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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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vor dem Sternenfall. Im ganzen Tal, zwischen den Gebäuden und auf den Terrassen und Balkonen, waren winzig kleine Menschen zu sehen, die geschäftig ihrer Arbeit nachgingen. Genaues vermochte Carya nicht zu erkennen, aber es hatte den Anschein, als trügen viele ähnliche Kleidung in den Farben Weiß, Grau und Rot. Es musste die vorherrschende Mode an diesem Ort sein.
    »Licht Gottes«, hauchte Carya ehrfürchtig. Sie hatte ja alles Mögliche erwartet, als Freeman sie aufgefordert hatte, das Herz der Schwarzen Zone persönlich in Augenschein zu nehmen. Aber dieser Anblick übertraf doch ihre kühnsten Erwartungen.
    »Es ist ein Paradies, nicht wahr?«, sagte der greise Wissenschaftler, der sich mittlerweile zu ihr gesellt hatte, leise.
    »Eher ein Zauberland«, antwortete Carya. Mit großen Augen nahm sie die Szenerie in sich auf. »Wie ist das möglich? Hier ist alles so anders als draußen, jenseits der Berge.«
    »Man könnte meinen, die Zeit sei vor dem Sternenfall stehen geblieben?«
    Carya nickte.
    Ihr Begleiter schmunzelte. »Das liegt vermutlich daran, dass es sich gewissermaßen so verhält. Komm, setzen wir uns dort drüben hin, dann erkläre ich es dir.« Er wies in Richtung einer Sitzgruppe an der rechten Wand des Raumes. Sie gingen hinüber und ließen sich nieder. Auch diese Stühle bestanden aus dem geheimnisvollen Kunststoff und besaßen eine seltsam geschwungene Form. Sehr bequem waren sie allerdings nicht, trotz des dünnen Kissens, das anscheinend direkt auf die Sitzfläche geklebt worden war.
    »Vor etwa sechzig Jahren – ich war damals noch ein junger Mann – stand es um unsere Welt nicht gut. Der Kampf um Rohstoffe, Macht und Einfluss hatte gefährliche Ausmaße angenommen. Der Westen rang mit dem Osten, der Süden drohte dem Norden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zum ganz großen Knall kommen würde. Weitblickende Männer entschieden damals, dass es wichtig sei, vorbereitet zu sein. Sie erkauften sich die Kontrolle über dieses Tal, schotteten es unter verschiedenen Vorwänden von der Außenwelt ab und begannen mit dem Bau von Häusern, Fabriken und Bunkern, damit sie dort unabhängig würden überleben können. Außerdem wurden im Geheimen enorme Mengen an Rohstoffen, Vorräten und modernsten Technologien hierher umgeleitet, um auch für die Zukunft gewappnet zu sein.«
    Freeman schürzte die Lippen, und sein Blick wanderte an Carya vorbei ins Leere. »Nach ein paar Jahren geschah es dann plötzlich. Ich weiß nicht einmal mehr, wer zuerst den Knopf drückte, vielleicht weiß es niemand. Auf einmal war der Nachthimmel über uns von den Triebwerksfeuern der Raketen erfüllt. Es war die Nacht, die noch heute als Sternenfall bekannt ist, denn es war, als fielen die Sterne vom Himmel, und mit unvorstellbarer Gewalt löschten sie einen Großteil der Menschheit, vor allem auf der Nordhalbkugel der Erde, einfach aus.«
    Betroffen sah Carya ihn an. »Dann war es also wirklich ein Krieg damals.«
    »Ja, der dritte und letzte Weltkrieg, wenn man so möchte. Ein paar Tage funktionierte die Welt noch, und wer konnte, versuchte sich irgendwo an abgelegenen Plätzen in Sicherheit zu bringen. Alle, die von diesem Projekt hier wussten und noch nicht vor Ort waren, reisten so schnell wie möglich an. Nicht jeder schaffte es. Dann brach sämtliche Kommunikation zusammen. Die Menschheit als solche gab es auf einmal nicht mehr, lediglich einzelne Gruppen, manche größer, manche kleiner, die anfingen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ums Überleben zu kämpfen. Das Tal wurde rundherum abgesperrt und ein vorbereitetes Programm gestartet, um eine Katastrophe vorzutäuschen, die das ganze Land um die Berge scheinbar zur unbewohnbaren Todeszone machte.«
    »Also ist die Schwarze Zone nur eine Täuschung?«
    Freeman wiegte nachdenklich den Kopf. »Ja und nein. Das Land wurde wirklich zerstört, mithilfe von Giften und speziell gezüchteten Pilzen. Aber es gibt dort keine Strahlung, wie an Orten, wo seinerzeit die übleren Raketen eingeschlagen sind. Dennoch ist der Mythos, dass kein Mensch je lebend aus der Schwarzen Zone zurückgekehrt ist, wahr. Dafür sorgen Männer wie Dymond, die damals wie heute große Mühen auf sich nehmen, damit wir in Frieden leben können, versteckt vor der Welt – und das seit fünf Jahrzehnten.«
    »Soll heißen: Sie töten Unschuldige, die sich in ihr Gebiet verirrt haben.« In Caryas Tonfall schwang tiefe Verbitterung mit.
    »Für gewöhnlich ist das nicht

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