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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Stimmen herein, und der Wind wehte frischen Kaffeeduft herein. Galton war zu hören, und Reuben sah, dass Laura mit einem großen Tablett herumging und den Leuten Kaffee anbot.
    Wo, zum Teufel, stecken Felix und Margon? Was erwarten sie von mir? Was soll ich tun?
    «Alles ist in Ordnung», sagte Reuben und hob die Hände. «Ich gehe nirgendwohin.» Dann schloss er die Tür. «Zu Ihrer Information, Sheriff: Das letzte Mal bin ich vor einem Monat von einem Arzt untersucht worden. Ich habe keine Ahnung, wer diese Dokumente unterschrieben hat, aber wer immer es war, hat mich vorher nicht gesehen. Und was den Jungen betrifft … Ich habe ihn letzte Nacht hergeholt, weil er sich verirrt hatte. Ich sehe ein, dass es besser gewesen wäre, wenn ich jemanden verständigt hätte. Aber Sie sehen ja selbst, dass es Stuart gutgeht.»
    Mit finsteren Mienen schüttelten die Russen die Köpfe.
    «Nein, nein, nein», sagte Dr. Jaska. «Sie werden mitkommen, junger Mann. Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, um für Ihre Sicherheit zu sorgen, und lassen uns nicht davon abbringen. Nun kommen Sie schon! Wenn Sie es nicht freiwillig tun, müssen wir …»
    Mitten im Satz brach er ab und wurde blass, genau wie Dr. Klopow neben ihm.
    Reuben drehte sich um.
    Margon und Felix waren zurückgekommen. Sie standen neben dem Kamin, und noch ein weiterer der vornehmen Gentlemen vom Foto war bei ihnen, der grauhaarige Baron Thibault, der aufgrund seines faltigen Gesichts älter zu sein schien als die anderen und auffallend große Augen hatte.
    Ungezwungen und fast sorglos kamen die drei näher. Grace trat einen Schritt zurück, um ihnen Platz zu machen.
    «Wir haben uns lange nicht gesehen, nicht wahr?», sagte Baron Thibault mit sonorem Bariton und sah die beiden Russen an. «Wie lange genau, was meinen Sie? Zehn Jahre?»
    Dr. Klopow bewegte sich rückwärts auf die Haustür zu, und Jaska, der immer noch an der Tür stand, streckte die Hand nach dem Türknauf aus.
    «Sie wollen doch nicht schon gehen?», fragte Margon höflich. «Sie sind doch gerade erst gekommen. Und wie Sie selbst sagten, Dr. Jaska, haben Sie keine Kosten und Mühen gescheut, um hier sein zu können.»
    «Sie kennen diese Leute?» Grace sah Margon fragend an und zeigte auf die Russen. «Dann können Sie uns vielleicht darüber aufklären, was das Ganze hier soll.»
    «Halt dich da raus, Grace!», sagte Phil.
    Margon nickte beiden freundlich zu.
    Die Russen standen wie versteinert da, obwohl sie vor Wut zu kochen schienen. Der Geruch des Bösen, den sie verströmten, wurde so stark, dass Reuben wieder Krämpfe bekam.
    Felix beobachtete das Ganze mit undurchdringlicher Miene, aber Reuben glaubte eine Spur von Trauer in seinem Blick zu erkennen.
    Plötzlich wurden vor der Tür Schreie laut.
    Jaska machte einen Satz rückwärts. Auch Dr. Klopow erschrak, fing sich aber schnell wieder. Dann warf sie Margon einen wütenden Blick zu.
    Jemand rüttelte so heftig an der Tür, dass sie in den Angeln bebte. Erschrocken traten die Russen zur Seite, und der Sheriff rief seinen Leuten etwas zu.
    Draußen schrien jetzt Männer und Frauen.
    Dann sprang die Tür auf und ging krachend zu Boden.
    Reuben klopfte das Herz bis zum Hals.
    Aus dem strömenden Regen trat ein Wolfsmensch ins Zimmer, ein riesenhaftes Monster von über zwei Metern mit dunkelbraunem Fell, funkelnden grauen Augen und glänzend weißen Reißzähnen. Ein tiefes, kehliges Knurren kam aus seiner Brust.
    Die Krämpfe drohten Reubens Eingeweide zu zerreißen. Er spürte, wie das Blut aus seinem Kopf wich. Ihm wurde schwindlig, und er bekam weiche Knie.
    Der Wolfsmensch baute sich vor Dr. Klopow auf, packte sie beim Arm und hob sie mühelos hoch.
    «Nein, nicht!», schrie sie, wand sich und strampelte mit den Beinen. Doch die Bestie schwang sie umher und hielt sie nach draußen in den Regen.
    Alle im Haus waren in Aufruhr. Reuben taumelte zurück, Dr. Cutler kreischte hysterisch, und Jim eilte an die Seite seiner Mutter.
    Vor der Tür gerieten Männer wie Frauen in Panik. Schüsse ertönten, und jemand rief: «Nicht schießen! Nicht schießen!»
    «Schnell! Fasst die Bestie!», schrie Dr. Jaska und stieß den wie versteinert dastehenden Sheriff an. «Nun ergreifen Sie ihn doch, Idiot!»
    Fassungslos sah Reuben zu, wie der Wolfsmensch die Reißzähne in den Hals der Ärztin schlug und das Blut aus ihrer Arterie schoss. Augenblicklich erschlaffte ihr ganzer Körper.
    Jaska schrie auf und rief: «Tötet ihn, tötet

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