf vielen Mienen lag ein entschlossener Ausdruck. »Ich denke, ich spreche für uns alle«, meldete sich Cordoba zu Wort, »wenn ich sage, dass wir diesen Job jetzt auch zu Ende bringen wollen. Wir fahren zusammen, bis wir im Herzen der Schwarzen Zone stehen.«
    »Danke«, antwortete Jonan. »Das weiß ich zu schätzen.«
    »Bevor wir starten, habe ich noch etwas für Sie«, sagte Luceno. Er winkte Jonan zu dem Bus hinüber und öffnete die Gepäckklappe im Heck. Dahinter befand sich ein großes Objekt unter einer braunen Plane. Der Invitro-Soldat schlug sie beiseite.
    Jonan blinzelte überrascht. »Das ist meine Templerrüstung!«, entfuhr es ihm.
    Sein Begleiter nickte. »Ganz richtig. Sie mögen es gestern Abend nicht bemerkt haben, weil zu viel los war, aber ich habe sie mit ein paar Kameraden von der Insel mitgebracht. Ich dachte mir, sie könnte uns bei der kommenden Aufgabe nützlich sein. Und da Sie derjenige sind, dem sie am besten passt, finde ich, sollten Sie sie auch wieder tragen. Ich lege sogar noch ein Gewehr drauf.« Er zog ein altes Templersturmgewehr hinter dem Bein der Rüstung hervor und hielt es Jonan hin. »Na, was meinen Sie?«
    »Ich …« Jonan wusste nicht, was er sagen sollte. Mehr als einmal hatte er die schwarze Kampfpanzerung schmerzlich vermisst, weil er sich draußen in der Wildnis ohne sie nackt und schutzlos gefühlt hatte. Auf der anderen Seite weckte sie unangenehme Erinnerungen an eine Zeit, auf die er alles andere als stolz war, und es widerstrebte ihm beinahe, wieder zu dem zu werden, der er einst gewesen war, und wenn auch nur äußerlich.
Unsinn!
, schalt er sich.
Du ziehst in einen Krieg. Diese Rüstung ist der beste Schutz, den du bekommen kannst, und es ist eine verdammt noble Geste von Luceno, sie dir zu geben. Also leg sie schon

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