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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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glauben.«
    Der Mann schnaubte und erhob sich. »Ich sehe schon, dass wir an diesem Punkt nicht vorankommen. Wir sprechen später weiter. In der Zwischenzeit möchte ich dir dringend empfehlen, nicht das Bett zu verlassen. Deine Wunden sind noch zu frisch. Wenn du Hunger bekommst oder sonst irgendwelche Hilfe brauchst, kannst du nach einer Pflegerin rufen, indem du auf diesen Knopf drückst.« Er deutete auf den kleinen Kasten, der schon zuvor Caryas Interesse geweckt hatte. »Mach keinen Ärger, denn um es ganz offen zu sagen: Wir können auch anders. Dass du hier bist und so gut behandelt wirst, verdankst du allein der Fürsprache gewisser einflussreicher Leute.«
    Er beugte sich vor und funkelte Carya an. »Wenn es nach mir gegangen wäre, lägst du jetzt da oben auf dem Pass neben diesem Jonan. Ich mag es nicht, irgendwelche Risiken einzugehen. Und du bist ein Risiko. Daher behalte ich dich im Auge.« Er nickte bekräftigend, während er sich wieder aufrichtete. »Ich behalte dich im Auge, Aurelie Eins.«

Kapitel 15
    A
urelie Eins
, dachte Carya erschüttert, nachdem ihr Be- sucher die Tür geschlossen hatte. Diesen Namen hatte sie bislang erst einmal vernommen, aus dem Mund von Botschafter Cartagena, kurz nachdem er ihr eröffnet hatte, dass sie in Wahrheit eine gezüchtete und programmierte Attentäterin war, von der Erdenwacht geschaffen, um als zukünftige Braut und potenzielle Mörderin des designierten Mondkaisers Prinz Alexandre zu dienen, damit die Wacht eine Rückversicherung für ihre Angelegenheiten in Francia besaß.
    Dass ihr Besucher von diesem Namen wusste, war eigentlich Beweis genug, dass sie bei der Erdenwacht gelandet war. Wer sonst sollte ihn kennen? Sie grübelte noch darüber nach, was genau das jetzt für sie bedeuten mochte und wie sie am besten vorgehen sollte, und sie wünschte sich, Jonan wäre hier, um ihr mit seinem Rat zur Seite zu stehen.
    Aber Jonan war nicht bei ihr. Stattdessen war er tot, wenn sie den Worten des unfreundlichen Mannes Glauben schenken durfte, der ihr als Erster einen Besuch abgestattet hatte. Carya ließ sich auf ihr Kissen zurücksinken und starrte an die Decke. Das Licht der Lampen wurde zu verschwommenen Flecken, als frische Tränen ihre Sicht trübten. Carya drehte den Kopf zur Seite und vergrub ihr Gesicht in den Armen. Es durfte nicht wahr sein. Er musste gelogen haben. Sicher war es bloß ein gemeiner Versuch gewesen, ihr wehzutun. Anders konnte es gar nicht sein.
    Sie hätte nachher nicht zu sagen vermocht, wie lange sie leise schluchzend in dem Bett gelegen hatte, das ihr anfangs noch wundervoll komfortabel vorgekommen war, aber aus dem sie jetzt am liebsten sofort geflohen wäre. Nur das Wissen um ihre Beinverletzung und die Angst, sich selbst Schaden zuzufügen, wenn sie aufstand, hielten sie zurück.
    Irgendwann bekam Carya keine Luft mehr durch die Nase, in ihren Schläfen pochte ein hartnäckiger Kopfschmerz, und Gesicht und Kissen waren nass vor Tränen. Ihre Augen fühlten sich rot und verquollen an. Schniefend richtete sie sich auf und sah sich suchend nach etwas um, das sie als Taschentuch verwenden konnte. Sie beugte sich vor und fand unter dem Bett einen Kasten mit unterschiedlichen Utensilien, darunter eine Papierrolle, derer sie sich bediente, um sich Augen und Gesicht abzutupfen und die Nase zu putzen.
    Carya war gerade damit fertig, als sich die Tür zu ihrem Zimmer unvermittelt zum zweiten Mal öffnete. Der Mann, der diesmal hereinkam, war deutlich älter als der letzte, mindestens siebzig Jahre alt, zumindest legten das die Falten und Altersflecken auf seinem dunkelhäutigen Gesicht, der graue Bart und das zurückweichende Kraushaar nahe. Er hatte einen weißen Overall an und trug einen blauen Kittel darüber und bewegte sich mit der Gemessenheit von jemandem, der weder Aufregung noch körperliche Anstrengungen schätzte.
    »Hallo, Kind«, sagte er freundlich. Sein Arcadisch war genauso gut wie das von Caryas erstem Besucher, aber es lag ein Akzent in seinen Worten, der sie an Captain Denning erinnerte. Womöglich stammte er aus Albion. »Mein Name ist Doktor Freeman, Morton Freeman. Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht. Du hast eine halbe Ewigkeit geschlafen. Du musst am Verhungern sein.« Er hob ein kleines Tablett mit einer Schale dicker Suppe, das er mit sich führte.
    Obwohl sie sich eigentlich nicht danach fühlte, zwang sie sich zu einem Lächeln. »Danke. Das ist sehr nett. Ich habe tatsächlich etwas Hunger.« Noch während

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